Ballarino 2010 Valdonica

| 19. Februar 2014 ...alles

Fruchtig-würziger Appetitanreger.

Ein Tropfen der auf der Stelle alle Rezeptoren nach küchentechnischer Begleitung schreien lässt.

Winzer/Weingut: Valdonica, Sassofortino, Maremma/Toskana, Italien.

Lage/Herkunft: Von Weingärten auf über 450 Metern Seehöhe, auf Lehm- und Sandböden des früheren Vulkans Sassoforte.

Ballarino 2010 Flasche/Etikett: Wie schon auf der Flasche des mersino klebt auch auf dieser das grafisch ansprechende graue Etikett mit dem grossen V von Valdonica darauf. Diesmal allerdings nicht in quietschgrün, sondern in elegantem silber gehalten. Erst der Rest der Beschriftung ist in diesem Fall in knalligem gelbgrün aufgedruckt. Toscana VALDONICA und unten drunter ballarino 2010. Darüber wieder die sanft geschwungenen Linien die für Bewegung sorgen. Konsequent umgesetztes Corporate Design, das nur in seiner Fabwahl variiert.

Auch hier wieder das graue Rückenetikett mit allen nötigen Informationen rund um den Wein. Man weiss was drin ist, in diesem Fall Vermentino, und dass es sich dabei um einen sortenreinen Wein handelt. Ebenso wird Auskunft über die 12 monatige Reifung im Eichenfass gegeben. Auch diese Flasche mit der typischen dunkelgrauen Halsmanschette mit dem bunten Valdonica-Schriftzug versehen. Schon alleine des Rituales wegen wird der ballarino in die Karaffe umgefüllt. 30 Minuten Luft tun ihm sicher gut und die Vorfreude soll nun mal die schönste Freude sein. Heisst es zumindest.

Im Glas: Gelblich grün, mit einem Schleier von Gold umgeben, steht der ballarino im Glas. Der doch relativ dicke Film an der Glaswand deutet auf Gehalt hin.

In der Nase: Gelbwürzig dampft einem der Tropfen aus dem Glas entgegen. Einerseits saftig fruchtig, andererseits delikat würzig. Zermantschte Birnen riecht man, etwas Wiesekraut, ein paar reife Äpfeln dümpeln durch die Gegend. Mehr Würze in der Frucht als Saft. Ausgeprägte Aromatik in der Nase, reif, voll, aber nicht aufdringlich. Vermentino-Duft neu interpretiert. Anders als gewohnt, weil ungemein reifer in der Charateristik. Voller, satter und üppiger. Ändert sich mit Luft zur Würze hin und sorgt für Speichelfluss im Mundraum.

Im Mund: Wer hat am Aromenrad gedreht? So weich der ballarino über die Lippen zieht und sich auf der Zunge niederlässt, so aromatisch fühlt sich alles augenblicklich im Mund an. In erster Linie gelb, definitiv. Auch wenn jede Menge reife, fast schon überreife gelbe Fruchtaromen mit dabei sind, so ist der erste Eindruck doch eindeutig kraftvoll würzig, steinig mineralisch und ausgeprägt aromatisch. Der mittlere Körper des ballarino vermittelt Frische im Mund, fühlt sich leicht an trotz seiner durchaus opulent wirkenden Art. Nichts ist dick und doch wirkt es fest und straff auf der Zunge. Am Gaumen etwas herb und trocken wie ein Wüstenwind. Man schmeckt, dass dieser Wein eine Zeit lang auf der Schale dahin gedümpelt ist und es fühlt sich gut an.

Nachdem das erste Glas ‘verarbeitet’ ist und man sich an die ausgeprägte Aromatik gewöhnt hat stellt man fest, dass sich der ballarino als Appetitanreger darstellt. Mit seiner feinen Herbheit, welche von einer würzigen Saftigkeit begleitet wird, melden sich jene Rezeptoren die für Feststoffliches verantwortlich sind. So mundwässernd wie sich der Tropfen auf der Zunge ausbreitet, ohne dabei breit zu werden, so animierend sich der Wein am Gaumen und im Nachhall verhält, so sehr wünscht man sich augenblicklich feste Nahrung dazu. Auf der Zunge steht diese gelbe Fruchtwürze, ausgeprägt, intensiv und fordernd, an den Zungenrändern fliesst alles elegant mit einem Schuss steiniger Mineralik ab. Ebenso am Gaumen, der lange diesem herben Film hinterher schmeckt.

Resümee: Sehr interessant wird der ballarino nachdem er ein paar Stunden in der Karaffe verbracht hat. In der Nase dampfende gelbe Birnen, zermantschter Apfel und dunkelgelbe Quitte. Auf der Zunge noch intensiver, noch herber, noch würziger, am Gaumen richtig druckvoll. Legt sich als kraftvoller Film darauf an, zieht langsam runter und bleibt endlos lange als warmes, würzig-fruchtiges Gefühl im Mund zurück. Jetzt merkt man auch die Drehzahl und dass der ballarino richtig Kraft hat. So leicht er sich auch anfühlt, so täuschen kann man sich bei diesem Tropfen. Er hat Statur und er macht Dampf im Kessel. Kein locker-leichter Wein für 40 Grad im Schatten, eher ausdrucksstarke Begleitung für kühle Sommernächte oder gar für raue Wintertage. Charaktervolle, höchst aromatische und komplexe Weinpersönlichkeit, die es versteht bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

Tipp: 30 Minuten Luft tun ihm gut. Am besten bei 8 – max. 10º geniessen. Passt hervorragend zu Fisch und Meeresfrüchten aus dem Ozean. Auch zu rustikal gebastelter Pasta geeignet. Als Alleinunterhalter einer bei dem Vorsicht geboten ist.

Einen Bericht über den Ballarino lesen Sie auch hier.

Verkostet wurde ein ballarino 2010 von Dr. Martin Kerres´ Weingut Valdonica in Sassofortino (Grosseto) in der Maremma/Toskana, Italien.

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Kategorie: Valdonica, Verkostet

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