Faugères 2010 Réserve

| 6. Februar 2013 ...alles

Ein Musterbeispiel für Authentizität.

40% Grenache, 30% Syrah, 20% Carignan sowie 10% Mourvédre ergeben eine Réserve die eindrucksvoll zeigt, dass Weine aus dem Languedoc auch kühl und frisch sein können.

Winzer/Weingut: Binet & Jacquet, Faugères, Languedoc, Frankreich.

Lage/Herkunft: Von kargen und steinigen Schieferböden in Faugères, welche zu den ältesten Gesteinsformationen Europas (Paläozoikum) zählen.

Faugères Réserve Flasche/Etikett: Auf den ersten Blick sieht das Etikett das auf der Burgunderflasche klebt aus wie jenes des ‘einfachen’ Faugères. Um beim zweiten Hinschauen zu bemerken, dass es rot und nicht orange ist und dass der Rebstock, der symbolisch auf die Gobelet-Reberziehung hinweist, in dem roten Quadrat nicht schwarz, sondern goldfarben ist. Darunter der Hinweis, dass es sich um eine Réserve handelt und unten wieder Faugères in grösserer Typo und der Jahrgang. Insgesamt ist das Etikett wieder eine starke Erscheinung die nicht nur elegant, sondern ebenso ansprechend wie auch einprägsam ist. Am Rückenetikett ist in französisch alles angeführt was interessant und wissenswert ist und man erfährt dort auch die genauen Rebsortenanteile welche in dieser zur Réserve ausgebauten Cuvée ‘verarbeitet’ wurden.

Um der Réserve genügend Zeit zur Entfaltung zu geben, kommt sie für drei Stunden in die grosse Karaffe und um den Genuss auf die Spitze zu treiben, entscheiden wir uns für die grossen Burgunderkelche.

Im Glas: Bläulich-violett offenbart sich die Réserve im Burgunderglas und leuchtet an ihren Rändern in einem Lilaton. Der Wein ist zwar dunkel in der Farbe, lässt einen jedoch ohne Mühe bis auf den Grund des Glases sehen.

In der Nase: War er nach dem Umfüllen in die Karaffe total verschlossen, so präsentiert er sich nach drei Stunden an der Luft unheimlich kühl, fast violett im Duft, lässt einen schwarze Johannisbeeren und Lorbeer riechen. Es duftet intensiv würzig, mehr nach getrockneten Blättern als nach dunklen Beeren, mehr nach Wacholder als nach Früchten. Zudem fühlt es sich ausgesprochen frisch und konzentriert in der Nase an. Man kann die geringen Erträge förmlich riechen und spürt wie erfrischend dieser Duft ist.

Im Mund: Kaum auf der Zunge, entfaltet die Réserve augenblicklich ihren Saft. Man ist überrascht wie direkt der Wein auf der Zunge aufmacht und merkt erst jetzt, wie konzentriert und kräftig er seinen Weg weiter geht. Würzig ist er, geschmeidig ist er und irgendwie blau schmeckt er. Nach Brombeere, nach Johannisbeere und vor allem nach einem prall gefüllten Korb feinster Gewürze und Blätter. So sehr sich nach wiederholtem ‘Rollen und Schmatzen’ die wahre Saftigkeit der Früchte bemerkbar macht, so sehr spürt man die grandios eingearbeiteten Tannine ihr Werk verrichten. Sie packen zu, sind aber nicht hart und deshalb auch in keinster Weise adstringierend. Sie treten sehr weich und rücksichtsvoll auf und verbinden sich zu einem harmonischen Ganzen. Im Mund fühlt sich die Réserve durchaus voll an, präsentiert sich voluminös auf der Zunge, lässt aber umgehend erkennen, dass sie echte Rasse hat. Dafür sorgt, nachdem man sich des Saftes bewusst geworden ist, ihre kühle Frische mit der sie im Mund agiert.

Je mehr Luft die Réserve aufnimmt umso blauer wird ihr Duft. Man riecht Veilchen und Wacholder immer intensiver und im Mund fühlt sich alles noch runder, noch saftiger, noch druckvoller an. Was dabei beeindruckt ist die Kühle die der Tropfen ausstrahlt sowie das frische Element, das ihn fast schlank und filigran wirken lässt, obwohl er doch das Gegenteil davon ist. Man löffelt hier nicht aus dem Marmeladetopf, man ‘dippt’ vielmehr in reifem Saft der gut gekühlt im Becher steht. Eine Freude für die Zunge und ein echter Gaumenschmaus für selbigen. Seidig ziehen die Gerbstoffe ihre Spur, vermitteln ein ebenso intensives mineralisches Mundgefühl und bleiben nach dem Abgang noch ewig lange haften. Wer glaubt, dass sich die zwei Jahre im Barrique hier kräftig bemerkbar machen, der irrt. So gut wie nichts von Holz ist hier zu spüren. Weder im Geruch noch im Geschmack. Vielleicht ein Hauch, ganz weit hinten, in der letzten Reihe. Aber nur mit ganz viel Vorstellungskraft und auch nur weil man weiss, dass die Réserve im Barrique gehaust hat. Es dominiert blaue Frucht in wunderbarer Harmonie mit grünen Gewürzen und alles punktet mit einer ‘gefühlten’ Mundtemperatur, die frischer nicht sein könnte.

Resümee: Auch wenn die Réserve mit 14% ins Rennen geht, man merkt sie nie und man spürt sie nicht. Da ist nicht die üblich Hitze des Languedocs im Glas, es herrscht ein frisches Klima das den Mundraum einerseits zwar saftig ausfüllt, aber auch mit Mineralik und Frische gleichzeitig abkühlt. Die Réserve ist ein absolutes Muss für all jene, die auf der Suche nach authentischen, nicht überhitzten Languedoc-Weinen sind und denen anspruchsvolles Mundgefühl wichtiger als purer Fruchtgeschmack ist. 16 bis 18 Euro sind für diese Qualität ein mehr als fairer und angesichts der aufwendigen Herstellung werter Preis. Für mich persönlich schon jetzt ein Lieblings-’Languedocer’. Und die Grande Réserve kommt erst noch.

Tipp: Geben Sie dem Wein bitte drei Stunden in der Karaffe. Das was Sie dann erhalten ist mehr als ‘Wiedergutmachung’. Um die 18º sind ideal und zu gegrilltem Fleisch, zu Lamm oder sonstigen regionalen Gerichten ist der Wein ein Glücksfall. Auch zu scharfer Küche (asiatisch, mexikanisch) bestens geeignet. Als Solist einfach betörend.

Einen Bericht über den Faugères Réserve lesen Sie auch hier.

Verkostet wurde ein Faugères Réserve 2010 von Binet & Jacquet aus Faugères im Languedoc, Frankreich.

Tags: , , , , , ,

Kategorie: Binet & Jacquet, Verkostet

Keine Kommentare erlaubt