Châteauneuf-du-Pape ‘Les Sinards’ 2009

| 11. Oktober 2012 ...alles

Ein ‘junger Hüpfer’ mit reichlich Potential.

Noch ist der ‘Jungspund’ frisch und frech und protzt mit saftiger Frucht. In ein paar Jahren sicher ein grandioser Wein und doppelt so teuer.

Winzer/Weingut: Famille Perrin, Perrin & Fils, Orange, Frankreich.

Lage/Herkunft: Aus den jungen Reben von Beaucastel. Von einem Weinberg im Westen von Beaucastel in der Nähe der Gemeinde Orange.

Flasche/Etikett: Wie schon das rein auf Herkunft gestaltete Etikett des Les Hauts de Julien, ist auch das des Les Sinards in selbem Stil gehalten. Mit dem grossen hochgeprägten Siegel der Appellation Châteauneuf-du-Pape Controlée steht die Burgunderflasche da und protzt mit ihrer Herkunft. Mit der wohl klassischesten Typo aller Châteauneuf-du-Papes wird diese angekündigt und der Name des Weinberges steht elegant geschwungen unten drunter. Natürlich auch das Wappen von Perrin & Fils sowie der Status der Appellation. Hinten findet man, welch Wunder, ein Etikett in deutsch verfasst. Man erfährt alles was nötig ist und auch ein paar sensorische Angaben den Duft und den Geschmack betreffend sind angeführt. Unspektakulär und nichts man man eingehender beschreiben müsste. Wir füllen den Les Sinards in die Karaffe um und geben ihm ein paar Minuten an der Luft. Dann kommt er in die grossen Burgundergläser um zu sehen wie er sich dort präsentiert.

Im Glas: Es funkelt im grossen Burgunderkelch, es leuchtet drin. In wunderschönem Rubinrot steht der Les Sinards im grossen Glas und benetzt sehr kräftig die Innenwand mit fetten Schlieren.

In der Nase: In die Nase steigt eine Duftwolke von reifen roten Beeren hoch und wird sehr schön von einer feinen Würze gestützt. Eine äusserst feine und verhaltene Holznote begleitet die duftigen Aromen und bildet ein sehr stimmiges und wohlig duftendes Bukett. Das Kommando im Aromenspektrum haben aber eindeutig die reifen Früchte unter denen sich auch dunkle Kirschen zeigen und alles richtig saftig erscheinen lassen. Bei aller Fruchtigkeit wirkt das Bukett aber trotzdem kühl und frisch und macht schon neugierig auf den ersten Schluck.

Im Mund: Das erste was man im Mund bemerkt ist, dass der Wein noch reichlich jung ist. Fast hat man das Gefühl als würde der Les Sinards nicht wissen was er mit seiner expressiven roten Frucht anstellen soll. Sie ist saftig, fast süss, ohne jedoch übertrieben zu wirken. Sie ist frisch und verspielt und macht richtig Spass auf der Zunge. Gerbstoffseitig kann man nicht sagen, dass hier etwas rumpelt oder rattert, gerade im Vergleich zu den bisher verkosteten Weinen aus Vacqueyras oder Gigondas. Mit seinem relativ leichten Körper und seinen in absoluter Trockenheit eingehüllten weichen Tanninen, fühlt sich der Les Sinards fast weich an und die saftig-süsse Frucht trägt das ihre dazu bei.

Weil soviel vornehme Zurückhaltung aus dem grossen Burgunderkelch doch etwas schmeichelhaft wirkt wird parallel dazu ein klassisches Bordeauxglas mit dem Les Sinards gefüllt. In diesem riecht es konzentrierter, die Aromen stehen näher nebeneinander und vermischen sich besser und sorgen so für ein noch intensiveres Bukett. Auch das Holz wirkt besser definiert. Im Mund kommt der Les Sinards jetzt dichter an, zeigt auch mehr von seinen Gerbstoffen, ohne dass diese deswegen rauer werden, sie sind nur präsenter. Was die Frucht angeht so schmeckt sie konzentrierter, noch saftiger. Fazit: Der Rest der Flasche wird aus dem Bordeauxglas vernichtet.

Je mehr Luft der Les Sinards bekommt umso intensiver wird er in der Frucht. Es scheint als würde der Sauerstoff immer mehr Saft aus ihr herausholen. Die 70% Grenache machen sich immer mehr bemerkbar und die Syrah und die Mourvèdre sorgen für einen kompakten Unterbau. Der Les Sinards fühlt sich herzhaft frisch im Mund an. Über die Zungenränder lässt er seinen Saft von roten Früchten abtropfen, über den Gaumen zieht er feinst würzig, leicht herb und doch saftig im Gefühl hinweg, im Abgang ist er vornehm delikat und glänzt sogar mit einem Schuss Pfeffer im Aromenkorb. Äusserst wohltuend ist der Umstand, dass der Les Sinards gerade ob seines fleischigen Saftes niemals dick und fett wirkt, sondern immer frisch und schlank bleibt. Es fühlt sich niemals breit an und sorgt so für grossen Spass im Mund. Freunde der Grenache werden diesen Wein lieben.

Resümee: Insgesamt mag der Les Sinards zwar noch jung und deshalb auch entsprechend ‘unterentwickelt’ sein, aber für mächtig Freude sorgt er jetzt schon. Das ist ein Wein den man sich weglegt und über viele Jahre hinweg seine Entwicklung verfolgt. Wer allerdings den Nektar roter Früchte liebt und gern ein saftig-süsses Weinerlebnis haben will, der wird sich das eine oder andere Fläschchen jetzt schon in den Klimaschrank legen um immer eine Notfallration davon bereit zu haben. Und wer immer noch an das Märchen von Mon Chéri und der nicht existierenden Piemont-Kirsche glaubt, der sollte schleunigst das ‘Buch von Les Sinards’ aufschlagen. Diese Kirschen die man hier im Abgang schmeckt kommen definitiv nicht aus Chile, Polen oder Deutschland. Sie sind echt, aus Frankreich und von feinster Herkunft. Um durchschnittlich 28 Euro gibt es den Les Sinards im Internet zu erwerben, in Österreich darf man dafür den Sozialbeitrag von knappen 40 Euro in die Kasse legen. Soviel zum Österreich-Aufschlag am Ende der Verkostung. Kaufen Sie den Wein in Deutschland und investieren Sie die Differenz in gute Gläser.

Tipp: Geben Sie dem Wein zumindest eine halbe Stunde im Dekanter. Servieren Sie ihn leicht gekühlt bei 16-18º und geniessen Sie ihn zu Wild-und Pilzgerichten.

Einen Bericht über den Les Sinards lesen Sie auch hier.

Verkostet wurde ein ‘Les Sinards’ 2009 Châteauneuf-du-Pape von Famille Perrin aus Orange in Frankreich.

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Kategorie: Perrin & Fils, Verkostet

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