Faye Bianco 2013

| 1. September 2018 ...alles

Im Trentino macht man geilen Chardonnay

Salz und Rauch und Silex ist die Zauberformel. Wer diesen Wein einmal im Mund hat, wird sich auf der Stelle in ihn verlieben.

Winzer/Weingut: Pojer e Sandri, Faedo/Trentino, Italien.

Lage/Herkunft: Von Weinbergen auf dem Hügel von Faedo, zwischen dem Etschtal und dem Tal der Cembra.

Faye 2013 Allgemeines: 1975 starteten zwei junge Männer mit knappen zwei Hektar und wenigen Ressourcen, dafür aber mit unzähligen Ideen und viel Mut in das Abenteuer ihres Lebens. Auf dem Hügel von Faedo liegen heute die Weinberge von Mario Pojer und Fiorentino Sandri, zwischen dem Etschtal und dem Tal der Cembra. 1979 gehörten die beiden zu den ersten, die Chardonnay auf den Trentiner Markt brachten und Anfang der 80er gab es diesen auch erstmals aus französischen Barriques; ein Novum, damals, im Trentino. Das Pressen der Trauben findet bei Pojer e Sandri ohne Sauerstoff, nur mit Stickstoff und Kohlendioxid (Inertgase) statt, vergoren wird dann im Stahl, in kleinen Eichenfässern oder in Bottichen. Heute steht einer dieser beiden Weine, der Bianco Faye 2013, eine Cuvée aus Chardonnay und Pinot Blanc hier am Tisch der Wahrheit und wartet darauf erforscht zu werden. Für eine Stunde kommt der Tropfen aber vorher noch in die Karaffe, dann kommt er ohne Umweg in den Burgunderkelch.

Im Glas: Ausnehmend hell steht der Faye im grossen Glas. Zarte grünliche Nuancen schimmern durch.

In der Nase: Der erste Eindruck in der Nase lässt einen an Frankreich denken, nur ist man davon doch sehr weit entfernt. Nussaromen, warm und teigig, feines Brioche, etwas Vanille, Mandeltöne, im Hintergrund feuchter Stein und eine Prise Salz. Weich und mild zieht der Duft die Nasenflügel hoch. Ein Duft der dazu animiert, die Nase lang im Glas versenkt zu lassen.

Im Mund: Eins vorweg; der Tropfen könnte genauso gut aus Frankreich stammen. Was ihn dann trotzdem anders macht ist diese Silexnote die sich im Hintergrund herum treibt. Auf die Zunge rollt der Faye zwar weich und rund, zeigt eine gewisse Fülle und ist dennoch rassiger und feiner als seine französischen Kollegen. Salzig ist es, auch Mandeln heben zart die Hände, es fühlt sich rund an und ist am Ende doch sehr straff. Eine freche Kräuternote blitzt verschmitzt auf, bringt etwas Grün in die Hütte und was das Holz angeht … das ist schlichtweg herrlichst eingebunden. Eine leise Vanillenote, danach nur Frische, die für ein aktives Mundgefühl sorgt. Das Finale nussig-salzig, belebend, frisch und höchst agil. Einfach traumhaft.

Schier unglaublich ist das Mundgefühl das der Faye vermittelt. Man spürt wie füllig dieser Wein ist und wundert sich, wie “wenig” viel sein kann. Diese Frische die alles quasi aufhebt, diese straffe mineralische Ader die den Wein durchzieht und ihn so frisch und agil erscheinen lässt, das ist schon grosses Kino. Ständig hat man aber eine grüne Nuss, ein wenig Salz, ganz feine Kräuternoten und etwas nassen Stein im Mund, alles eingehüllt in eine feine Wolke Rauch. Am Gaumen weisser Nebel, zarte Cremigkeit, viel Stein und … kein Gewicht. Man muss es wahrlich dreimal sagen, dieser Wein kommt nicht aus Frankreich. Das ist Trentino. Unfassbar. Unfassbar gut. Chardonnay der dem Burgund das Wasser abgräbt.

Ich schliesse hier und jetzt Wetten ab, dass jeder der diesen Chardonnay verkostet augenblicklich Frankreich sagt und damit schnurstracks in die Falle läuft. Und ich wette, dass sich die meisten wundern werden wenn herauskommt, dass dieser Tropfen von den Dolomiten kommt. Mit allem was sich für einen richtigen “Franzosen” gehört, nur dass der “Trentiner” eben knackiger, rasanter, rassiger und frischer ist. Salz und Rauch und Silex ist die Zauberformel, und wer diesen Wein einmal im Mund hat, der wird sich auf der Stelle in ihn verlieben.

Resümee: Der Faye ist ein Musterbeispiel dafür, dass echt famoser Chardonnay nicht zwingend ein französisches Etikett auf der Flasche kleben haben muss. Was für eine Entdeckung, welch wunderbarer Wein.

Tipp: Eine Stunde in die Karaffe damit, dann am besten mit 10 bis 12º geniessen. Zu Kalbfleischgerichten an hellen Saucen, zu gedünstetem Fisch, zu Gemüse oder einfach solo. Charmanter Tropfen der immer geht.

Einen Bericht über den Faye Bianco lesen Sie auch hier.

Verkostet wurde ein Faye Bianco 2013 von Pojer e Sandri aus Faedo im Trentino, Südtirol. Bezugsquelle: Pinard de Picard, Saarwellingen.

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Kategorie: Pinard de Picard, Verkostet

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