C.A.I. Riesling 2014 Mosel Kabinett

| 9. März 2016 ...alles

Schieferwein in seiner abgespecktesten Form

Na gut, ein Stück Pfirsich und eine einsame Scheibe einer Limette sind schon da, aber der Rest ist einfach pure Mineralik. Ein steiniges Naturschauspiel.

Winzer/Weingut: Immich-Batterieberg, Enkirch an der Mosel, Deutschland.

Lage/Herkunft: Von einer Selektion der besten Parzellen aus Enkircher Steillagen mit Schiefer- und Quarzitböden.

Mosel 2014 Kabinett Allgemeines: Im Juli 2014 hatte ich meinen “ersten” von Gernot Kollmann. Den Riesling Escheburg 2009 vom Weingut Immich-Batterieberg aus Enkirch an der Mosel. Seitdem habe ich immer wieder den einen oder anderen Moselaner im Glas gehabt. Heute steht wieder ein Riesling aus der Hand von Gernot Kollmann am Tisch der Wahrheit, der C.A.I. Riesling 2014 Kabinett. C.A.I. steht für Carl August Immich, den Gründer des Weinguts. Auf Schiefer- und Quarzit-Steillagen stehen die teils 60 Jahre alten Rebstöcke, welche die Trauben für diesen Riesling liefern. Ein kleiner Teil wurde im Holz, der Grossteil im Stahltank ausgebaut. Vergoren wurde, wie üblich bei Gernot Kollmann, spontan und auch auf der Hefe wird und wurde diesem Wein reichlich Zeit gelassen. Keine Schönung, keine Zusätze oder sonstiges Zeug kommt ihm in seine Weine, nur ausreichend Zeit um zu “Werden”. Was aus dem Kabinett mit seinen schlanken 10%vol. bereits geworden ist, dem gehe ich jetzt auf den Grund. Vorher lasse ich den jungen Hüpfer aber eine Stunde in der Karaffe stehen damit er sich für seinen Auftritt öffnen kann.

Im Glas: Geld für Gold, oder so ähnlich, steht der Kabinettschef im Glas.

In der Nase: Ein Traum von nassem Schieferrauch zieht sich dicht und druckvoll die Nasenflügel hoch. Ich liebe nassen Schiefer. Fetter Pfirsich drängt sich zwischen ein paar Kräuter und eine Limettenspalte. Es fühlt sich saftig an in der Nase, unverkennbar eine feine Spontinote, die sehr schön mit dem feuchten Rauch harmoniert. Ein Duft für Freunde nasser Schiefermineralik.

Im Mund: Wie ein Rassepferd galoppiert der Kabinett über die Zunge und schert sich nicht um links und rechts. Die Säure hat sich vorgenommen einem den letzten Rest an Speichel zu entziehen, während an den Zungenrändern brutale Salzigkeit abfliesst und für regelrechte Zuckungen selbiger sorgt. Das ist Mineralik pur, was heisst pur, das ist brutal. Die Zitrusnote die sich ganz kurz zeigt darf bestenfalls “buh” sagen und sich umgehend wieder verziehen. Der Rest ist knallharte Steinigkeit mit einem Hauch von Schmelz. Das ist ein Angriff auf die Futterluke. Davon einen Schluck statt dem Kaffee am Morgen und man ist auf der Stelle pudelmunter (hellwach, für deutsche Leser). Was für ein Feuerwerk!

Nach zwei Stunden hat sich der wilde Hengst ein wenig beruhigt und ist leicht stoffig geworden. Da ist Grip am Gaumen, da ist Erde im Spiel, Herbheit spürt und schmeckt man und der Rauch ist nicht mehr nass, er ist jetzt trocken. Die anfänglich dezente Würze hat sich heraus geputzt und kontrolliert gemeinsam mit dem Bergwerksleiter den Steinverbrauch im Kabinett. Riesling ohne Frucht. Na gut, ein Stück Pfirsich und eine einsame Scheibe einer Limette sind schon da, aber der Rest ist einfach pure Mineralik. Dieser Tropfen ist ein Purist der auf alles was nicht nötig ist verzichtet und sich am liebsten in seiner klaren Nacktheit zeigt. Nur mit einem Schal bekleidet, damit man nicht behaupten kann er wäre Exhibitionist.

Irgendwie erinnert mich dieser Riesling an den Steinbeisser. Zeigt er sich am Anfang gnadenlos steinbetont und rassig, so wird er mit Zeit und Luft ein Gemisch, das sich immer stoffiger im Mund anfühlt. Als würde die komplette Struktur des Weines erst jetzt spürbar. Es ist als hätte man am Stein gerieben und fühlt jetzt seinen feinen Staub der sich gelöst hat, der sich am Gaumen anlegt und sich mit dem Extrakt verbindet. Der anfängliche Ritt auf der Rasierklinge ist zu einem leichten Galopp geworden und was zu Beginn die Zunge Purzelbäume hat schlagen lassen, ist jetzt fast sanft. Nur die knallharte Mineralität ist nach wie vor der Kommandant im Kabinett und sorgt dafür, dass der Nachschub an Geröll nicht endet.

Resümee: Irgendwie Sado-Maso im Mund, irgendwie geil, voll schön und vor allem eines: besser als mit Steinen werfen. Schieferwein in seiner abgespecktesten Form. Knallhart, brutal klar und mit einem Puls wie´n Rassehengst.

Tipp: Eine, besser zwei Stunden in die Karaffe damit. Mit 10-12º geniessen. Passt hervorragend zu asiatischen Gerichten, zu Spargel, zu deftigen Gerichten oder zu frischem Ziegenkäse. Als Solist einer für den man sich am besten die Schutzkleidung inklusive Helm anzieht.

Einen Bericht über den Riesling Kabinett lesen Sie auch hier.

Verkostet wurde ein C.A.I. Riesling 2014 Kabinett vom Weingut Immich-Batterieberg aus Enkirch an der Mosel, Deutschland. Bezugsquelle: 225 Liter-Handverlesene Weine, München.

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Kategorie: 225 Liter, Verkostet

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