Blauer Silvaner ‘Maustal’ 2011 Luckert

| 30. September 2012 ...alles

Rücksichtslos mineralisch.

Bei diesem Wein schwingt keine Frucht die Kelle um sich beliebt zu machen, da wird gnadenlos die Herkunft zelebriert.

Winzer/Weingut: Zehnthof Luckert, Sulzfeld am Main, Unterfranken, Deutschland.

Lage/Herkunft: Von der Lage Maustal welche an den Mainhängen südlich von Sulzfeld liegt.

Flasche/Etikett: Nicht in der typisch fränkischen Erscheinung in Form eines Bocksbeutels, sondern in einer ‘konventionellen’ Burgunderflasche präsentiert sich Luckerts Blauer Silvaner. Mit einem einfach gehaltenen, dafür aber umso eleganter wirkenden Etikett darauf. In Grossbuchstaben LUCKERT aufgedruckt, in gold, und als amüsantes Wortspiel drunter ‘wein & gut’ platziert. Lässt Raum für Phantasie und verleitet zu unterschiedlichsten Interpretationen. Und natürlich der Name des Hauptdarsteller selbst. Wie sollte man sonst wissen was in der Flasche drin ist?

So wenig vorne angeführt ist, so viel findet man am putzig kleinen Rückenetikett. Lage, Rebsorte, Herkunft und alles was sonst noch von unabdingbarer Notwendigkeit ist. Als freches Highlight ziert eine quietschgelbe Halsmanschette und ein ebensolcher knallig gelber Drehverschluss die Flasche. Mit dem Siegel des VdP darauf, damit jeder weiss, dass man Mitglied im Verband der deutschen Prädikatsweingüter ist. Und weil der gute Tropfen spontan auf der wilden Hefe vergoren wurde darf er jetzt zuerst mal eine halbe Stunde in der Karaffe seine Runden drehen.

Im Glas: Intensiv Gelb steht der ‘Blaue’ Silvaner der ein Weisswein ist im Glas und leuchtet in seinem schönsten Kleid. Glasklar und mit mächtig Glanz gesegnet, eine Erscheinung zum ‘Anfassen’.

In der Nase: Die Nase überwältigt im positiven Sinn eine tolle Potpourri von saftigen Aromen. Muskatnuss zieht eine feine Spur hinter sich her, die Nasenflügel spüren eine duftig-fruchtige Opulenz und sonst herrscht eine mineralisch geprägte Frische im Glas. Ein wenig Kräuterwürze schwebt über all diesem betörenden Duft und leichte rauchige Noten runden das Bukett sanft und weich ab. Eine ‘gelbgrüne’ Nase die äusserst schmeichelhaft ist.

Im Mund: In den Mund fliesst der Blaue Silvaner dermassen weich, dass man meinen könnte den Honig aus dem Lutschbonbon zu spüren. Weicher geht´s nicht, cremiger auch fast nicht und viel dichter ist wohl auch nicht möglich. Es fühlt sich an wie konzentrierter ‘Saft’ und man ist verblüfft über die Länge die dieser Wein trotz seines vollen Körpers vermittelt. Trotz seiner, nennen wir es ruhig Opulenz, wirkt der ‘Maustaler’ schlank und fein und zieht auf die Mitte der Zunge fokussiert, vollgepackt mit ausgeprägter Mineralik darüber. Phänomenal die seidig feinen Taninen die der Silvaner auf der Zunge ablegt. Erstaunlich, begeisternd, beeindruckend. Der Mund will mehr davon, die Zunge lechtzt schon nach dem nächsten Schluck und der Gaumen verucht diese trockene Persönlichkeit mit seiner feinen Würze einzuordnen.

Nachdem hier bei uns in Ösiland wenig bis gar nichts von Weinen dieser Rebsorte getrunken wird, hat der ‘Maustaler’ ohne jeden Zweifel das Zeug zu einem ‘Lieblingsdeutschen’ hier zu werden. Da schwingt keine Frucht die Kelle um sich beliebt zu machen, da wird gnadenlos die Herkunft zelebriert und wem das nicht gefällt der möge weiter ziehen. So stoffig, so würzig und so rüchsichtslos mineralisch wie der Tropfen ist, kann der Daumen nur nach oben oder unten zeigen. Dazwischen geht nichts. Unsere sind eindeutig weit nach oben gestreckt.

Resümee: Wenn der Blaue Silanver seine intensive und butterweiche Spur über die Zunge zieht und man ihn in seiner feinen, fast schon herben Würze am Gaumen spürt, dann macht das richtig Eindruck im Mund. Wenn man ihn dann lange noch im Abgang nachschmecken kann und fühlt wie er ohne Umweg und kerzengerade gestrickt sich seinen Weg über den Gaumen bahnt, dann kann man schon ins Schwärmen kommen. Das ist grosses Mundkino und seinen Preis von 11 Euro mehr als wert. Ein Wein der abseits dem was ‘typisch deutsch’ ist mächtig Spass macht und es wert ist, sich intensiver mit ihm auseinander zu setzen. Blau ist nicht jeder Silvaner, aus dem Maustal kommt nur einer und diesen den die Luckerts machen mögen wir besonders gerne.

Tipp: Lassen Sie ihn eine halbe Stunde an der Luft und geniessen Sie ihn bei 8-10º. Zu saisonaler Gemüseküche ebenso geeignet wie zu allen herbstlich inspirierten Leckereien vom Bauernhof. Solo ein wunderbarer Herbstwein.

Einen Bericht über den Blauen Silvaner lesen Sie auch hier.

Verkostet wurde ein Blauer Silvaner ‘Maustal’ 2011 vom Zehnthof Luckert aus Sulzfeld am Main in Unterfranken, Deutschland. Der Wein wurde uns von der K&U Weinhalle zur Verfügung gestellt.

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Kategorie: K&U Weinhalle, Verkostet

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