FOUR 2011
Fumé Blanc, Mondavi-Style.
Könnte glatt als Chardonnay durchgehen, wenn da nicht ganz hinten diese würzige Veltliner-Note wäre. Tropisches Trinkerlebnis mit feiner Eleganz.
Winzer/Weingut: LAURENZFIVE Fine Wine, Wien, Österreich.
Lage/Herkunft: Trauben vom Gaisberg im Kamptal in Niederösterreich.
Flasche/Etikett: Auch wenn der FOUR laut Angaben von Laurenz V. der “ultimative” Grüner Veltliner ist, das Etikett verrät nichts darüber und präsentiert sich in genau jenem minimalistischen Design wie auch alle anderen aus der Kollektion von LAURENZ V. Schlichtes gedecktes Weiss nimmt fast den ganzen Platz auf der Flasche ein. Darauf steht oben in schwarzen Grossbuchstaben FOUR und unten LAURENZ V. 2011. Das war es dann auch. Erst am Rückenetikett, das wie gewohnt in englisch gehalten ist, erfährt man mehr über den Wein. Dass er als Hommage an den Vater gemacht ist, dass er wie schon angesprochen, die “ultimative” Interpretation von Grüner Veltliner ist und selbstverständlich auch über seine Herkunft aus dem niederösterreichischen Kamptal. Ebenso der Hinweis, dass der Wein 18 Monate im französischen Barrique gereift ist. Bevor der FOUR jedoch ins Glas kommt wird er für eine Stunde sich selbst in der Karaffe überlassen. Und weil ich noch keinen Grüner Veltliner aus dem Barrique getrunken habe, werden sowohl das “normale” wie auch das grosse Burgunderglas zum Einsatz kommen.
Im Glas: Strohgelb ist die Farbe die im Glas steht und leichte grüne Reflexe schimmern mit.
In der Nase: Relativ tropisch duftet es und saftige Aromen von Mango und Ananas strömen die Nase hoch. Man ahnt das Holz im besten Fall und nimmt den Tick davon als angenehm und warm wahr. Im kleinen Glas riecht es intensiver, im grossen leiser, jedoch genauso tropisch und gelb. Etwas Honig fliesst ab, es fühlt sich rund und mild in der Nase an. Eine feine Würze steht oben drüber, ein Schuss Vanille ist dabei und insgesamt präsentiert sich ein äusserst vielschichtiger wie auch anspruchsvoller und ansprechender Duft.
Im Mund: Labello meets the Kokosnuss. Und dazu gibt es einen guten Schuss Vanille. Butterweich und rund legt sich der FOUR auf der Zunge nieder und lässt gleichzeitig eine Wolke von Kokos über den Gaumen wehen. Saftig wie der Saft von frisch gepressten Tropenfrüchten steht er auf der Zunge. Frische Kräuterwürze unterlegt das Fruchtspektakel und was das Holz angeht so ist es da, nervt aber nicht oder drängt sich gar auf. So wie der FOUR aus dem Weissweinglas in den Mund fliesst fühlt es sich an, als würde eine ölige Substanz ganz weich und mild sowohl die Zunge wie auch den Gaumen einpinseln. Cremig trifft es wohl am besten wenn man das Gefühl beschreiben möchte. Dabei ist alles saftig, gelbfruchtig, exotisch und mit der Kokosnuss im Abgang und im Nachhall ein mehr als alltägliches Erlebnis. Erst im Nachhall nimmt man die zarte Würze wahr und schmeckt noch lange dem cremigen Saft hinterher.
Aus dem Burgunderglas wirkt alles entspannter, besser aufgefächert und leichter. Weniger intensiv und konzentriert, dafür viel breiter aufgestellt und klarer zu erkennen und zu definieren. Als würden sich sämtliche Aromen nebeneinander aufstellen und für sich alleine wirken. Sowohl auf der Zunge wie auch am Gaumen. Die Frucht hört auf zu triefen und wird klarer, die Würze sticht besser hervor und auf der Zunge fühlt sich der FOUR erheblich trockener und reiner an. Auch am Gaumen wirkt der Wein eleganter und feiner. Nach wie vor ist alles da, die Kokosnuss, der Vanillepudding und das wirklich fein eingearbeitete Holz. Auch die Exotik hat nicht nachgelassen, sie ist nur kühler und frischer als im kleinen Glas. Womit eindeutig dem Burgunderglas der Vorzug zu geben ist. Wenn dann auch noch Luft dazu kommt wird aus dem Tropensaft ein richtig feiner, fast schon mineralischer Tropfen. Die Würze beginnt das Kommando zu übernehmen, Ananas und Mango spielen Begleitschutz und die Kokosnuss wird immer feiner am Gaumen. Auch die milde Säure traut sich aus ihrem Versteck und haucht dem FOUR Lebendigkeit ein. Sogar ein wenig Salz spürt man jetzt, wenn der Wein über den Zungenrand abfliesst.
Speziell was die Vanille angeht könnte man glatt vermuten einen Chardonnay im Mund zu haben. Wenn da nicht ganz hinten diese würzige Note wäre. Sie verrät den FOUR und outet ihn als Grüner Veltliner. Tropenfrucht, Kokos, Vanille, Honig und sogar weisse Blüten… lauter falsche Fährten, und doch am Ende klar erkennbar. Fumé Blanc, Mondavi-Style. Inspiriert durch Pouilly-Fume.
Resümee: Wenn man bedenkt, dass dieser Wein erst am absoluten Anfang seiner Entwicklung steht ist es mehr als spannend sich heute schon auszumalen, wie sich der Tropfen in zehn, fünfzehn oder zwanzig Jahren zeigen wird. Laurenz V. sagt von seinem FOUR, dass er gut und gerne 30 Jahre reifen kann. Bleibt nur die Frage: Wer hat die Geduld und will und/oder kann so lange warten?
Tipp: Eine, besser zwei oder drei Stunden in die Karaffe. Grosses Glas nehmen. 10-12º Trinktemperatur. Als Essensbegleitung viel zu schade. Vielleicht zu gebratenem Fisch, sonst als Meditationswein eine Bank.
Einen Bericht über den FOUR lesen Sie auch hier.
Verkostet wurde ein Grüner Veltliner FOUR 2011 von LAURENZ V., Österreich.