Baciólo 2008 Riserva

| 26. März 2014 ...alles

Bäuerlicher Typ mit grossem Potential.

Saftige Opulenz in fruchtig-würzigem Kostüm. Kein Weichspüler-Sangiovese, sondern wirklich ganz grosses Maremma-Kino.

Winzer/Weingut: Valdonica, Sassofortino, Maremma/Toskana, Italien.

Lage/Herkunft: Von Weingärten auf über 450 Metern Seehöhe, auf Lehm- und Sandböden des früheren Vulkans Sassoforte.

Baciolo 2008 Flasche/Etikett: Auch auf dieser Flasche klebt das streng dem Corporate Design folgende, elegante Etikett in dunkelgrau. In Silber wieder das grosse V für Valdonica, beim baciólo nun Toscana VALDONICA in zartem blassorange. Ebenso die typischen geschwungenen Linien die über das V hinweg schweben, baciólo 2008 darunter und somit ist vorne alles gesagt was wichtig ist. Was irritiert ist die Schreibweise von baciólo. Steht auf der Webseite von Valdonica ein ó, so ist es auf dem Etikett genau anders rum geschrieben, nämlich ò. Ein Rätsel am Ende der Verkostungsreihe.

Auch auf dem Rückenetikett steht wieder in zartorange der Rest an Information. Etwas über die Rebsorte, sowie auch hier wieder alles über die Reifung und dass es sich um eine Riserva handelt. Auch diese Flasche schliesst eine dunkelgraue Halsmanschette elegeant ab. Für eine halbe Stunde darf auch der baciólo in der Karaffe seine Runden drehen bevor er in die Gläser kommt.

Im Glas: Um zwei Nuancen dunkler, aber ebenso transparent und klar wie der saragio, steht der baciólo wie ein Rubin in funkelndem Granatrot im Glas.

In der Nase: Unmittelbar nach dem Umfüllen ist einem eine ganze Armee von lustigen Sauerkirschen in die Nase gehüpft, nach 30 Minuten in der Karaffe steht ein hauptsächlich erdig-würziger Duft darin. Begleitet von reifen Kirscharomen, etwas grüner Kräutrigkeit und roten Holunderbeeren. Erdig-rot würde ich den Duft als Farbe bezeichnen. Kraftvoll und intensiv steigen die Aromen die Nasenflügel hoch. Etwas Pflaume hat sich zwischen den Kirschen versteckt und verleiht dem Ganzen eine gewisse Fleischigkeit. Saftig fühlt es sich an, ein leiser Holzton steht unscheinbar daneben.

Im Mund: Aber hallo! Da kommt ein echter Kraftprotz daher. Dunkelwürzig steht der baciólo saftig auf der Zunge. Reife Kirschen, Pflaumen und auch Weichseln treiben sich frisch vergnügt im Mund herum. Rustikal fühlen sich die Gerbstoffe an. Ein Naturbursche schlechthin. Macht am Gaumen mehr Druck als auf der Zunge, fühlt sich dort relativ leicht an, dreht aber dann richtig auf. Fein spürt man das Holz, hinter den Lippen geht die Tanninpost ab. Ein zartes Pelzchen legt sich an, ist aber nicht spröde oder banal adstringierend. Vielmehr spürt man Ecken und Kanten die durchaus Stil haben. Und sonst steht rotbraune Würze im Mund, füllt diesen kräftig aus und lässt einen das Fleisch von Kirsch und Pflaume schmecken. Es ist warm, es ist kräftig und es ist auf gewisse Art und Weise ‘bäuerlich’. Sangiovese mit Charakter.

Es lässt sich nicht vermeiden den baciólo ständig mit dem saragio zu vergleichen. Man spürt die sechs Monate die er länger im Barrique verbracht hat, die er länger gereift ist. Er ist kraftvoller, dichter und intensiver. Sowohl in Aromatik wie auch Würze. Alles fühlt sich fleischiger im Mund an, die Zunge wird saftiger umspült und der Gaumen unter grösseren Druck gesetzt. Der baciólo ist des saragios Turboversion. Er brummt mehr von unten, hat mehr Drehmoment und was die Gerbstoffpräsenz angeht hat der baciólo noch einiges an Entwicklungspotential vor sich. Er fängt jetzt gerade an mächtig Dampf und ebenso grossen Trinkspass zu machen. Nach einer Stunde hat er zugelegt, ist saftiger, fast möchte man sagen fruchtiger geworden. Kirsche, Rumtopf, Schokopralinen, Erdbeeren sind auf einmal da. Die grüne Kräutrigkeit ist weg, rotbraune Erdwürze ist da. Es wird noch fülliger im Mund, noch fleischiger auf der Zunge, noch dichter und beeindruckender am Gaumen.

Resümee: Was der baciólo nicht verstecken kann ist sein Alkoholgehalt. Man schmeckt nichts davon, aber man spürt ihn. Umso mehr weil er in einer sehr dichten und tiefen Struktur eingebettet ist und in der Saftigkeit in der er steckt, einfach voll aufs Gaspedal steigt. Am Gaumen fühlt sich alles rotfruchtig an, konzentriert wie dickes Gel. Nach drei Stunden steht der Tropfen voll im Saft, ist die pure Sünde geworden. Saftige Opulenz, kraftvolle Tanninstruktur und ein Mundgefühl das einem rasch zum Verhängnis werden kann. Den saragio kann man rasch einmal verputzen (obwohl er ebenso viel PS hat). Durch seine filigrane Art verdunstet er irgendwie. Der baciólo hingegen zeigt einem wo der vinophile Hammer hängt. Trotzdem hat er einen Trinkfluss, der dank seiner saftig rotwürzigen Opulenz gewaltig ist. Kein Weichspüler-Sangiovese, sondern wirklich ganz grosses Maremma-Kino. Und jetzt gibt´s Pasta und La dolce Vita.

Tipp: 1 Stunde ist optimal zum ‘Einsteigen’. Legt mit Luft mächtig zu. Trinktemperatur 16 – max. 18º. Begleitet feine Wurst und guten Braten ebenso wie deftige Pasta und Wildgerichte. Für sich allein genossen ein aussergewöhnlich charaktervoller Tropfen.

Einen Bericht über den Baciólo lesen Sie auch hier.

Verkostet wurde ein baciólo 2008 Riserva von Dr. Martin Kerres´ Weingut Valdonica in Sassofortino (Grosseto) in der Maremma/Toskana, Italien. Ein sortenreiner Sangiovese.

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Kategorie: Valdonica, Verkostet

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