Givry 1er Cru “Clos du Cellier aux Moines” 2014
Charakter maximal
Ein extrovertierter, wenn auch gesitteter Cowboy in seinem schönsten Anzug. Der macht sein Ding und weiss, dass keiner ihm das Wasser reichen kann.
Winzer/Weingut: Domaine Joblot, Givry/Côte Chalonnaise, Frankreich.
Lage/Herkunft: Von alten Rebzeilen am Fuss des Canigou, dem heiligen Berg der Katalanen.
Allgemeines: Parker und Meadows besingen Jean-Marc Joblot und seine Weine in allerhöchsten Tönen. Sie befinden, er mache schlichtweg Referenzburgunder. Robert M. Parker sagt sogar: „Jean-Marc Joblot is the uncontested king in the Givry appellation“. Im Dörfchen Givry, der tief im Süden des Burgunds befindlichen Côte Chalonnaise, macht Jean-Marc, unterstützt von seiner Tochter Juliette, Weine die an Finesse und Geschmeidigkeit schwer zu überbieten sind. Seit zig Jahren geniesst die Domaine Joblot Kultstatus unter Kennern, die Weine jedoch sind erheblich “günstiger” als vergleichbare Pretiosen der Côte d’Or. Dass biologisch angebaut wird versteht sich von selbst. Einen von Jean-Marc Joblots Weinen, den Givry 1er Cru “Clos du Cellier aux Moines” 2014, habe ich heute auf meinem Tisch der Wahrheit stehen. Eine Stunde in der Karaffe sollten für den Anfang reichen und wie sich dieser “Referenzburgunder” präsentiert, das werde ich mir jetzt mal anschauen. Der grosse Becher ist poliert und somit kann es losgehen.
Im Glas: In dunklem rubinrot leuchtet der Clos du Cellier aux Moines aus dem Glas heraus.
In der Nase: Betörend und äusserst vielschichtig ist der Duft. Man riecht reife Waldbeeren, saftige Kirschen, Unterholz und etwas feuchte Erde. Helle Tabakblätter fliegen durch die Gegend und auch etwas leicht florales steht im Hintergrund. Ein Duft zum drin versinken. Sexy, sanft und doch auch fordernd. Zum Ende hin sehr würzig, mit einer Prise Zimt als Anhang.
Im Mund: Mit einer gewaltigen Ladung Gerbstoff und einer aussergewöhnlichen Mineralität schlägt der Clos du Cellier aux Moines im Mund auf. So sehen Tanninkrieger aus. Doch haben sich diese erstmal abgerieben, steht plötzlich ein richtig knackig-saftiger Wein auf der Zunge. Frisch, kühl und ausgesprochen kirschig wälzt er sich über sie hinweg und streift am Gaumen dunkle Gewürze wie auch Waldaromen ab. Es fühlt sich umwerfend an was da im Mund abgeht, es macht Druck, hat Kraft und zeigt wie Mineralik wirklich geht. Wie zum Hohn drängt sich plötzlich eine Säure in den Vordergrund und tanzt beschwingten Samba auf der Zunge. Auch im Abgang schmeckt man wieder junge Kirschen und man spürt wie feiner Rauch am Gaumen abzieht. Das Finale überraschend knackig.
Immer mehr nimmt der Clos du Cellier aux Moines Fahrt auf, wird immer knackiger und frischer. Er schält sich quasi aus seinem Tanninkleid raus und überlässt immer mehr dem Säure-Fruchtspiel die Führungsarbeit. Nicht ohne trotzdem seine beeindruckende Textur zu behalten. Er wird nur schlanker im Mund, vor allem aber rasanter. Das Tempo ist definitv der lebhaften Säureader geschuldet, die grandiose Mineralität steuert das ihre dazu bei. Fast ist man geneigt die junge rote Kirscharomatik mit einem Spritzer Zitrusfrucht zu verwechseln, so frech nagt diese an den Zungenrändern. Es macht Spass den Wein im Mund zu spüren, sein Spiel zu verfolgen wie er rassig über die Zunge zieht, um danach in einer bemerkenswerten Tiefgründungkeit am Gaumen haften zu bleiben. Ein Burgunder der eindrucksvoll seine “dunkle” Seite zeigt.
Vier Stunden ist der Clos du Cellier aux Moines nun offen und ich habe mich ihm endgültig ausgeliefert. Das ist ganz grosses Burgunderkino. Nichts mit verspielter Himbeerfrucht und den üblichen Verdächtigen; hier geht es zur Sache. Die Kirsche hält das Zepter in der Hand und dirigiert Gewürze, Tabak, Rauch, den ganzen Wald sowie ein Schotterbergwerk als wäre dies die normalste Sache der Welt. Mineralik pur, Charakter maximal, Finesse grenzenlos.
Resümee: Kein Faserschmeichler, keiner der auf Schulterklopfer angewiesen ist. Vielmehr ein extrovertierter, wenn auch gesitteter Cowboy in seinem schönsten Anzug. Der macht sein Ding und weiss, dass keiner ihm das Wasser reichen kann. Was der in ein paar Jahren ablässt mag ich mir jetzt noch gar nicht ausmalen. Es wird ganz einfach phänomenal und grandios sein.
Tipp: Zwei bis drei Stunden in der Karaffe tun ihm ausgesprochen gut. Mit 16º am besten zu trinken. Schmorgerichte, Braten, Pilz- bzw. Champignonomelett! und vieles mehr begleitet dieser Wein perfekt. Als Solist ein Tropfen dem man Zeit geben sollte, dann aber nicht mehr von ihm loskommt.
Einen Bericht über den Clos du Cellier aux Moines lesen Sie auch hier.
Verkostet wurde ein Givry 1er Cru “Clos du Cellier aux Moines” 2014 von der Domaine Joblot aus Givry an der Côte Chalonaise im Burgund, Frankreich. Bezugsquelle: Pinard de Picard, Saarwellingen.
Kategorie: Pinard de Picard, Verkostet