Blanc de Blancs Brut Nature

| 1. Juli 2015 ...alles

Kristallklare Versuchung

Schampus, der sich in vollkommener Klarheit, staubtrocken, brillant und auf reine Mineralität konzentriert zeigt. Ein Traum von einem edlen Sprudel.

Winzer/Weingut: Fourny & Fils, Vertus, Champagne-Ardenne, Frankreich.

Lage/Herkunft: Von 60 Jahre alten Reben die auf mit Braunerde überzogenen kalkigen Böden stehen.

Brut Nature Flasche/Etikett: Das bereits bekannte Etikett erstrahlt auf dieser Flasche in einem satten violett. Ganz oben wie gewohnt in gold das Familienwappen der Fournys mit einem grossen F auf weissem Untergrund, eingerahmt von einem feinen goldenen Geflecht. In weiss darunter in geschwungener Schrift Brut Nature. In der Mitte des eleganten Etiketts in gold ganz gross VVE FOURNY & FILS a Vertus. Darunter in weiss Blanc de Blancs Premier Cru. Ein paar allgemeine Informationen in gold vervollständigen das gewohnt elegante Stück Weinbeklebung. Das wieder in komplett gold gefasste Rückenetikett informiert ähnlich einem Datenblatt mit allen wesentlichen Fakten zu diesem Champagner. Man erfährt alles über Herkunft, Böden, Zusammensetzung, Ausbau und auch die Dosage. Besser geht’s nicht. Gerade bei Champagner sehr hilfreiche Informationen. Eingefasst ist die Flasche von einer schwarzen Halsmanschette mit einem Goldaufdruck. Und weil der Sprudel bereits gut gekühlt ist, wird er jetzt im Zuge eines ausgiebigen Champagner-Frühstücks entsprechend untersucht.

Im Glas: Gelb wie eine reife Birne sprudelt der Blanc de Blancs Brut Nature mit einer fast nicht wahrnehmbaren Perlage vor sich hin.

In der Nase: Frischer Pfirsich, ein Schuss Birne und abgeriebene Zitronenschalen riecht man. Auch reifer Apfel ist dabei und komplettiert den durchaus fruchtigen, wie auch mit kompakter Hefigkeit unterstützen Duft. Es riecht sehr reif, kräftig texturiert und dicht. Ein ganz feines, leichtes Prickeln spürt man in der Nase und nach einer Weile dominiert eindeutig dichte, kraftvolle Hefearomatik mit einem Brocken Apfelstrudel. Ein toller Duft der einem lange in der Nase haften bleibt.

Im Mund: Trocken wie ein Staubtuch und äusserst zitrusfrisch lässt sich der Sprudel auf der Zunge nieder. Ganz kurz frage ich mich ob ich Wein oder Champagner im Mund habe. Da zischt nichts, da schäumt nichts, da sprudelt nichts. Vielmehr ergreift eine Rassigkleit das Kommando und macht keine Gefangenen wenn es darum geht mit Frische und Klarheit aufzuzeigen. Erst danach spürt man so etwas wie allerfeinste Bläschen auf der Zunge tanzen. Es fühlt sich knusprig an, lebt und neckt und doch ist alles weich und mild im Mund. Gelbe Grapefruit, weisser Pfirsich und auch etwas saurer grüner Apfel sorgen für die gefühlsmässige Bespassung. Die in der Nase dominante Hefe ist komplett im Hintergrund und verleiht dem Blanc de Blancs Brut Nature seine weiche Charakteristik.

War vorher nur die Rede von der Zunge und wie sich der Blanc de Blancs Brut Nature darauf zeigt, so kommt jetzt der Gaumen an die Reihe. Und da präsentiert der Sprudel sein zweites Gesicht. Kalkig ist er, extrem kalkig, dezent hefeteigig, weich und anschmiegsam. Ebenso dermassen trocken, dass man ihn gern befeuchten würde um ihn nicht so erbärmlich verdunsten sehen zu müssen. Danach steht einfach ein kalkiger Film am Gaumen und man schmeckt ein wenig weissen Pfirsich. Der Rest ist pure Mineralik, dicht, kompakt, wie feiner Nebel. Ein Erlebnis das Blasenspiel. Eher wie ein Wein der leicht moussiert als ein Champagner der blubbert. Das hat Klasse, das hat Stil, das macht Spass. Am ehesten lässt es sich mit dem leichten rütteln eines rotierenden Massagestuhls und dem kräftigen Druck einer echten Massage vergleichen. Auch hier scheint es wieder, als würde der Champagner mit Luftaufnahme erst so richtig munter werden. Er wird richtig spritzig, ungemein frisch und klar und ebenso zitrusfruchtig. Der Blanc de Blancs Brut Nature beginnt zu leben und Spass mit sich selbst zu haben.

Im Gegensatz zu seinen beiden Vorgängern, dem Grande Réserve Brut und dem Blanc de Blancs Brut, ist der Blanc de Blancs Brut Nature die Reduktion der beiden auf die Essenz davon. Alles ist vorhanden, die reifen Apfelaromen, der Pfirsich, die Hefe, der Teig, etc. Was fehlt ist dieser letzte Rest von Zucker der den beiden den Eindruck von fruchtiger Saftigkeit verliehen hat. Der Blanc de Blancs Brut Nature zeigt sich in vollkommener Klarheit, staubtrocken, ist brillant und letztlich auf reine Mineralität konzentriert. Was an Frucht vorhanden ist wird als leises Statement dazu eingeblendet, seine Charakteristik beschränkt sich auf “trocken, kristallin und wohl texturiert”.

Resümee: So sehr ich die beiden “saftigen” vor ihm mag, so sehr ist der Blanc de Blancs Brut Nature eine Referenz von richtig gutem trockenen Champagner. Und das zu einem Preis, der von grossen Marken bestenfalls mit einem milden Lächeln kommentiert wird. Nur, wer braucht schon “marketinggestütze” Kohlensäurebomber?

Tipp: Mit 6-8º geniessen. Zu Krabben, Hummer, Langusten und sonstigem Zeug das irgendwelche Fangarme hat. Oder zu Fisch und Meeresfrüchten. Oder zum Frühstück, als Apéro. Als Solist für Leute die Genuss als Pflicht verstehen.

Einen Bericht über den Blanc de Blancs Brut Nature lesen Sie auch hier.

Verkostet wurde ein Blanc de Blancs Brut Nature – Premier Cru von Veuve Fourny & Fils aus Vertus in der Region Champagne-Ardenne, Frankreich.

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Kategorie: Fourny & Fils, Verkostet

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