Koberner Riesling 2015

| 30. März 2017 ...alles

Riesling für Kerle

Das ist pur, das ist geerdet und vor allem derart animierend, dass man sich fragt wozu man Frucht denn überhaupt noch braucht.

Winzer/Weingut: Materne & Schmitt, Winningen, Rheinland-Pfalz, Deutschland.

Lage/Herkunft: Von verschiedenen Lagen der Terrassenmosel.

Koberner Riesling Allgemeines: Mein erster war ein Wunschkind, der Nacholger hört auf den Namen Koberner. Beide stammen vom Winzerinnen-Duo Janina Schmitt und Rebecca Materne vom gleichnamigen Weingut Materne & Schmitt aus Winningen in Rheinland-Pfalz. Bei beiden handelt es sich übrigens um Rieslinge. Von der Mosel. Was haben Sie gedacht? Die Rebstöcke des Koberner Rieslings stehen auf blauem Tonschiefer, was bei mir persönlich bereits wieder grosse Erwartung und Neugier auslöst, bin ich doch ein bekennender “Schiefer-Fan”. Ausgebaut wurde der Wein von Janina Schmitt und Rebecca Materne, die übrigens beide Dipl.-Ing. Oen. sind, im Stahltank, und wenn man den den Worten der beiden Winzerinnen lauscht, dann hört man, dass es sich bei diesem Tropfen um einen richtig rasasnten Vertreter seiner Gattung handeln. Wie rasant der Koberner Riesling 2015 tatsächlich ist, wird sich in den nächsten Stunden zeigen. Da steht er nämlich nicht nur hier am Tisch der Wahrheit, da ist er vor allem im Glas und wird intensiv verkostet.

Im Glas: Saftig sieht das grünlich schmimmernde Gelb das aus dem Glas strahlt aus.

In der Nase: Überraschend aber ist der Duft des Koberner, der nicht vom erwarteten Schiefer, sondern von einer saftigen Kräutrigkeit dominiert wird. Schiefer kommt erst ganz weit hinten, vorne regiert eine frische Sommerwiese mit ganz vielen Wildblumen und ein wenig Fallobst. Es ist sinnlich was da aus dem Glas dampft, das Reife ahnen lässt, feine Würze bestenfalls als Hintergrundmusik beisteuert. Etwas Salziges im Riechorgan komplettiert den Duft der allerhöchsten Schnüffelfaktor hat.

Im Mund: Wer glaubt, dass der Koberner ein “Netter” ist, wird, kaum dass er auf der Zunge steht, vom Gegenteil überzeugt. Mineralik pur dominiert im Mund, von Frucht hat dieser Tropfen nie etwas gehört. Dafür wirft er mit einer Würze um sich die gewagt ist, die keine Gefangenen macht und die, in Kombination mit der enormen Griffigkeit die dieser Wein zeigt, schwer beeindruckt. Da ist sie wieder, diese gnadenlose Schieferwürze, in diesem Fall gepaart mit einer Kräutrigkeit die an eine gut gesalzene Wiese erinnert. Was für ein Wein der da im Mund steht, was für eine Haptik, was für ein Druck. Einfach Klasse.

Umwerfend, schlichtweg umwerfend ist der Grip den der Koberner im ganzen Mundraum aufbaut. Der haftet richtig, ohne dabei weh zu tun. Auf der Zunge und am Gaumen. Es ist einfach ergreifend wie sich der Tropfen festsaugt und ganz langsam das freisetzt was ihn ausmacht, nämlich dunkle Würze und nassen Stein. Und dazu eine Kräutrigkeit die nicht wirklich grün ist, die eher an von feuchtem Gras gestreiften Schotter denken lässt. Mag der erste Schluck den einen oder anderen verstören, so ist beim zweiten Maul voll Wein jegliche Voreingenommenheit verflogen und man dem Wein einfach verfallen. Der Koberner ist kein Riesling für die Frucht ist alles-Fraktion. Der ist für Kerle gemacht.

Je länger der Tropfen Sauerstoff aufnimmt, umso mineralischer, griffiger und druckvoller wird er. Es fühlt sich an, als würde einem feinster Staub über die Zunge und den Gaumen geblasen, als hinterließe der Koberner einen Film darauf der erst im Nachhall in voller Länge abgespielt wird. Viel besser kann man Textur nicht spürbar machen, viel schöner kann die Nichtpräsenz von Frucht nicht gezeigt werden. Das ist pur, in gewisser Weise erdig, das ist in der Tat geerdet, und vor allem derart animierend, dass man sich fragt wozu man Frucht denn überhaupt noch braucht.

Resümee: Das ist Riesling mit Charakter, mit Potential und mit einem Charme, der sich alleine über seine herbe Ader definiert. Der Koberner ist einfach WOW. Und zwar mit drei Ausrufezeichen!

Tipp: Gönnen Sie ihm eine Stunde in der Karaffe. Am besten mit 10-12º, die verträgt er. Versuchen Sie ihn aus dem grossen Glas. Sie werden staunen. Zu Süsswasserfisch ein Traum, zum Schnitzel sowieso und auch zur Blutwurst mit Bratkartoffeln höchst erfreulich. Als Solist ein wunderbarer Wein für anspruchsvolle Geniesser.

Einen Bericht über den Koberner lesen Sie auch hier.

Wein & und Winzer-Info:

koberner-riesling_2015
Wein: Koberner Riesling 2015
Winzer: Materne & Schmitt
Rebsorte(n): Riesling
Anbaugebiet: Mosel
Anbau: Nachhaltige Bewirtschaftung
Ausbau: Stahltank
Empfehlung: -
Verschluss: Schraubverschluss

Bezugsquelle: 225 Liter, München, Deutschland.

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Kategorie: 225 Liter, Verkostet

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