Chardonnay Nuits Blanches au Bouge 2011

| 18. Januar 2016 ...alles

Allerfeinstes Burgunderkino

Ein Wein der einen nicht mehr loslässt und einem vor Glück und Freude glatt die Tränen in die Augen treibt. Ein Göttertrunk der sprachlos macht.

Winzer/Weingut: Au Bon Climat, Santa Barbara, Kalifornien, USA.

Lage/Herkunft: Vom Weinberg Le Bon Climat wie auch aus Trauben aus dem Bien Nacido-Weinberg.

Nuits-Blanches au Bouge Allgemeines: Im November 2011 kam ich das erste Mal mit den Weinen von Jim Clendenens Weingut Au Bon Climat, einem der aufregendsten und bekanntesten Weingüter im Santa Maria Valley bei Santa Barbara in Kalifornien in Berührung. Es war ein Pinot Noir der mich begeisterte. Seitdem bin ich Fan seiner Kreationen. Heute steht ein Chardonnay am Tisch der Wahrheit und komplettiert die Verkostung, die unter dem Motto Von Cowboys für Cowboys steht. Der Nuits Blanches au Bouge 2011 ist der “grosse” Chardonnay in Jims Portfolio und stammt von seinem Weinberg Le Bon Climat wie auch aus Trauben aus dem Bien Nacido-Weinberg. Im gebrauchten Barrique wurde der Nuits Blanche au Bouge ausgebaut und im August 2013 unfiltriert abgefüllt. Ich habe mich letztes Jahr in Nürnberg durch das Sortiment von Jim gekostet und dieser hier hat es mir richtig angetan. Wie sich der Wein heute intensiv verkostet anfühlt, dem gehe ich jetzt auf den Grund. Zuvor aber kommt er für eine halbe Stunde in die Karaffe.

Im Glas: Gold in strahlendster Ausprägung leuchtet aus dem Burgunderkelch heraus.

In der Nase: Der Duft der in die Nase steigt ist üppig, durchzogen mit zerdrückter Marille und ebensolcher Ananas. Fleischig fühlt es sich an und im Hintergrund dampft eine straffe braune Würze durch die Szene. Vanille ist klar erkennbar und trotz der aromatischen Fülle kommt eine steinige, leicht zitronige Mineraliknote durch. Sie sorgt für Frische in diesem Bukett, das voll saftiger wie betörender Aromatik ist. Ich wette jetzt schon 10:1, dass sich der Nuits Blanches au Bouge in ein paar Stunden komplett verändert zeigen wird.

Im Mund: Mannomann ist das ein Saft. Da steht auf einmal ein richtig sahniger Wein auf der Zunge und präsentiert sich gleichzeitig unheimlich rassig und klar. Butterweich lullt der Nuits Blanches au Bouge die Zunge ein und man spürt wie aus dieser runden Hülle hochlebendige Essenz austritt. Zitrusnoten, Marille und Ananas haben auch im Mund das Kommando, zeigen sich in Bestform und tun so als ob sie schon immer nur als Trio aufgetreten wären. Die Textur ist eine Wucht, trotz der enormen Fülle fein und leicht und richtig fröhlich. Am Gaumen zart zitronig wirkende Vanille, mineralisch, dezent würzig und frisch wie der Frühling. Im Abgang mehr zitronig, die Vanille leicht aufgeschlagen und so saftig wie reifes Fruchtfleisch. Der Nachhall lang, würzig, zärtlich fruchtbetont. Ein wahrer Göttertrunk, soviel steht jetzt schon fest.

Immer mehr ackert sich der Boden an die Oberfläche durch, verleiht dem Wein eine charmante Griffigkeit. Auf der Zunge breitet sich dazu ein feinst stoffiger Film aus der von reifer Mango unterfüttert ist. Das sorgt für Saft einerseits und für Haftung andererseits. Wie erwartet ist der Duft in der Zwischenzeit ruhiger geworden, beschränkt sich mehr auf seine mineralische Noten, und auch im Mund präsentiert sich der Nuits Blanches au Bouge immer bodenbetonter. Parallel dazu werden die anfangs extrem fleischigen Aromen immer feiner, immer charmanter, immer graziler. Unbeeindruckt von der gesamten Entwicklung ist diese geniale Zitrusnote, die im Hintergrund wie ein Metronom den Takt der Frische vorgibt. Egal was kommt, sie führt mit stiller Hand das Regiment und lässt dabei allen anderen Fruchtprotagonisten genügend Raum sich zu entfalten. Das ist ganz grosses Burgunderkino, wirklich ganz ganz grosses.

Was am meisten beeindruckt, ist diese geniale Kombination von exotischer Frucht und braunen Gewürzen. Da zieht ganz weit hinten etwas Nelke vorbei, während vorne die Mango und die Ananas darüber diskutieren wer der Stärkere ist. Unbeeindruckt davon erledigt die mineralische Komponente ihre Arbeit sowohl auf der Zunge wie am Gaumen. Man ist zwar nach wie vor benebelt von dieser exotischen Fülle, merkt aber nach und nach, dass sich der Nuits Blanches au Bouge immer mehr in einer Mineralikwolke auflöst die eine Stoffigkeit freisetzt, die feiner nicht sein könnte. Am Gaumen selbst bleibt eine ananaszitronige Herbheit haften, von welcher man sich wünscht, dass sie niemals abfallen möge. Links und rechts an den Wangen zieht eine Vanillewolke vorbei die weich und cremig, aber auch frisch und lebhaft ist. Als würde sie um Anerkennung betteln, doch ist ihr nur ein Schattendasein zugedacht, das in diesem Fall den Spruch “Weniger ist mehr” zu 100% untermauert.

Resümee: Einfach purer Genuss, ein Wein der einen nicht mehr loslässt. Den Rest der Flasche trink’ ich dann später. Mit einem Taschentuch daneben, weil er so zauberhaft ist, dass einem vor Glück und Freude glatt die Tränen in die Augen schiessen. Die 38 Euro für diese Schönheit sind ein Witz im Vergleich zu dem, was man für französische Burgunder dieser Qualität hinlegen müsste. Ich bin verliebt. Bis über beide Ohren. Und die Zunge und den Gaumen sowieso.

Tipp: Eine Stunde Luft und dann einfach damit fliegen. Am besten mit 10-12º aus dem grossen Glas. Fisch an weisser Sosse, Kalb- und Hühnerfleisch, klassische französische Küche und vieles mehr veredelt er gekonnt. Für sich allein genossen ein Erlebnis der ganz besonderen Art. Burgunder von Allerfeinsten.

Einen Bericht über den Nuits Blanches au Bouge lesen Sie auch hier.

Verkostet wurde ein Chardonnay Nuits Blanches au Bouge von Jim Clendenens Weingut Au Bon Climat in Santa Barbara, Kalifornien, USA. Bezugsquelle: K&U Weinhalle, Nürnberg.

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Kategorie: K&U Weinhalle, Verkostet

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