Cuvée ‘Bistrot’ 2012

| 25. Juli 2015 ...alles

Bordeaux für lau

Charmant, unkompliziert und mit jener jugendlichen Leichtigkeit, die einen gnadenlos an seine eigene Jugend erinnert.

Winzer/Weingut: Clos Puy Arnaud, Côtes de Castillon, Bordeaux, Frankreich.

Lage/Herkunft: Von einem einzigen Hektar Reben auf Kalkmergelböden.

Bistrot Flasche/Etikett: Ungewöhnlich und nicht gerade alltäglich ist die Farbe, mit welcher dieses Etikett bedruckt ist, nämlich fast zur Gänze in einem blassem lila und einem satten violett. Das weisse Stück Papier ist eingefasst von einem hellen lila Rahmen, unterteilt durch feine Punktierungen, was alles etwas feiner erscheinen lässt. Ganz oben ein Baum in hellem grau. Vin de Bordeaux darüber. In der Mitte in sattem violett la cuvée Bistrot in einer kindlichen Handschrift und PUY ARNAUD in Grossbuchstaben. Darunter Thierry Valette. Der Jahrgang 2012 wieder in violett und unterhalb in grau alle Informationen die unbedingt erforderlich sind. Rechts unten die Siegel der AB- und der Bio-Zertifizierung. Rückenetikett gibt es keines weil alles vorne bereits angeführt ist. Insgesamt ein durchaus elegant wirkendes Stück Weinbeklebung. Damit sich der Wein vom “rechten Ufer” der Dordogne mit der Umgebungsluft des rechten Donauufers anfreunden kann, kommt er für eine Stunde in die Karaffe bevor er dann ins Glas darf. Soviel Zeit muss sein.

Im Glas: In dunklem kirschrot steht der Bistrot sehr klar im Glas.

In der Nase: In die Nasenflügel strömt ein überaus fruchtiger Duft. Dunkle saftige Kirscharomen riecht man, ebenso ein paar reife Himbeeren und reife Pflaumen. Es ist ein runder Duft, der mit einer leichten Kräuterwürze untermalt ist, die der Frucht aber ohne Gegenwehr den Vortritt überlässt. Es fühlt sich saftig in der Nase an, sogar etwas süss, betörend. Ein paar verirrte Zweige, etwas trockene Erde und ein guter Schuss Schotter sorgen dafür, dass alles nicht zu fruchtig wird und vom Gefühl her frisch bleibt.

Im Mund: Lustig. Das ist das erste Empfinden wenn die Cuvée Bistrot auf der Zunge landet. Frisch, frech, säurebetont und ausgesprochen lebendig rollt sie wie ein verspielter Welpe auf ihr auf und ab. Kein Gerbstoffmonster, sondern ein höchst angenehm texturierter Wein steht da im Mund und macht sich einfach einen Lenz. Kein Hungerhaken, aber auch kein Muskelprotz, sondern ein mit mittlerem Körperbau gesegneter Tropfen pflügt sich saftig wie süffig über die Zunge und den Gaumen. Es fühlt sich auf der Zunge süss und grün an. Süss aufgrund der saftigen Kirscharomen und grün aufgrund der attraktiven Kräuterwürze. Erst am Gaumen wird es etwas herber, was dem Beton des Tanks in dem der Bistrot ausgebaut wurde geschuldet ist. Das sorgt auch für die überraschende Frische welche den Wein so leicht und luftig erscheinen lässt.

An der Luft wird der Bistrot vom Duft her etwas würziger. Im Mund selbst bleibt er saftig frisch, verzückt die Zunge mit seinem frechen Säurespiel. Es fühlt sich an als hätte man dem Merlot sein Fett von den Rippen geschabt und ihn um zehn Kilo erleichtert. Natürlich trägt der würzige Cabernet Franc auch seinen Teil, gerade was die Frische angeht, dazu bei. Nicht vollmundig sondern lebendig, nicht dicht und komplex sondern fein und zugänglich ist dieser kleine Bordeaux der soviel Spass im Mund macht. Da ist kein Rumtopf schmeckbar, keine überbordendes pflaumiges Geschmacksbild, vielmehr fühlt sich alles fein und jugendlich an. Wie ein Adonis im Bordeaux-Kostüm. Am Gaumen zieht ein feiner rotgrüner Nebel vorbei, man schmeckt die Kirschen und auch frische grüne Kräuter. Im Abgang wieder mehr fruchtig als kräutrig, frisch, kirschig, leicht süss mit einem Tick von Würze. Was bleibt ist eine wunderbar feine, samtige Erinnerung im Mund.

Natürlich ist der Bistrot kein Bordeaux von Weltrang. Will er auch gar nicht sein. Vielmehr ist dieser kleine Racker ein tolles Beispiel dafür, was Bordeaux auch sein kann; nämlich einfach Spass. Es muss nicht immer “Haute” oder “Château” auf einem Etikett stehen um richtig guten Bordeaux zu trinken, es geht auch ohne. Und das auf eine Weise, die einen nicht zwingt erst Jahre auf die Trinkbarkeit warten zu müssen. Die Cuvée Bistrot ist einfach, aber nicht banal. Sie ist jung und unbekümmert und überzeugt gerade deshalb auf voller Linie. Charmant, unkompliziert und mit jener jugendlichen Leichtigkeit behaftet, die einen gnadenlos an seine eigene Jugend erinnert. Als die Zeiten noch wild und voller Abenteuer waren.

Resümee: Sich mit der Cuvée Bistrot hinzusetzen, ist wie wenn man sich plötzlich in einer Runde Mitzwanziger befinden würde. Und das macht richtig Spass. Was dieser kostet? Knappe 13 Euro. Lächerlich. Nur, wie eingangs schon erwähnt; es gibt nur 3500 Flaschen davon. Also, wer wissen will wie Bordeaux auch schmecken kann der eile, denn wer zuletzt kommt, den bestraft das Leben. Ist halt so und wird sich niemals ändern.

Tipp: Eine Stunde in der Karaffe ist fein, geht an der Luft weiter auf. Um die 16-18º sind ideal. Steak, Lamm, Wild und ähnliches sind seine Lieblinge. Als Solist ein höchst spassiger Geselle den man einfach weg trinkt ohne sich um seine Herkunft zu kümmern.

Einen Bericht über die Cuvée ‘Bistrot’ lesen Sie auch hier.

Verkostet wurde eine Cuvée ‘Bistrot’ Clos Puy Arnaud 2012 von Clos Puy Arnaud an der Côtes de Castillon im Bordeaux, Frankreich. Bezugsquelle: K&U Weinhalle, Nürnberg.

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Kategorie: K&U Weinhalle, Verkostet

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