Lagrein ‘Rubatsch’ 2010 DOC

| 30. August 2012 ...alles

Edelstoff abseits des Massengeschmacks

Wonnetropfen der augenblicklich nach fester rustikaler Nahrung schreit. Ein Charmeur mit Profil und Eigenständigkeit.

Winzer/Weingut: Manincor, Südtirol, Italien.

Lage/Herkunft: Von den Lagen Rubatsch Terlan mit sandigem Boden und Seehof in Kaltern mit lehmigem Kalkschotter als Untergrund.

Flasche/Etikett: Mit dem gewohnt edlen Etikett steht die Burgunderflasche vor uns und zeigt durch die Schriftart an, dass der Rubatsch der Herz-Linie von Manincor angehört und somit aus den ‘Grossen Lagen’ des Weinguts stammt. In roten Kapitalen steht Lagrein auf dem Papier und unten drunter die Lage Rubatsch. Der Jahrgang von einer feinlinigen Ellipse mit angefügten Trauben und Blättern eingekreist. Zu oberst die gräfliche Krone und am Rand des Etiketts wie üblich alle Informationen zu Trinktemperatur sowie der Glas- und Dekantierempfehlung.

Weil wir der Meinung sind, dass der Rubatsch aufgrund des Jahrgangs noch zu einem ‘jungen Wein’ gezählt werden darf, kommt er für neunzig Minuten zur Belüftung in den Dekanter. Wie empfohlen packen wir die Bordeauxgläser aus und harren dem Minutenzeiger auf dass er sich ein wenig rascher bewegen möge. Wir sind gespannt was uns erwartet und freuen uns auf dieses echte Südtiroler Weinoriginal.

Im Glas: Schon im Dekanter hat der Rubatsch mit seiner fast blickdichten Farbe für Raunen gesorgt. Jetzt steht er ebenso satt und dunkelviolett im Glas. Tiefdunkelpupurviolett trifft es wohl am besten. An den Rändern schimmert es bläulich-violett.

In der Nase: In der Nase wirkt der Rubatsch noch ein wenig verhalten, fast vorsichtig und irgendwie geheimnisvoll. Jedenfalls riecht das was man riecht nach ganz dunklen Beeren, nach Lorbeerblatt und Wacholder und nach ganz ganz feinem Holz. Der Duft wird sich in der nächsten Stunde eindeutig weiter steigern und lässt die Vorfreude wachsen. Es ist ein sehr eigenständiges wie auch eigenwilliges Bukett das da in die Nase strömt und man steckt diese immer wieder gerne tief ins Glas.

Im Mund: Im Mund dann ein herrlich anderes, ungewohntes und völlig neues Geschmackbild das sich offenbart. Auf der Zunge weich und rund ohne füllig zu sein, leicht, beschwingt und mit einer äusserst feinen ‘Gangart’ unterwegs. Lange bleibt der Rubatsch drauf stehen ohne Konsistenz zu verlieren. Am Gaumen wie auf der Zunge wird es im Anschluss leicht herb, nicht richtig bitter, auch wenn man es fast schon als bitter bezeichnen könnte. Der Rubatsch ist vollgepackt mit Gerbstoffen welche aber derart sanft und weich, fast ‘handzahm’ sind, dass man noch mehr von ihnen spüren will. Der Rubatsch hat Kraft und Körper, wirkt dabei aber stets schlank und auch kühl im Mund. Im Abgang setzt er eine feine Würze frei die lange nachhallt und richtig appetitanregend ist. Packen Sie die Teller aus, der Wein schreit nach rustikaler Begleitung.

Der Rubatsch ist unter anderem deswegen so interessant, weil er abseits des gewohnten Geschmacksbildes liegt. Er ist einerseits saftig und rund, trägt aber auch eine feine Bitterkeit in sich welche förmlich zum Essen aninmiert. Sogar solo will man mehr von ihm haben weil der Gaumen diese feine Bitterkeit mag, diese sanften Gerbstoffe die gleich in der ‘Familienpackung’ auftreten, sich auf ihm ausbreiten und gleichzeitig Saft und Länge freisetzen. Nichts allzu Fruchtiges, keineswegs, vielmehr ein Potpourri aus Gewürzen, Vanille, Lakritze, Pflaumen und einer dezenten Note Holz. Der Rubatsch hat Persönlichkeit, hat seinen eigenen Willen und ist ein Wein für Kenner wie für Könner.

Resümee: Wenn ich, bei all meiner persönlichen Liebe zu französischen und diversen italienischen Rotweinen, einmal einen vinophilen ‘Seitensprung’ machen müsste, dann würde ich gerne von diesem Südtiroler eine Kiste in meinem Keller haben wollen. Das ist Edelstoff abseits des Massengeschmacks und noch dazu einer der richtig grossen Spass macht. Mit diesem Tropfen fange ich wieder an Wurst, Speck und Fleisch in mich hinein zu stopfen. 13% machen ihn angenehm im Trunk, dass er Respekt® und ABCERT-zertifiziert ist ist fast selbstverständlich und dass er spontanvergoren ist sowieso. Ein Südtiroler Weinoriginal vom Feinsten, um knappe 20 Euro zu erstehen und wer sich erst einmal mit ihm angefreundet hat sollte sich sputen seinen Bestand entsprechend zu ‘sichern’. Denn eines ist sicher. Einmal an diesem ‘Nektar’ gerochen und davon gekostet, ist man ihm hoffnungslos verfallen.

Tipp: 16-18º sind ideal und eine, besser aber zwei Stunden sollten Sie ihn im Dekanter lassen. Dann wird er richtig ‘rund’ und weich. Zu Fleisch, Wurst, Speck und allen regionalen rustikalen Sünden vorzüglich geeignet. Solo ganz gefährlich (gut).

Einen Bericht über den Lagrein ‘Rubatsch’ lesen Sie auch hier.

Verkostet wurde ein Lagrein ‘Rubatsch’ DOC 2010 von Manincor aus Kaltern in Südtirol, Italien.

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Kategorie: Manincor, Verkostet

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