Hugel ‘Gentil’ 2010

| 8. August 2012 ...alles

Universaltalent mit dem gewissen Etwas.

Verdunstet schneller als ein Wäschetrockner trocknen kann. Frischer Sommerwein der die Hitze erträglicher macht.

Winzer/Weingut: Hugel & Fils, Riquewihr, Elsass, Frankreich.

Lage/Herkunft: Von ausgesuchten lokalen, von Lehm- und Kalkstein dominierten Weingärten in und rund um Riquewihr.

Flasche/Etikett: Mit dem unverwechselbaren und vor allem nicht zu übersehenden knallgelben Etikett steht die Schlegelflasche nun vor uns und zwingt uns fast die Sonnenbrillen aufzusetzen. Gelb, gelber, Hugel kann man sagen. Wie üblich verziert mit dem ‘Dreiberg’, dem Familienwappen. In grossen goldenen Lettern GENTIL ‘HUGEL’ drauf und signalig rot ALSACE. Herkunft ist eben alles. In Frankreich.

Und weil auch etwas über den Wein an sich zu erfahren sein soll, gibt es auch hier wieder ein nettes kleines Rückenetikett, welches einen unbarmherzig daran erinnert, dass man in der Schule besser in Französisch aufgepasst hätte. Steht nämlich in dieser Sprache alles oben was von Interesse ist. Das Leben rächt sich immer, irgendwann einmal. Da der Gentil aber dafür absolut nichts kann wird er einfach aufgemacht und eingeschenkt. Dekantieren ist nicht nötig, auch wenn es immer wieder Spass macht. Aber in der Karaffe sieht der Wein ganz einfach besser aus und deshalb wird er einfach ‘umgefüllt’. Hat auch noch keinem Wein wirklich geschadet.

Im Glas: In einem sehr hellen, frischen und leuchtenden Gelb steht der Gentil im Glas und blitzt schön mit seinen grünlichen Reflexen aus diesem heraus.

In der Nase: Im Duft weniger intensiv als aufgrund der Rebsortenkomposition erwartet, dafür umso feiner, vielschichtiger und aromatischer. Es riecht nach Marille, nach Apfel und nach Blumen. Safran weht vorbei und eine frische Aromatik zeigt sich wunderschön in der Nase. Es duftet wohltuend erfrischend und aktiv im Glas und man spürt sein jugendliches ‘Gehabe’. Frisch, frech und fröhlich wird die Nase mit der Vielzahl von teilweise exotischen Aromen durchflutet und am Ende zeigt sich auch eine gewisse mineralische Note im Aromenstrauss.

Im Mund: Über die Lippen zieht der Gentil weich und füllig um sich dann sofort mitten auf der Zunge auszubreiten. Dabei fällt auf, dass man den Gentil am Anfang erst dreimal ‘nachschmecken’ muss, so vielschichtig ist das was sich da im Mund offenbart. Einerseits staubtrocken und mineralisch, zeigen sich andererseits feine Fruchtaromen. Zwar verhalten, aber immerhin. Leicht ist der Gentil im Körper, extra-dry im Mundempfinden und glasklar in der Statur. Dank seines attraktiven Säurespiels zeigt er jugendliche Rasse und Unbekümmertheit, hält sich nicht allzulange auf der Zunge auf, sondern ‘stürzt’ sich rasch und ohne Umweg auf den Gaumen.

Dort dominieren eindeutig Gewürztraminer und der berühmte ‘Schuss Nuss’ des Muskatellers. Sie sind die ‘Leithammel’ dieses Orchesters und verleihen den anderen Mitspielern das gewisse Etwas. Es ist interessant die Verdunstungsphase am Gaumen zu beobachten, wie zuerst der würzig-fruchtige Film abgelegt wird und dieser im nächsten Augenblick eine rein würzige Trockenheit hinterlässt. Der Gentil will getrunken werden, immer und immer wieder.

Resümee: Der Gentil hat was, das steht fest. Es ist der Gewürztraminer der die anderen Teilnehmer am ‘Aromen-Contest’ zwar teilhaben lässt, sie aber mit Nachdruck auf jene Plätze verweist die ihnen zugedacht sind. Auch wenn Sylvaner und Weissburgunder die Majorität stellen, manchmal sind doch die Minderheiten die Gewinner. Genau das macht den Gentil so spannend. Er ist weich wie Handcréme, erfrischend wie ein Bergsee und bei all seiner Jugend ein doch ziemlich komplexer und vielschichtiger Charakter. Ich persönlich habe zu wenig Erfahrung um beurteilen zu können ob das ein ´typischer’ Elsässer ist, aber wenn, dann mag ich das. Nicht zuletzt aufgrund der Tatsache weil ich Weine mag, die einem ein gepflegtes, kultiviertes ‘Bäuerchen’ entlocken. Der Gentil macht einfach Spass.

12,5% bringt der Gentil auf die Waage. Das macht ihn umso trinkiger und lässt reuelosen Trinkspass zu. Der Umstand, dass der Gentil geschmacklich etwas ‘neben der Spur’ liegt macht ihn so spannend und interessant. Es ist keine der üblichen, sondern eine richtig abenteuerliche Cuvée die sich hier vorstellt. Dass es dieses Vergnügen schon um die 10 Euro zu erleben gibt macht einen Versuch nur noch verführerischer.

Tipp: Servieren Sie den Gentil bei maximal 8º zu Tapas, Fisch, Sushi oder zu gut gewürzter indonesischer, indischer oder mexikanischer Küche. Oder einfach als Aperitif. Solo genossen nimmt Sie der Gentil auf eine aromatische ‘Abenteuerreise’ mit.

Einen Bericht über den Hugel ‘Gentil’ lesen Sie auch hier.

Verkostet wurde ein Gentil ‘Hugel’ 2010 von Hugel & Fils aus Riquewihr im Elsass, Frankreich.

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Kategorie: Hugel & Fils, Verkostet

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