Castel Campan IGT 2007

| 30. Juni 2012 ...alles

Kühle Mineralik und ein Hauch von Blau.

Ein Wein, der gekonnt den Unterschied zwischen Breite und Länge im Mund aufzeigt. Grosses Kino für unbeschwerte Stunden.

Winzer/Weingut: Manincor, Kaltern, Südtirol.

Lage/Herkunft: Von der Lage Tatzenschrot, welche mit den ältesten Merlotreben bestockt ist und vom lehmigen Seehof.

Flasche/Etikett: Wie auf allen Etiketten von Manincor steht auch auf diesem der ‘Krone’-Linie zugehörigen der Name Castel Campan kunstvoll geschwungen in gold auf dem Papier. Versehen mit dem Jahrgang, der Krone oben und MANINCOR in Kapitalen unten. Den Jahrgang schmückt eine kleine Rebe, verspieltes und nettes Tüpfelchen als Beiwerk. Merlot und C.F. steht unter seiner ‘Hoheit’ Namen, wobei C.F. für Cabernet Franc steht. Am Rand aussen wieder Tipps zu Trinktemperatur, Glas- und Dekantierempfehlung sowie allgemeine Informationen.

Obwohl der Wein nach 5 Jahren nicht mehr wirklich jung ist, kommt er trotzdem für knappe zwei Stunden in den Dekanter. 20 Monate im Barrique und erst seit 2009 in der Flasche kündigen einen echten ‘Brummer’ an. Bewusst verwenden wir nicht das Burgunder- sondern das Bordeauxglas mit entsprechend grossem Volumen. Der Castel Campan sollte das bereits ‘vertragen’ und wir warten geduldig auf den ersten Antrunk.

Im Glas: Und dann ist es endlich soweit. In einem leuchtenden purpurrot funkelt der Castel Campan im Glas und zeigt sich ziemlich dunkel in seiner Farbe. Trotzdem macht sie nicht komplett dicht und lässt noch eine gewisse Einsicht in den ‘Kern’ zu. Satt und saftig sieht es aus und ebenso betörend duftet es aus dem Kelch.

In der Nase: Da riecht man zuerst neues Leder, eingerieben mit dem Saft reifer dunkler Beeren, rauchig wie Tabak und einen präsenten ‘hint of holz’. Es riecht nach kräftigen Gewürzen, keinesfalls heiss, sondern richtig kühl und frisch bei all der warmen Aromenvielfalt. Einfach toll was der Cabernet Franc für Frische in den Merlot rein zaubert. Auf jeden Fall riecht man, dass hier was wirklich Grosses im Glas ist und freut sich auf das erste Schmecken.

Im Mund: Voll Vorfreude wird das Glas dann angesetzt und der erste Schluck genommen. Augenblicklich zeigt der Castel Campan was Sache ist und setzt zu einem wahren Furioso an. Nicht in der Breite (obwohl er auch den Mund ausfüllt), sondern in einer mineralisch frischen Länge, die von Veilchen, Holz, Leder, Tabak, Gewürzen und von Gerbstoffen begleitet wird, die wissen wozu sie da sind. Da wird zugepackt ohne die Zahnspange wackeln zu lassen, da wird Saft und Kraft freigesetzt welche jedoch nicht heiss und klebrig werden, sondern eine kühle Frische zeigen und den ‘Kracher’ sogar ziemich feingliedrig erscheinen lassen. Und das obwohl hier ein echter Brummer im Glas ist. Nichts von einer fetten Fruchtbombe wie Merlots nur allzuoft sind, mit dem Cabernet Franc kommt Frische in den Wein, sogar etwas leicht blumiges und ‘Blaues’. Eines ist jetzt schon sicher, obwohl der Wein sich in den nächsten Stunden im Dekanter noch gewaltig weiter entwickeln wird; das hier ist ganz grosses Kino!

Da ist nichts was dick wirkt, nichts was den Gaumen verklebt oder nur unerträgliche heisse Süsse auf ihm hinterlässt. So komplex sich der Castel Campan auf der Zunge anfühlt, so kühl ist er und mit welch ausdrucksstarkem, aber trotzdem mehr als zivilisertem Gerbstoffverhalten er über diese gleitet ist schon bewundernswert. Man spürt die Tannine wie sie arbeiten, dabei aber fein wie Flugsand bleiben und eine Spur über den Gaumen ziehen die nicht aufhören will. Ein roter Brummer der perfekt an heissen Sommertagen ist.

Resümee: Der Castel Campan zeigt auf eindrucksvolle Weise den Unterschied zwischen Breite und Länge im Mund auf. Man kann fühlen was damit gemeint ist und wird diese in Zukunft immer besser verstehen und sie lieben lernen. Länge zu fühlen ist ein Erlebnis, die einzig mundfüllende Opulenz die manche Weine sogar ‘unschluckbar’ machen, eine Plage. Rassige Tannine perfekt gezähmt, hocharomatische Würzigkeit perfekt auf ‘Temperatur’ gebracht und eine feste Struktur so seidig und feingliedrig ausgedrückt, machen den Castel Campan zu einem mehr als grossen Wein. Bekömmliche 13 und nicht 14 und mehr Vol.% machen ihn zusätzlich zu einem wahren Meister seiner Klasse. Dass soviel Weinpersönlichkeit auch ihren Preis hat darf also nicht verwundern. Um 45,- bis 55,- Euro (je nach Bezugsquelle) gibt es diesen Weinaristokraten zu erstehen und wer wirklich einmal etwas anderes als ‘Übliches aus Frankreich’ zum besonderen Anlass möchte, der sollte einfach einen Abstecher nach Südtirol riskieren. Dort gibt es Weine die noch dazu mit ‘gräflichem Mehrwert’ aus biodynamischem Anbau punkten.

Tipp: Zwei Stunden sollten sie den Wein schon atmen lassen. 16-18º sind ideal und wenn Sie richtig ‘dekadent’ sein wollen, dann geniessen Sie den Tropfen einfach solo als ‘Entschleuniger’ in ruhigen Stunden.

Einen Bericht über den Castel Campan 2007 lesen Sie auch hier.

Verkostet wurde ein ‘Castel Campan’ 2007 von Manincor aus Kaltern in Südtirol, Italien.

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Kategorie: Manincor, Verkostet

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