Blaufränkisch ‘Eisenberg’ 2010

| 14. Juli 2012 ...alles

Die Kunst der ‘Länge’.

Elegant, lang und saftig sind nur drei Attribute dieser ‘Alltagsmedizin’. Blaufränkisch für den täglichen Genuss gemacht.

Winzer/Weingut: Uwe Schiefer, Welgersdorf im Burgenland, Österreich.

Lage/Herkunft: Von eisenhaltigen Lehm- und Schiefer, sowie Quarz- und Schotterböden der burgenländischen Eisenberg-Region.

Flasche/Etikett: So wie die Flasche vor uns steht, ist es wie eine Reise zurück zu den Anfängen. War doch der Eisenberg der erste Wein von Uwe Schiefer überhaupt den wir verkostet haben. Umso erfreulicher war es diese Flasche mit dem faszinierenden Etikett wieder am Tisch stehen zu haben.

Noch immer halte ich an der Meinung fest, dass es sich bei dieser aussergewöhnlichen Grafik um einen blutenden Daumenabdruck handelt. Oder doch um einen Tropfen des wertvollen Inhalts. Oder vielleicht doch ganz was anderes. Ich habe keine Ahnung. Jedenfalls steht schiefer wie gewohnt in schwarz drauf und hinten findet der neugierige Weinfreund alles was noch wichtig und von Interesse ist.

Wie uns die Erfahrung gelehrt hat ist es angebracht, den Jungspund erst einmal zum Luftschnappen in den Dekanter umzufüllen. Der Eisenberg kam kühl aus dem Temperierschrank und kann sich nun einmal an seine ‘neue Umgebung’ anpassen. Bei diesen Temperaturen darf es dann schon mal um ein, zwei Grad ‘frischer’ sein im Glas.

Im Glas: In einem wunderschönen, nicht allzu dichten granatrot steht der Eisenberg nun wieder im Glas. Leichte violette Reflexe an den Rändern blitzen auf und der Wein gewährt reichlich Einblick in sein Innerstes. Man sieht durch ihn hindurch bis auf den Boden des Glases und steht nicht wie oftmals leider üblich vor tiefsschwarzen ‘verschlossenen Türen’. Klarheit ist bei diesem Tropfen angesagt und die wirkt äusserst frisch und einladend. Eindrucksvolle, vor Brillanz strotzende Farbe.

In der Nase: In der Nase riecht es anders als beim 2009er. Es duftet irgendwie fruchtiger, komplexer. Intensiver Weichselduft gepaart mit Wacholder und Lorbeer. Eigenwillig diese Kombination und doch animierend. Es riecht frisch im Kelch und über all dem steht ein Hauch Lakritze. Spannendes Bukett zum schnüffeln und wie von Uwe Schiefers Weinen mittlerweile gewohnt, trotz einer ausdrucksstarken Aromatik leise und verhalten.

Im Mund: Genussvoll wird der erste Schluck genommen und schon geht das Abenteuer ‘Blaufränkisch mit Schiefer’ auf ein Neues los. Rank und schlank gleitet der Eisenberg über die Zunge und versteht es gekonnt nicht in die Breite zu gehen. Wie ein kühler ‘Flutsch’ tänzelt der Eisenberg saftig und kräftig über die Zunge. Pikant ist er fast, faszinierend attraktiv in seiner lebendigen Säure und richtig animierend in seiner Mineralität. Das ist wieder grosses Kino im Mund. Man schmeckt die frischen dunklen und würzigen Früchte in all ihrer Saftigkeit, man spürt seidig sanfte Gerbstoffe den Mundraum ausfüllen und man schmeckt im Nachhall frische Sauerkirschen. Der erste Eindruck ist, dass der 2010er anders als der 2009er schmeckt, er wirkt noch klarer, noch filigraner und auch irgendwie ‘schüchterner’ im Sinne von behutsam auf der Zunge und am Gaumen.

Beeindruckend wie bei allen Weinen von Uwe Schiefer ist, dass alle, auch die richtig ‘dicken Brummer’ niemals breit und ordinär opulent werden, sondern sich immer über eine elegante, frische und kühl anmutende Länge definieren. Das heisst, dass seine Weine, wie auch dieser hier, der Eisenberg, sich ihren Weg in schöner Länge über die Zungenmitte suchen, dort ihre Aromen ausbreiten, dabei immer frisch und kühl bleiben und so nicht den Mund verkleben und ihn einfach in lästiger Fruchtsüsse ertränken.

Resümee: Auch der Eisenberg hat Kraft, haut deswegen aber nicht rein, er hat Fülle und zeigt diese in ihrer elegantesten Form. Der Eisenberg wirkt schlank, ist äusserst süffig und nimmt mit Luft so richtig Fahrt auf. Bei all dem zeigt er seinem Trinker, dass Blaufränkisch tatsächlich einzigartig anders sein kann. Hat mich persönlich der 2009er schon fasziniert und vollständig überzeugt, so tut es der 2010er ebenso. Wer sich auf die Blaufränkisch-Interpretation Uwe Schiefers einlässt, der wird sich in Folge schwer wieder für einen ganz ‘normalen’ von der Stange begeistern können.

12 Euro ab Hof kostet dieser als ‘Qualitätswein’ getarnte Edeltropfen und erfrischend angenehme und leichte 13% machen ihn sogar zu einem echten ‘Sommer-Roten’. So delikat wie der Eisenberg schmeckt, so rassig wie er ist und so erfrischend schlank er sich präsentiert, so bemerkenswert einfach ist er zu trinken. Ein Wein für jeden Tag, der jeden Tag aufs Neue Spass macht und der einen jeden Tag daran erinnert, dass weniger nicht nur immer öfter, sondern in der Regel, einfach mehr ist.

Tipp: Lassen sie den Wein eine Stunde atmen, servieren sie ihn bei 16-18º, im Sommer 1-2º kühler und haben sie einfach Spass mit diesem Tropfen. Macht zu Gegrilltem wie auch zu würziger Gemüseküche beste Figur. Oder geniessen sie ihn einfach solo.

Einen Bericht über den Blaufränkisch ‘Eisenberg’ lesen Sie auch hier.

Verkostet wurde ein Blaufränkisch ‘Eisenberg’ 2010 von Uwe Schiefer aus Welgersdorf im Südburgenland, Österreich.

Tags: , , , ,

Kategorie: Uwe Schiefer, Verkostet

Keine Kommentare erlaubt