Brauneberger Mandelgraben 2009 Pinot Noir

| 31. Mai 2015 ...alles

Wie ein richtiger Burgunder.

Spätburgunder von der Mosel? Warum nicht? Aber bitte nur wenn er so ist wie dieser Vertreter seiner Gattung.

Winzer/Weingut: Markus Molitor, Bernkastel-Wehlen/Mosel, Deutschland.

Lage/Herkunft: Von der Lage Brauneberger Mandelgrabeen, einer Hanglage mit Schieferböden, Quarzit und Kies.

Molitor Brauneberger Mandelgraben Pinot Noir 2009 Flasche/Etikett: Ein richtig dickes Ding ist die Flasche, breit und schwer. Darauf klebt ein grosses weisses Etikett, das herrlich brav wirkt. Ganz oben ist eine Illustration eines Gebäudes sichtbar und unterhalb steht MARKUS MOLITOR mit einer feinen goldenen Linie unterstrichen. In der Mitte schlicht und einfach 2009 Brauneberger Mandelgraben* (wofür der Stern hinter der Lage steht ist nicht ersichtbar). Ganz unten in weinrot Pinot Noir, ebenfalls durch eine goldene Linie abgetrennt und unterhalb noch Mosel. Fertig ist das einfache Etikett das auf jeden Schnörkel verzichtet. Am hinteren Stück Papier der Hinweis in deutsch und englisch, dass dieser Wein berühmten Schiefer-Steillagen an der Mosel entstammt. Der Rest an Information ist Pflichtprogramm und die 14 PS kündigen einen Wein mit Kraft unter der Haube an. Damit sich der Braunerberger Mandelgraben etwas akklimatisieren kann, darf er sich für eine Stunde mit sich selbst in der grossen Karaffe unterhalten. Danach kommt er in den frisch polierten Becher.

Im Glas: Kräftiges kirschrot dreht im Becher seine Kreise. Sehr transparent ist die Erscheinung des Brauneberger Mandelgrabens.

In der Nase: Eindeutig ist die typische Pinot-Nase. Viel rote Frucht, etwas kräutrig und sehr würzig sind die ersten Eindrücke die man wahrnimmt. Es riecht kräftig und sehr vielschichtig. Da sind Preiselbeeren, Johannisbeeren, nicht ganz reife Kirschen und auch zart florale Töne. Reichlich Geäst riecht man und jede Menge Schiefer. Da spielt ein ganzes Orchester im Glas und sorgt permanent für Musik in der Nase. Ein Duft der sich garantiert über die Zeit noch erheblich weiter entwickeln wird.

Im Mund: Glasklar strömt der Brauneberger Mandelgraben auf die Zunge, wirkt dabei kühl und geschliffen. Um dann augenblicklich einen feinen Teppich von seidenweichen Tanninen auszurollen. Dabei geizt er nicht mit Würze, versprüht rote Fruchtaromen und sorgt für einen erdig-herben Film am Gaumen. Es ist fleischig wie auch kraftvoll und doch fühlt sich der Wein fein und elegant im Mund an. Man schmeckt Kirschen, Brombeeren und auch ein paar verirrte Preiselbeeren. Man spürt die Kraft die auf der Zunge steht und sich über selbige an ihren Rändern saftig wie auch schieferig ergiesst. Frische ist der eine Eindruck, erhöhter Luftbedarf die andere Erkenntnis. Das ist erst der Anfang dieses Weines, welcher deshalb noch eine weitere Stunde in der Karaffe zugeteilt bekommt.

Und siehe da, die Schleusen haben sich geöffnet. Frische Säure tanzt auf einmal durch den Mund, auf der Zunge ist es rotfruchtig und auch kräutrig. Unterlegt ist alles mit einer ausgeprägten Schieferwürze die für eine gewisse Keckheit sorgt. Der Brauneberger Mandelgraben hat Kraft, er hat Körper und wirkt doch sehr schlank und klar im Mund. Was rote Beeren versuchen um für Fruchtgeschmack zu sorgen, wird gekonnt von einer kräftigen Würze in Zaum gehalten. Nichts drängt sich in den Vordergrund, alles hat seinen festen Platz und sorgt so für eine harmonische Gesamterscheinung. Am Gaumen zieht der Brauneberger Mandelgraben mit einem herben Film ab und erst im Abgang dürfen sich die Kirschen und Johannisbeeren von ihrer fröhlichen Seite zeigen. Im Nachhall erdig, würzig, lang und rot.

Immer mehr geht der Brauneberger Mandelgraben an der Luft auf, wird jetzt richtig saftig und schmeichelt mit seiner feinen herben Eleganz. Kein Pelz, nur leichter Nebel ist es der die Zunge einhüllt, der am Gaumen fein vorüber zieht und aus dem schwarze Kirschen und Johannisbeeren hervor treten. Begleitet werden diese von ganz viel Schiefer, von Unterholz und roter Würze und seidigen Tanninen. Überhaupt sorgt das seidige Tanninkleid für reichlich Grip im Mund. Diesen Wein kann man getrost für ein paar Stunden in der grossen Kanne atmen lassen und danach voll in den Film einsteigen.

Resümee: Ich bin geneigt das Wort burgundisch in den Mund zu nehmen wenn ich diesen Pinot Noir trinke. Kraftvoll und doch fein ist er, körperreich und doch leicht, mineralisch, mit jener Dosis Frucht die angemessen scheint, die 14 PS nicht merkbar. Spätburgunder von der Mosel? Warum nicht? Wenn er so ist wie dieser hier.

Tipp: Zwei, besser drei Stunden in die Karaffe mit dem Teil. Mit 16-18º geniessen. Passt zu Pasta, Wild und Lamm und stellt sich auch zu Teilen vom Rind geschickt an. Als Solist ein Wein der Zeit braucht und auch fordert, dann aber ein wunderbarer Unterhalter ist.

Einen Bericht über den Brauneberger Mandelgraben lesen Sie auch hier.

Verkostet wurde ein Brauneberger Mandelgraben 2009 von Markus Molitor aus Bernkastel-Wehlen/Mosel, Deutschland. Bezugsquelle: Furore, München.

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Kategorie: furore, Verkostet

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