Il Chiuso 2011

| 2. Juli 2013 ...alles

Megaschlank und etwas schusselig.

Frisch, fröhlich, unkompliziert und mit jenen Beats ausgestattet, die spielend für einen Hit sorgen.

Winzer/Weingut: Castello di Ama, Gaiole in Chianti, Siena, Italien.

Lage/Herkunft: Von Weingärten in Galestro und Alberese mit überwiegend Kalksteinböden.

Il Chiuso 2011 Flasche/Etikett: In der schlanken Bordeauxflasche steht der Il Chiuso auf dem Tisch der Wahrheit. Ein turmhohes Etikett klebt darauf welches im oberen Teil einen Ritter auf seinem Pferd zeigt. Dabei handelt es sich um Guidoriccio da Fogliano, einen italienischen Condottiere. Darunter steht der Herkunftsnachweis und der Hinweis darauf, dass es sich um einen IGT, einen Landwein handelt. 2011 und Il Chiuso steht in grossen blauen Lettern in der Mitte des crémefarbigen Etiketts und unterhalb befindet sich das Logo des Castello di Ama, zwei Wappenschilder. Am unteren Ende des Papiers die unbedingt notwendigsten Angaben und das war’s dann auch schon. Kein Hinweis auf den Inhalt, keine Infos über Wein, Herstellung oder über das Weingut selbst. Damit der ‘junge Hüpfer’ sich ein wenig austoben und seinen möglichen Übermut ausleben kann, kommt er für eine Stunde in die Karaffe und darf sich dort auf seinen grossen Auftritt vorbereiten.

Im Glas: In einem funkelnden Kirschrot zeigt sich der Il Chiuso in all seiner Strahlkraft im Glas. Er leuchtet förmlich drin, ist klar wie ein Bergsee und man kann fast die Zeitung am Grund des Glases lesen. Aber wer will das schon?

In der Nase: Es duftet kühl in der Nase, ein Hauch braunes Gewürz steigt auf und dann drängen sich reife Kirschen und Blaubeeren nach vorne. Nicht intensiv, aber sie stellen klar wer das Aromenorchester dirigiert. Am Ende quetscht sich noch ein wenig Holz durch um zu zeigen, dass sich der Wein die letzten 6 Monate in gebrauchten Barriques befunden hat. Es ist nicht dieser typische Sangioveseduft den man riecht (obwohl er vorherrscht), es ist die Vereinigung mit den Aromen des Pinot Noir die ihn so interessant macht. Und es ist die kühle Frische die beeindruckt.

Im Mund: Überraschend knackig und vor allem megaschlank kommt der Il Chiuso auf die Zunge. Fast transparent wirkt er auf den ersten Eindruck. Man schmeckt sofort die Kirschfrucht des Sangiovese und fühlt wie sich die Leichtigkeit des Pinot Noir auf ihr ausbreitet. Da ist kein Gewicht im Mund, der Wein fliegt förmlich über den Gaumen und erst wenn er seinen Weg gegangen ist spürt man sein jugendliches Gerbstoffmäntelchen. Noch sind diese nicht wirklich eingebunden, wissen noch nicht wo sie wirklich hin gehören und hecheln dem gesamten fruchtigen Abgang hinterher, um trotzdem auf der Zunge zu ‘verenden’. Etwas unbeholfen wirken sie in ihrer unorganisierten schusseligen Art. Ein auf den ersten Eindruck fröhliches Mundgefühl, welchem durch das zaghafte ‘Aufbegehren’ der Gerbstoffe überhaupt kein Abbruch getan wird.

Wie erwartet steht nach drei Stunden ein komplett veränderter Wein im Glas. In der Nase jetzt Milchschokolade, Vanille und in Kirschen und Erdbeeren getauchtes Holz, im Mund wesentlich mehr Saft. Sangiovese hat die Führung übernommen, Kirschen mit etwas dunkler Schokolade im Schlepptau dominieren das Geschehen auf der Zunge und am Gaumen scheint es, als hätten sich die jungen Tannine darauf verständigt gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Es fühlt sich alles stimmiger, harmonischer und konzentrierter an. Der Il Chiuso ist jetzt zum fröhlichen und richtig fruchtigen Tropfen geworden, der sich vor allem durch eines, nämlich seine überaus schlanke Statur beliebt macht. Man spürt seine Jugend in jedem Tropfen der auf die Zunge kommt und versucht, sie und auch den Gaumen zu beeindrucken, man erkennt sein Talent das er in sich trägt und geniesst einfach seinen jugendlichen Übermut und seine Unausgegorenheit. Das alles macht sich in saftiger, fruchtiger und ultraleichter Statur bemerkbar.

Resümee: Eigentlich ist der 2011er noch zu jung, zeigt sich aber schon jetzt erfreulich zugänglich, absolut trinkfreudig und fordert einen zum ‘lustigen Verputzen’ auf. In zwei, drei Jahren sollte er dann wirklich ein anspruchsvoller Bursche sein und zeigen was aus ihm geworden ist. Aktuell ist es eine recht filigrane, von Sangiovese dominierte Cuvée die sich mit ihrem so gut wie nicht wahrnembaren Partner Pinot Noir zum Ziel gesetzt hat, als lustige Boygroup Karriere zu machen. Frisch, fröhlich, unkompliziert und mit jenen Beats ausgestattet, die für einen Hit sorgen. Um die 18-20 Euro kostet das Vergnügen, welches heute noch ein wenig kostspielig, in ein paar Jahren aber absolut fair sein wird.

Tipp: Zwei Stunden in der Karaffe wirken wahre Wunder. Am besten leicht gekühlt bei 16º geniessen. Zu Rinderfilet, Steinpilzen, zu Salami und zu Pasta sowieso und als Solist ein lustiger, beschwingter und fröhlicher Begleiter.

Einen Bericht über den Il Chiuso lesen Sie auch hier.

Verkostet wurde ein Il Chiuso 2011 vom Weingut Castello die Ama aus Gaiole in Chianti, Siena, Italien.

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Kategorie: Castello di Ama, Verkostet

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