Chardonnay Weisse Lagen 2012

| 19. Juni 2016 ...alles

Burgund im Burgenland

Geschmacklich alles was wirklich guten Chardonnay ausmacht, gefühlsmässig einen Level drüber. Wunderbarer Chardonnay aus dem Burgenland.

Winzer/Weingut: Weingut Harrer, Neusiedl am See, Burgenland, Österreich.

Lage/Herkunft: Von kalkhaltigen Weingärten am Neuseidler See.

Weisse Lagen Allgemeines: Vor einer Weile hatte ich einen ausgesprochen feinen Blaufränkisch von Peter Harrer aus Neusiedl am See im Burgenland verkostet. Den Lange Ohn 2012. Was war das für ein grossartiger Wein und was hat der Spass gemacht. Heute steht was “Weisses” von ihm am Tisch der Wahrheit; sein Chardonnay Weisse Lagen 2012. Noch einmal erwähnt sei, dass Peter Harrer seine Weingärten biodynamisch bewirtschaftet und seit 2012 Demeter zertifiziert ist. Der Chardonnay Weisse Lagen 2012 wurde, nachdem er 12 Stunden auf der Maische lag, für ein Jahr ins gebrauchte Holzfass verfrachtet und durfte dort vor sich hin reifen. Unfiltriert wurde er im Anschluss abgefüllt. Ich bin jetzt schon gespannt, ob der Chardonnay Weisse Lagen genau so viel Spass macht wie der Blaufränkisch Lange Ohn, denn wenn dem so ist, dann wird das heute wieder ein richtig toller Weinverkostungstag. Für eine Stunde wandert der gute Tropfen aber erst in die Karaffe zur Belüftung und wird im Anschluss aus dem grossen Glas verkostet.

Im Glas: Trüb, sehr trüb steht der Weisse Lagen in hellem strohgelb im Glas. Das ist gewollt, das ist kein Fehler.

In der Nase: Aus dem Becher steigen Aromen von Haselnuss, von ganz viel Kalk und frisch aufgeschnittenen Birnenspalten auf. Es ist ein leiser Duft, fast schon vornehm. Feine Zitrusnoten blitzen auf, halten sich jedoch sehr zurück um dem kreidig-fruchtigen Aromenspiel nicht im Weg zu stehen. Hoher Schnüffelfaktor, gerade weil der Kreideanteil soviel mineralische Spannung rein bringt.

Im Mund: Wunderbar. Der erste Gedanke. Auf der Stelle als Chardonnay erkennbar, fein geröstete Nüsse, schmackhafte Birne und ein traumhaft geformter Körper stehen auf der Zunge. Man spürt den Kalk mehr als man ihn schmeckt, das ist fast knusprig und doch auch sehr geschliffen. Nach ein paar Sekunden wird es weich und fliesst frisch mit einem Schuss Limette über den Zungenrand ab. Am Gaumen ist der Weisse Lagen purer Boden, kalkig, fein und herrlich haftend. Der Gesamteindruck ein mineralischer, zärtlich salzig angehauchter Wein der sich im grossen Glas ausgesprochen wohl fühlt. Fühlt sich so an wie er aussieht und schmeckt einfach traumhaft. Der Abgang Chardonnay in Reinkultur, lang und ausgeprochen köstlich. Der Nachhall salzmandelig und zart zitronig.

Geschmack UND Gefühl. Beides lässt der Weisse Lagen augenblicklich los sowie er in den Mundraum kommt. Vorne am Gaumen spürt man dieses feine rieseln, die mineralische Knusprigkeit, wie alles förmlich feinkörnig von ihm abfällt. Gleichzeitig schmeckt man Birne, etwas Mandel und eine wunderbar geröstete Butternote, ganz fein nur, mehr ein Gefühl als Geschmack. Damit das alles aber nicht gewichtig wird, steht allem eine Frische gegenüber die als Kombination von Kalk und Zitrone mehr als nur beeindruckt. Da ist Agilität, Leichtigkeit und auch ein gewisses Mass Verspieltheit drin. Trocken und doch saftig ist es, wer den Wein nicht sofort als Chardonnay erkennt sollte lieber Cola trinken und wer sich nicht auf der Stelle in den Stoff verliebt, dem ist nicht zu helfen. Meine Erwartung, nach dem Blaufränkisch Lange Ohn, war hoch, und wurde jetzt schon mehr als übertroffen.

Als würde man durch ein Zementwerk gehen, so fühlt sich der Weisse Lagen an. Nur dass er nach etwas Birne schmeckt. Man kann den Wein richtig atmen, so blöd sich das auch anhört. Schon während man das Glas zum Mund führt und es ansetzt atmet man die gesamte Aromatik ein und spürt wie sie sich im gesamten Mundraum ausbreitet. Je länger der Weisse Lagen Luft aufnimmt, umso trockener, kreidiger und puristischer wird er auch. Es ist faszinierend wie sich der Wein entwickelt. Wie Haftcreme setzt er sich Gaumen fest, während er auf der Zunge verführerisch weich, saftig und so typisch “chardonnayig” ist. Was ihn letzlich von vielen glattgebügelten Chardonnays unterscheidet ist sein spröde wirkendes Gerüst, seine Knusprigkeit, seine Filigranität in der Struktur.

Resümee: Geschmacklich alles was wirklich guten Chardonnay ausmacht, gefühlsmässig einen Level drüber. Auch wenn ich die Chardonnays der Bourgogne liebe, der hier muss sich nicht verstecken. Ausser was den Preis angeht. Was einem aber auch nur recht sein kann.

Tipp: 1-2 Stunden Luft befeuern diesen Wein. Um die 12-14º trinken. Grosses Glas, unbedingt. Braten Sie einen Zander oder werfen sie ein Schnitzel in die Pfanne. Oder trinken Sie ihn einfach ohne alles und bilden sie sich ein in der Bourgogne zu sein.

Einen Bericht über den Weisse Lagen lesen Sie auch hier.

Verkostet wurde ein Weisse Lagen 2012 Chardonnay vom Weingut Harrer aus Neusiedl am See, Burgenland, Österreich. Bezugsquelle: 225 Liter-Handverlesene Weine, München.

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Kategorie: 225 Liter, Verkostet

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