Grüner Veltliner Vogelsang 2013

| 3. April 2015 ...alles

Buddhismus mit Geschmack.

Ein Künstler, Magier, sowie Frei- wie Schöngeist. Ein Wein den man zum Essen trinken KANN, der aber solo noch viel besser ist, weil man alleine ihm gehört.

Winzer/Weingut: Herbert Zillinger, Ebenthal/Weinviertel, NÖ, Österreich.

Lage/Herkunft: Von der Lage Vogelsang mit leichten kalkreichen Böden, die von Sand, Sandstein und Löss durchzogen sind.

Vogelsang GV 2013 Lagenselektion Flasche/Etikett: Viele viele bunte Smarties schwarze Zs zieren in gewohnter Weise das weisse Etikett auf der Burgunderflasche. Ganz oben und unten ein ganz grosses, umringt von vielen kleinen. Zs natürlich. In der Mitte in gewohntem kupfer VOGELSANG mit einem Stern und unten ebenfalls in kupfer GRÜNER VELTLINER Lagenselektion. Ganz unten Weingut Herbert Zillinger. Das Etikett, man kennt es bereits, oben und unten gestanzt wie eine Briefmarke. Am ebenso weissen Rückenetikett ganz oben WEINVIERTEL DAC RESERVE und ein paar Bemerkungen Herbert Zillingers seine Philosophie den Wein betreffend. Rechts noch einmal Vogelsang Grüner Veltliner und unterhalb, ganz wichtig, unfined & unfiltered (ungeschönt & unfiltriert). Der Vorteil diesen Wein bereits getrunken zu haben ist, dass ich bereits weiss, dass er ein bis zwei Stunden in der Karaffe braucht um dann so richtig aufzudrehen. Drum kommt er jetzt für eine in den Bottich und wird im Anschluss aus dem grossen Becher angetrunken.

Im Glas: Leuchtendes goldgelb dreht seine Kreise im grossen Glas. Leichte grünliche Reflexe sind zu sehen.

In der Nase: Es ist kein typischer Veltlinerduft der aus dem Glas strömt, vielmehr fühlt man eine opulente Dichte die voll von gelber Aromatik ist. Erdig, nach frischen Wurzeln, etwas Butterblume, so gut wie nichts von Frucht. Hier dampft der Boden und das was auf ihm liegt die Nase hoch. Weich, rund, füllig. Dabei würzig, mit einem Schuss von grünen Kräutern. Nach 90 Minuten so gut wie nicht als Grüner Veltliner zu enttarnen. Wirkt völlig entschleunigt in der Nase und lässt einen augenblicklich zur Ruhe kommen.

Im Mund: Als würde schwarzer Pfeffer aus einem feinen Sieb cremig und weich auf die Zunge tropfen. So fühlt sich der Wein an wenn er rund und füllig in den Mund fliesst. Das ist kein Grüner Veltliner wie man ihn kennt, erwartet oder gewohnt ist. Das ist vollkommen entschleunigter, von so gut wie jeglicher Fruchtigkeit befreiter Meditationswein. Pikant fühlt er sich an, der Grüne Veltliner Vogelsang. Ebenso pfeffrig, aber nicht im Sinne des berühmten wie typischen Veltliner-Pfefferls. Das hier ist subtile Schärfe auf der Zunge, schwarze Würze, dezente Kräutrigkeit und fein geschliffener Sand. Pure Mineralität steht hier im Mund und zeigt sich in einer cremigen Textur die zwar Breite hat, jedoch zu keiner Zeit den Mund füllt. Nach knapp zwei Stunden tauchen dann Reste reifer Äpfel auf.

Immer mehr macht der Grüne Veltliner Vogelsang an der Luft auf. Er wird immer feingliedriger, beginnt richtig zu singen. Erst jetzt, nach knappen drei Stunden, kommt der Kalk immer mehr durch, fällt der Speck ab und es zeigt sich eine ausgeprägte Pfefferwürze. Auf der Zunge weich, mild und rund, am Gaumen extrem pfeffrig, karg und knochentrocken. Trotz allem steht genug pikanter Saft im Mund der auf der Zunge gelb und würzig ist. Frische Säure wirkt belebend und verleiht dem Wein agilen Charakter. Was kurz vorher an reifen Apfelaromen aufgetaucht ist entpuppt sich als Apfelschale im Endstadium. Gerade noch lebendig und dank des schwarzen Pfeffers extrem pikant. Der ganze Mundraum spürt dichten Saft und eine Kargheit die fast weh tut. Und immer wieder stellt man sich die Frage ob das wirklich Grüner Veltliner ist. Und wie kann etwas das nicht fruchtig schmeckt, so ‘fruchtig’ wirken? Ein Widerspruch? Keinsfalls. Es ist die Würze die Extrakt freisetzt und die Mineralik die darin steckt, welche diesen Wein vibrieren lassen. Im Abgang wieder schwarzer Pfeffer, intensive Pikanz, viel Schmelz und nicht enden wollend im Nachhall.

Resümee: Der Grüne Veltliner Vogelsang fordert Zunge und Gaumen, zwingt einen sich hin zu setzen und ihm zuzuhören. Sich auf ihn zu konzentrieren und alles andere einfach sein zu lassen. Er ist kein Wein der wie konventioneller Veltliner nebenbei gesoffen werden will, da wird er grantig. Der Grüne Veltliner Vogelsang ist ein Künstler, Magier und Frei- wie Schöngeist. Ein Wein den man zum Essen trinken KANN, der aber ohne Küchenbegleitung noch viel besser ist, weil man ausschliesslich ihm allein gehört. Dann hat er viel zu erzählen, immer die Pfeffermühle in der Hand und jedes Wort damit bestreuend. Sieben Stunden sind vergangen und es scheint als würde es kein Ende geben das der Wein erreichen könnte. Er wächst und wächst und nimmt einen immer mehr gefangen. Das ist Buddhismus mit Geschmack. Entspannt, entschleunigt, friedlich. In Zukunft bestehe ich darauf mit diesem Saft akkupunktiert zu werden. Oder einfach notversorgt.

Tipp: Zwei bis vier Stunden in die Karaffe damit. Wächst unendlich und geht locker über mehrere Tage. Mit 12-14º geniessen. Als Essbegleitung fast zu schade, gehört für sich allein genossen. Viel mehr kann man Genuss gar nicht entschleunigen.

Einen Bericht über den Grüner Veltliner Vogelsang lesen Sie auch hier.

Verkostet wurde ein Vogelsang Grüner Veltliner 2013 Lagenselektion vom Weingut Herbert Zillinger in Ebenthal im Weinviertel, Niederösterreich.

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Kategorie: Verkostet, Zillinger

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