Barbera d’Alba Filatura 2016

| 7. Juli 2018 ...alles

Die pure Lebensfreude

Der Tropfen ist die reinste Spassmaschine, der totale Freudenspender. Ein Barbera, dem das Siegel “alltagstauglich” gebührt.

Winzer/Weingut: Marco Porello, Canale, Piemont, Italien.

Lage/Herkunft: Vom Weinberg Filatura in Canale, mit Reben die auf steinigen und kalkigen Böden stehen.

Porello Filatura 2016 Allgemeines: It´s Barbera-Time. Wenig bis nichts geht an grauen, abgekühlten Sommertagen über einen schönen Barbera aus dem Piemont. Wenn er dann auch noch von Marco Porello kommt ist das umso erfreulicher. Macht der nämlich ausgesprochen frische, bereits jung sehr zugängliche Weine aus dieser eher reifebedürftigen Rebsorte. Der Wein der heute von ihm am Tisch der Wahrheit steht, ist der Barbera d´Alba Filatura 2016, dessen Trauben aus der besten Lage Canales kommen. 30 bis 50 Jahre alt sind die Rebstöcke die auf dem Hügel mit dem Namen Filatura stehen, was übrigens soviel wie “spinnen” heisst. Im Sinne von Spinnfäden, nicht von irre oder Ähnlichem. Marco Porello behauptet aber auch, dass das Wort im piemontesischen Dialekt auch für „Filetstück“ steht. Was angesichts des Weines so falsch auch wieder nicht sein kann, gehört der Filatura doch zum Besten, was Marco Porello an Barbera in die Flaschen zaubert. Ich hab den Kerl erstmal für eine halbe Stunde in die Karaffe umgefüllt und bin jetzt gespannt, was der Tropfen zu erzählen hat.

Im Glas: In äußerst dunklem dunkelrot dreht der Filatura seine Runden.

In der Nase: Nicht minder dunkel ist der Duft der einem fleischig, saftig und sehr kirschig in die Nasenflügel hoch strömt. Etwas Pfeffer weht im Hintergrund vorbei, Schlehe hebt dezent den Finger, der Rest ist erdig, würzig, steinig-mineralisch. Ein ausgeprägter Duft der doch sehr fein und klar ist. Als wäre Herbst im Riechorgan. Ein Fest für die Nase. Sinnlich und verführerisch.

Im Mund: Erdig, süss, saftig, kirschig, dunkel. Was für ein Auftritt auf der Zunge. Dazu ein Säurekick den man nicht erwartet hätte. Barbera frisch as frisch can be. Und agil und rassig noch dazu. Der schwarze Saft der Kirsche, der süße Kick der Muskatnuss, am Ende noch ein Hauch von Schlehe, einfach genial. Das Genialste aber ist die gnadenlose Knackigkeit mit welcher sich der Filatura an sein Werk im Mund macht. Der Kerl selbst ist nämlich schlank und plätschert wie´n Gebirgsbach durch die Futterluke. Barberaspass wie´s besser nicht geht. Ich brauche noch ein Glas von diesem frechen Tropfen.

Das Zeug wird immer besser an der Luft. Die Frucht ein Hammer, die Säureader einfach grandios. Pure Mineralität am Zungengrund, steinig, salzig, schlichtweg gross. Die Zungenspitze rollt sich vor Entzücken, die Ränder zucken lustvoll kurz zusammen. Was ist das für ein rotzfrecher Kerl! Ich habe bis jetzt keinen Barbera getrunken, der so vor Lebensfreude schreit wie dieser hier. Der Filatura ist die reinste Spassmaschine, der totale Freudenspender. Supersüffig, auch dank wirklich seidiger Gerbstoffe die sich fein und kühl über den Gaumen ziehen. Der Trinkfluss schlicht phänomenal. Und das bereits in seiner frühesten Jugend. Man will diesen Tropfen gar nicht älter werden lassen. Der will JETZT getrunken, was heisst, vernichtet werden!

Schwarz, wild und säuresüss. Die Kirsche saftig, der Stein mit Salz bestrichen, die Würze erdig, das Finale pure Lust in schwarzrot. Das Mundgefühl derart phantastisch, dass man sich wünscht es möge nie zu Ende gehen. Sündhaft, sexy, rassig, schlank und fein und frisch ist dieser Tropfen, von dem man nicht genug bekommt. Der Filatura ist nicht einer jener, die zehn Jahre warten wollen bis sie zeigen dürfen was sie können. Er hat muntere fünf vor sich und ist ab dem ersten Tag putzmunter, will nichts als Freude machen, sich von seiner schönsten Seite zeigen und zum Geniessen animieren.

Resümee: Ein Barbera, dem das Siegel “alltagstauglich” gebührt. Einer, von dem man immer reichlich Vorrat haben sollte. Ein echter Glücksfall. Ich gönn mir noch ein Glas von diesem frechen kleinen Racker.

Tipp: Halbe Stunde in die Karaffe damit und dann mit 16-18º geniessen. Zu Braten, Würsten oder Eintöpfen. Auch zum Käse. Als Alleinunterhalter ein frischer Wein der einfach grosse Freude macht.

Einen Bericht über den Filatura lesen Sie auch hier.

Verkostet wurde ein Barbera d’Alba Filatura 2016 von Marco Porello aus Canale im Piemont, Italien. Bezugsquelle: Pinard de Picard, Saarwellingen.

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Kategorie: Pinard de Picard, Verkostet

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