La Pourpre 2011 Côtes de Provence
Charmeur mit Finesse und Charakter.
Seltener Wein den es nur alle paar Jahre einmal gibt. Das Juwel des Betriebes und ein ebensolches im Glas. Charaktervoll und edel.
Winzer/Weingut: Raimond Villeneuve, Château de Roquefort, Roquefort la Bédoule/Provence, Frankreich.
Lage/Herkunft: Von Reblagen auf einer Hochlage von 350 – 400 Metern die in verschiedenen Terrassen bis zum Mittelmeer abfallen.
Flasche/Etikett: Zum Etikett gibt es nach zahlreichen ausführlichst beschriebenen nicht mehr viel zu sagen. Ausser, dass (wie alle anderen) auch dieses, dank Cordula Alessandris aussergewöhnlichem Design, für mich persönlich zu den schönsten der Weinwelt gehört. Die ganze Serie an Weinbeklebungen ist eine reine Augenweide. Es schafft auf peppige wie auch gleichzeitig edle und vor allem impactstarke Art mächtig Eindruck und einen noch grösseren Wiedererkennungswert zu hinterlassen. Auch dieses Etikett ist durchgehend und auf der Seite steht wie gehabt alles über den Wein in französisch, über die Rebsorten sowie die Produktionsmengen. Natürlich wieder eine empfohlene Trinktemperatur (worauf speziell zahlreiche Gastronomiebetriebe achten sollten, wird dort noch immer – auch im Sommer – mit 20 und noch mehr Grad ausgeschenkt, was die totale Katastrophe ist). Soviel als Seitenhieb auf Schickimicki-Buden ohne Ahnung. Damit sich der ‘Purpurne’ so richtig ausgehfein machen kann, wird er für eine Stunde sich selbst in der Karaffe überlassen bevor er in die Gläser kommt.
Im Glas: Farblich wird der La Pourpre seinem Namen mehr als gerecht. In dunkelstem purpur steht er im Glas, wird zum Rand hin violett und ist im Kern fast schwarz. Finster ist´s im Becher kann man sagen.
In der Nase: Relativ frisch ‘dampft’ es aus dem Glas heraus, es riecht ein wenig nach Apothekerschrank (Mourvèdre lässt grüssen), nach kraftvoller Erde und nach dunkelbraunen Gewürzen. Eine feine Kräuternote zieht die Nase hoch, dunkle, reife Johannisbeeren heben die Hand und irgendwie fühlt es sich an als würde die Duftwolke im Glas ‘schweben’. Es ist eindeutig ein rustikaler, ein animalischer, ein dunkelwürziger Duft bei dem für Fruchtaromen nicht viel Platz bleibt. La Pourpre lässt einen ahnen was im Mund wohl kommen mag.
Im Mund: Und diesmal kommt ein Brummer auf die Zunge! Nichts mit leicht und fein und zart besaitet, sondern mit richtig Drehzahl und Kraft im Gepäck. Saftig, voluminös (ohne fett zu sein) und druckvoll stellt sich der La Pourpre auf der Zunge auf und lässt einen dicken Saft und jede Menge Würze spüren. Erst nach dem zweiten Schluck merkt man die plötzlich hervorblitzende Säureader die für kecke Frische sorgt und den Wein augenblicklich feiner und auch lebendiger erscheinen lässt. Auf einmal schmeckt man Frucht, auf einmal fühlt sich der Wein tatsächlich leichter an, auch wenn dieser Tropfen seine PS beim besten Willen nicht verbergen kann. Trotzdem wirkt nichts alkoholisch oder heiss, es wird – wie immer bisher – im zweiten Anlauf kühl und frisch im Mund. In diesem Fall ist diese Frische saftig, konzentriert und ziemlich dicht im Mundgefühl. Die superfeinen Gerbstoffe tragen ihr Übriges dazu bei indem sie es richtig rascheln lassen und den ganzen Mundraum ausfüllen, ohne auch nur einen Hauch von Pelz zu hinterlassen. So macht ‘Gerbstoffbeissen’ Spass.
Je länger der La Pourpre sich hier im Glas herum treibt umso spannender wird er. Da sind einerseits seine Gerbstoffe die sich anfühlen als würde man feinsten Sand kauen und andererseits seine saftige, aber doch sehr schöne, säurebetonte Charakteristik mit der er es schafft, die dunkle Würze und den reifen Saft in harmonischer Balance auftreten zu lassen. Die Zunge gewöhnt sich immer mehr an diese medizinisch wirkende Aromatik, die so würzig aber auch kräutrig ist, die Saft hat und doch so braun bzw. violett schmeckt. Der Gaumen geniesst es wie trocken La Pourpre über ihn zieht und wie elegant er sich, trotz seiner Erdigkeit, dabei benimmt. Wie bei allen bisher verkosteten Rotweinen von Raimond de Villeneuve offenbart sich auch der La Pourpre erst auf den zweiten Blick als Charmeuer mit Finesse und Charakter sowie Power, der diese aber niemals offenkundig raushängen lässt. So sehr er beim ersten Schluck gehämmert hat, so fein zeigt er sich jetzt und man nimmt es fast schon als selbstverständlich hin, ist man doch nichts anderes gewohnt von Raimonds Weinen.
Resümee: Was äusserst positiv auffällt ist, dass der La Pourpre immer süffiger wird, immer frischer wirkt und – richtig temperiert – für immer mehr Spass sorgt. Die Empfehlung von 16º macht mehr als Sinn, denn so wie er sich damit präsentiert ist er eine Offenbarung. Keine Spur von Alkohol, kilometerweit entfernt von dick oder gar fett und heiss und überhaupt nicht erdrückend. Vielmehr kühl, frisch, agil, vor allem in seinem Säurespiel, mit der Zeit sogar den fruchtigen Saft der schwarzen Beeren freigebend. Alles ummantelt von einer dunklen Würze, einer finessenreichen Kräutrigkeit und eines lebendigen, erdig-bäuerlichen und trotzdem eleganten Gerbstoffgerüstes. La Pourpre ist keinesfalls so düster wie die gleichnamigen Flüsse, hat aber doch ein Wesen, das einem eine gewisse Mystik, Dramatik und sinnliche Opulenz erahnen lässt. Und eignet sich, auch wenn es nicht unbedingt nachvollziehbar erscheinen mag, als inspirierender Tropfen der so manche schwüle Sommernacht ein wenig frischer erscheinen lässt.
Tipp: Zwei Stunden in der Karaffe sind ideal und bitte wirklich nicht ‘wärmer’ als mit 16º geniessen. Perfekt für fleischiges Grillgut sowie zu gerilltem Fisch! Und zu provencalischer wie auch regionaler Gemüseküche. Als Solist jederzeit geeignet um heisse Sommernächte kühler zu machen.
Einen Bericht über den La Pourpre lesen Sie auch hier.
Verkostet wurde ein La Pourpre 2011 vom Château de Roquefort in Roquefort la Bédoule in der Provence, Frankreich.
Kategorie: Château de Roquefort, Verkostet