Herrenberg 2012 Riesling

| 23. August 2014 ...alles

Exotik pur im weissen Mantel.

Entspannter Pfälzer Riesling aus handwerklich seriöser Produktion. Am besten ohne alles, oder zu frischem Marillenkuchen genossen.

Winzer/Weingut: Weingut Pflüger, Bad Dürkheim, Pfalz, Deutschland.

Lage/Herkunft: Von der Lage Ungestein Herrenberg, einem Hang mit einer Neigung von teilweise mehr als 30% und einem hohen Gehalt an Mineralität.

Pflüger Herrenberg Riesling Flasche/Etikett: Auf der braunen Schlegelflasche klebt ein so einfaches wie auch anspruchsvolles Etikett. Gestaltet von den Medienagenten, ist es wohl eine der gelungensten Verbindungen von Name und Symbolik. Der Bauer, der mit seinem Pferd vorm Pflug die Erde bearbeitet steht gleichzeitig für den Namen des Weinguts, Pflüger. Mehr auf den Punkt kann man es nicht bringen. Im weissen Teil des farblich komplett reduzierten Etiketts in einfacher, klassischer Typo nur PFLÜGER etwas fetter und darunter Herrenberg Riesling 2012. Am Rand ein so simpler wie auffälliger schmaler grüner Balken. Die Farbe der Kapsel und der Halsmanschette ermöglichen die Zuordnung der Weine zu den einzelnen Qualitätsstufen, in diesem Fall eine grüne-schwarze, die für die Ortsweine steht. Hinten ein kleines Etikett mit den wichtigsten Infos sowie den Sieglen von demeter und ECOVIN. Für 30 Minuten kommt der Riesling in den Bottich um sich zu akklimatisieren. Danach wird angetrunken.

Im Glas: Strahlendes Gelb dreht seine Runden im Glas. Feiner grüner Schimmer begleitet es.

In der Nase: Typischer Spontiduft im Riechorgan, der mit Luft und schwenken nach und nach klarer wird. Gelbfruchtug, saftig und dicht steht der Duft in der Nase. Marillen satt, Ananas und fetter Pfirsich feiern fröhliche Urständ. Neigt fast zur fruchtigen Opulenz und fühlt sich entsprechend kräftig an. Eine gewisse exotische Aromatik lässt sich nicht verleugnen und es wird interessant sein, wie sich der Duft des Herrenbergs mit noch mehr Luft verändern wird. Denn das wird er, garantiert.

Im Mund: Überraschend anders als er in der Nase war kommt der Riesling Herrenberg auf die Zunge. Mineralisch salzig und etwas kalkig. Erst danach dürfen die verstreuten Aprikosen und Ananas die Hände heben. Man schmeckt die saftigen Früchte auf der Zunge und man spürt den Salzstich auf der Spitze und an den Rändern. Wunderbar! Gleichzeitig ist alles von einem feinen weissen Kalkfilm umhüllt. Es fühlt sich dicht an, ist aber äusserst fein, man glaubt mehr im Mund zu haben als man tatsächlich hat und die kalkige Note verleiht dem Tropfen eine schöne weisse Aromatik. Frische Säure trägt ihr Übriges zum lebendigen Auftritt auf der Zunge bei und der Gaumen dankt für gelbe Exotik und jede Menge Muschelfeeling.

Auch nach einer Stunde Luftaufnahme ist es bemerkenswert wie sehr sich Duft und Geschmack voneinander unterscheiden. In der Nase noch immer ‘spontig’, dicht und üppig und im Mund ein feiner, mineralischer wie auch dezent fruchtiger Wein. Fühlt sich fast spritzig an und erst im Abgang spürt man sanften Rauch der sich mit hinunter schiebt. Man spürt physisch, dass der Wein spontan vergoren und auf der Hefe ausgebaut ist und man fühlt das auf jedem Millimeter im Mund. Gleichzeitig fühlt sich alles fein und leicht an. Die saftigen Fruchtaromen, die mit einem Restzucker von ca. 8 g/l für den Faktor ‘süss’ sorgen, werden aber augenblicklich von einer frischen Säure sowie einer prägnanten Mineralik gepuffert welche dem Herrenberg ein feines Mäntelchen aus weissem Kalk, Salz und Muschelsplitter überzieht.

Resümee: Fest steht, dass der Riesling Herrenberg auf jeden Fall für zwei Stunden in die Karaffe wandern sollte. Um dann, nach vier, so richtig aufzudrehen. Viel klarer im Mund, fast kein Spontiduft mehr in der Nase, weniger opulent und dicht, feiner und leichter in der Textur geworden. Muschelkalk dominiert den Tropfen, reife Ananas steht daneben und salzige Mineralität beschert einen überraschend feingewirkten Eindruck. Weiss, kalkig und fruchtig fühlt sich alles an. In dieser Reihenfolge wahrnehmbar. Im Abgang ein Hauch von Rauch. Am Abend, nach zehn Stunden offen, frische Säure, die Handvoll Restzucker hat sich tiefer eingegraben, sich im Kalkmantel verbuddelt. Fruchtige Säure läuft an den Zungenrändern ab. Leicht zitronig. Übrig ist ein kleines Zuckerschwänzchen, das dem Wein gewissen Charme verleiht. Entspannter Pfälzer Riesling aus handwerklich seriöser Produktion. Gefühlsmässig würde ich den Wein öffnen und erst am nächsten Tag antrinken. Sicher ein überraschendes Erlebnis. Können tut er’s allemal.

Tipp: 2-3 Stunden in der Karaffe tun ihm gut. 10-12º Trinktemperautur sind ideal. Am besten ohne alles pur zum Spass genossen. Oder zu frischem Marillenkuchen.

Einen Bericht über den Riesling ‘Herrenberg’ lesen Sie auch hier.

Verkostet wurde ein Riesling Herrenberg 2012 vom Weingut Pflüger aus Bad Dürkheim in der Pfalz, Deutschland. Bezugsquelle: Bio Wein Online Ramsau/Steiermark, Österreich.

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Kategorie: Bio Wein Online, Verkostet

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