Dolce Sinfonia ‘Occhio di Pernice’ 2003

| 19. Juni 2012 ...alles

Heilig, süss und sündhaft.

Nie war es vergnüglicher die Beichte abzulegen und gleichzeitig zum süssen Glauben zu konvertieren. Giuseppe Verdi sei Dank.

Winzer/Weingut: Bindella, Montepulciano, Toskana, Italien.

Lage/Herkunft: Aus Tre Berte, in der Nähe von Montepulciano (Region Siena) in der Toskana, Italien.

Flasche/Etikett: Richtig niedlich steht sie nun da, die kleine 375er-Flasche. Mit blauem ‘Kopfschmuck´ und einem schmalen Etikett auf welchem ebenso blaue Notenzeilen aufgedruckt sind. Unschwer zu erraten, dass es sich dabei um eine Sequenz von Giuseppe Verdi handeln muss. Dazwischen steht natürlich auch noch drauf was drin ist. In edlem gold und mit geschwungener Schrift liest man Dolce Sinfonia (süsse Symphonie) und Occhio di Pernice (Auge des Rebhuhns). Diesen Beinamen hat der Wein, weil er farblich an das Auge eines Rebhuhns erinnert. Wir sind – ganz Orchesterlike – bereit den Dirgitenstab zu schwingen und nehmen anstelle dessen einen Korkenzieher um die Symphonie erklingen zu lassen.

Im Glas: Und dann ist es soweit. Der Dolce Sinfonia kommt ins Glas und das erste was auffällt ist seine bernsteinfarbige Erscheinung, äusserst intensiv und dunkel mit einem Schleier von Rot. Das sieht nicht wie Wein aus, vielmehr wie Sherry oder Portwein. Dick und fett schmiert der Film am Glas ab und zieht eine ölige Spur hinter sich her.

In der Nase: Aus dem Glas duftet es, erraten, ebenfalls nicht nach Wein, sondern in der Tat nach Sherry. Mit einem Hauch einer kirschigen Weinnote. Es riecht üppig, nach gedörrten Feigen, Marillen (Aprikosen) und Rosinen. Etwas Tabak mischt sich drunter und dunkler kräftiger Honig zieht seine Duftspur nach. Ein Feuerwerk an süssen Aromen, leicht rauchig und richtig animierend. Die Nase will mehr und der Mund steht schon lange unter Wasser.

Im Mund: Kaum legt sich der Dolce Sinfonia auf die Zunge ertönt das volle Orchester und man spürt wie sich die ‘Symphonie’ im Mund ausbreitet. Auf der Zunge süss, aber nicht klebrig, sondern frisch und kühl, schmeckt man wieder Dörrobst in unendlicher Fülle. Feigen, Bananen, Rosinen, wieder dieser süsse und robuste Honigton und der elde Hauch von Tabak und Holz. Dank seiner kühlen Frische und einer angenehmen Säure wirkt der Dolce Sinfonia nicht klebrig, vielmehr zaubert er einem ein leicht debiles Grinsen ins Gesicht ob seines finessenreichen Auftritts. Eigentlich dürfte man sich mit diesem Wein nur die Lippen benetzen, man kommt jedoch nicht umhin auch einmal einen etwas grösseren Schluck zu nhemen und diesen im Mund stehen und ‘arbeiten’ zu lassen. Man wird fast gläubig ob dieser süssen Sünde und will unweigerlich ständig mehr davon.

Es ist faszinierend wie sich der Dolce Sinfonia auf der Zunge druckvoll ausbreitet und seine rauchige Süsse darauf ablagert. Langsam gleitet er dann nach hinten, öffnet seinen Obstkorb und lässt diese gedörrten Extraktnoten langsam über den Gaumen ziehen. Im Abgang setzt er noch einmal nach und drückt richtig aufs Gas. Dabei nützt er den ‘Heimvorteil’ des kleinen Fasses und lässt ganz feines rauchiges Holz schmecken, das in einem robustem Honig- und Feigenteil eingebettet ist. Der Nachhall ist fast endlos, man spürt noch lange diese rauchige Süsse und fragt sich insgeheim warum man so etwas nicht öfter trinkt. Auch wenn es sich um einen klassischen Dessertwein handelt, kann man auf selbiges getrost verzichten und einfach ohne allem an diesem ‘Heiligtum’ die Beichte ablegen. Man muss dazu nicht mal die Hände falten.

Resümee: Ergebnis dieses Weinerlebnisses ist, ich werde in Zukunft öfter ‘Süssweine’ präsenterien weil ich zur Ansicht gekommen bin, dass sie das einfach verdienen. Der Dolce Sinfonia ist dabei mehr als ein würdiger Einstieg und auch ein entsprechend edler. Um die 40 Euro kostet es wenn Sie ‘heilig’ geniessen wollen, aber glauben Sie mir: Jeder Cent davon ist es wert zum süssen Glauben zu ‘konvertieren’. Francesca, I need more of this! :-) Ganz kurz zurück zu Giuseppe Verdi. Hätte er diesen Wein gekannt, dann wäre wahrscheinlich das eine oder andere Werk von ihm nicht entstanden. Oder ist es vielleicht umgekehrt und er wusste damals schon ein wenig mehr als wir? So doder so, gönnen Sie sich dieses Meisterwerk und lauschen Sie Giuseppe Verdi. Oder ‘süffeln’ sie den Tropfen heimlich einfach so und ohne dass wer and´rer etwas davon mitbekommt.

Einen Bericht über den Dolce Sinfonia 2003 lesen Sie auch hier.

Tipp: Kühlen Sie den Wein gut, servieren Sie ihn im Sommer bei 13-15º im Winter gerne um 1-2º wärmer. Zu allen Schokodesserts, Cantuccini oder zu reifen Blauschimmelkäsen. Solo genossen ein heilig-himmlisches Vergnügen.

Verkostet wurde ein Dolce Sinfonia 2003 Occhio di Pernice von Bindella aus Montepulciano in der Toskana, Italien.

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Kategorie: Bindella, Verkostet

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