Gattinara Valferana DOCG 2011
Weltklasse. Und Punkt.
Ich kann mich nicht erinnern wann ich einen frischeren und kühleren Nebbiolo getrunken habe. Einfach traumhaft dieser Stoff.
Winzer/Weingut: Azienda Vitivinicola Nervi, Gattinara, Piemont, Italien.
Lage/Herkunft: Von der Lage Valferana, einer Einzellage in knapp 400 m Höhe am Fuss der Alpen.
Allgemeines: Zeit wird es, wieder einmal einen anständigen Nebbiolo in den grossen Burgunderbecher zu füllen. Diesmal aber nichts mit Barolo, Barbaresco, Alba oder Langhe. Der Nebbiolo der heute am Tisch der Wahrheit steht kommt von der Azienda Vitivinicola Nervi aus Gattinara in der Provinz Vercelli im Piemont. Nervi ist das älteste Weingut im Gattinara DOCG Gebiet und heute im Besitz der norwegischen Familien Kathrine und Erling Astrup sowie Wicklund und Skjelbred. Chefönologe Enrico Fileppo sorgt dafür, dass nur bester Wein in die Flaschen kommt. So einer wie der Gattinara Valferana DOCG 2011 zum Beispiel. Ein Wein den es nur in grossen Jahrgängen gibt. Valferana ist eine Einzellage in knapp 400 m Höhe am Fuss der Alpen. Über vier Jahre lang dümpelte der Tropfen, der von Hand gelesen und spontan vergoren wurde, in grossen Holzfässern vor sich hin. Heute darf der Valferana erstmal eine Stunde in der Karaffe seine Runden drehen bevor seiner eigentlichen Bestimmung zugeführt wird. Aus dem grossen Glas, natürlich.
Im Glas: In wunderschönem, leicht “angebräuntem” ziegelrot steht der Valferana fast transparent im Glas.
In der Nase: Der Duft ein Traum von Wald und Würze, von dunklen Beeren und auch Zwetschken. Kirsche mittendrin und insgesamt ein ausgesprochen klarer wie auch leicht morbider Duft, der sich in der Nase breit macht. Feuchtes Laub und nasse Zweige bringen diesen wunderbaren Ton hinein. Zarter roter Rauch im Hintergrund, darin ein Tick von Süsse sehr schön eingebettet. Einfach schön.
Im Mund: Zauberhaft. Einfach zauberhaft! Wo hat sich diese Schönheit nur bis jetzt versteckt? Etwas Zwetschke eröffnet das Aromenspiel, dann folgt dunkle Beerenfrucht und dann wird´s richtig “waldig”. Wie nach einem Sommerregen dampft und raucht der feuchte Nebel auf der Zunge, man schmeckt das Laub, das Unterholz, und merkt erst jetzt welch geniales Gerbstoffkleid der Valferana angezogen hat. Am Gaumen leiser Rauch, auch da die traumhaft reife Zwetschke und wieder dieser phantastisch feine süsse Stich. Richtig sexy ist das. Der Stoff ist einfach Weltklasse. Soviel steht jetzt, nach den ersten beiden Schlucken, bereits fest. Was für ein sinnliches Erlebnis.
Vom Gaumen rieseln förmlich mürbe Tannine ab, schlagen sanft auf der Zunge auf und vereinen sich dort mit den Himbeeren die hinzugekommen sind. Tabakblätter tauchen auf, das feuchte Laub ist überall präsent und was am meisten überrascht und ebenso beeindruckt, ist diese Kühlheit die der Valferana in sich konserviert hat. So frisch im Mund, trotz seiner morbiden Note, so klar, trotz seiner Komplexität. Das ist schon grosses Nebbiolo-Kino. Am Ende bleibt eine wunderbare “Beerigkeit”, eine unbeschreiblich aromatische Würze und ein Mundgefühl, das einen ungäubig staunen lässt. Der Grip mit der Valferana über Zunge und auch Gaumen weht ist schlicht aussergewöhnlich. Ich muss in die Küche und mir Salami holen.
Vier Stunden ist der Valferana offen, und er wird immer besser. Jetzt steht der anfangs leise süsse Stich bereits mittendrin im sündhaft fruchtmorbiden Aromenrad, neckt die Zungenspitze, setzt sich an ihr fest und lässt sie vor Glückseligkeit laut schmatzen. Muss man schmecken, muss man spüren. Unglaublich sexy! Der Abgang eine Geschichte aus dem dunklen feuchten Wald mit tiefer Stimme und einem Korb von frisch gepflückten wilden Beeren.
Resümee: Ich habe mich verliebt in diesen Nebbiolo, kann mich nicht erinnern wann ich einen frischeren und kühleren getrunken habe. Und beschliesse, den Rest der Flasche heute abend zu einer Käse- Wurst- und Antipastijause zu vernichten. Merken Sie sich Gattinara. Und kosten Sie den Valferana. Der ist … habe ich bereits gesagt; Weltklasse.
Tipp: 60 Minuten in die Karaffe mit dem Teil und dann mit kühlen 16º aus dem Burgunderglas trinken. Zu Wurst, Käse, Braten, Antipasti, Pasta, Hauptsache Italien. Solo eine Offenbarung, eine Sünde, ein Gedicht. Sie werden diesem Zeug verfallen.
Einen Bericht über den Valferana lesen Sie auch hier.
Wein & und Winzer-Info:
Wein: Gattinara Valferana DOCG 2011
Winzer: Azienda Vitivinicola Nervi
Trinkbar ab: sofort
Optimale Reife: -2035+
Anbau: Naturnah
Ausbau: Grosses Holzfass
Besonderes: ManuVin®
Dekantieren: JaDen Wein gibt es in der Weinfachhandlung K&U Weinhalle in Nürnberg zu beziehen.
Kategorie: K&U Weinhalle, Verkostet