Am Manhartsberg 2012

| 26. Mai 2014 ...alles

Alles, nur kein Hungerhaken.

Süffig und anschmiegsam, etwas Speck an den Hüften und alles andere als ein Hungerhaken. Alltagswein mit Rundungen die sexy, weich und mild sind.

Winzer/Weingut: Fred Loimer, Langenlois/Kamptal, Österreich.

Lage/Herkunft: Von alten Weinbergslagen auf kalkreichen Löss- Lehm- und Gneis-Verwitterungsböden am Fuss des Manhartsberg.

Am Manhartsberg Flasche/Etikett: Es wird immer bunter. Erst grün, dann orange, dann rot, dann rosa und jetzt quietschgelb. Fred Loimer hat ganz tief in den Farbtopf gegriffen. Auf dieser Flasche klebt nun also ein gelbes Etikett, das gelber nicht sein kann. Wie üblich tanzt über seinem Namen das polynesische Fruchtbarkeitssymbol, diemal in froschgrün, und ganz unten liest man Am Manhartsberg in schwarz, den Jahrgang in grün und die drei Rebsorten die in der Flasche vereint sind in weiss. So einfach das durchgehende Corporate Design Fred Loimers Weinbeklebungen ist, so auffällig, unverkennbar und vor allem unübersehbar ist es, egal wo man diese Flaschen hinstellt.

Das ebenso knallgelbe Rückenetikett wartet wie gehabt gerade mit den notwendigsten Informationen auf und der Rest ist in der Flasche. Weil ich den Wein schon vor einer Weile einmal getrunken habe weiss ich, dass ihm ein bis zwei Stunden in der Karaffe wahrlich gut tun und deshalb wird, nachdem der Glasverschluss entfernt ist, der Tropfen zur Akklimatisierung umgefüllt.

Im Glas: In sehr hellem strohgelb dreht die Cuvée Am Manhartsberg im Glas ihre Runden. Fast weiss ist sie im Kern.

In der Nase: Ein wunderbar milder Duft steigt auf, zeigt Noten von Äpfeln, Grapefruit und Birnen. Es riecht knackig, saftig und schiesst am Ende ein paar Tropfen Hefe nach. Nichts ist laut, alles eher verhalten leise, gesittet und wie auf ‘Zimmerlautstärke’ gedreht. Fein geraspelte Nuss zieht am Riechorgan vorbei, etwas aus der Bäckerei taucht auf und insgesamt duftet es betörend weich und verführerisch aus dem Glas heraus. Stilvoll, charmant und zu einem gewissen Grad geheimnisvoll.

Im Mund: Ausgesprochen weich kommt der Wein auf die Zunge. Es fühlt sich cremig an im Mund, wie Balsam. Vom Mundgefühl her geht der Tropfen in die Breite, wird dabei aber nicht dick oder schwer. Er füllt nur schön den Mund aus und zeigt dabei in eleganter Opulenz sein vielfältiges Aromenspektrum. Reife Birnen schmeckt man, leicht hefig unterfüttert. Apfel ist dabei und auch ein Tick von grüner Nuss taucht auf. Es fühlt sich ‘g´schmackig’ an, wie man hier sagt, und schmeckt auch so. Man schmeckt sehr schön die beiden Burgundersorten heraus, spürt das leicht Rauchige auf der Zunge und am Gaumen. Dabei steht der Manhartsberg wunderbar weich auf ihr, fühlt sich dicht in seiner Textur an und zieht auch kraftvoll aber mild über den Gaumen hinweg. Der Wein hat Statur, ist aber niemals schwer. Im Nachhall dominiert eine rauchige Mineralik.

Wie schon bei der ersten Verkostung festgestellt, geht der Manhartsberg nach knappen zwei Stunden an der Luft wieder so richtig auf. Erst jetzt zeigt er sich sowohl vom Geschmack wie auch vom Gefühl her in seiner vollständigen Vielschichtigkeit. Es schmeckt als wären die Äpfel und die Birnen plötzlich rasant gereift, man schmeckt die feine hefige Unterfütterung und nimmt auch ganz leise Zitrusaromen wahr. Es ist alles noch viel dichter geworden, in seiner Textur wirkt der Tropfen noch weicher und cremiger. Mild zieht der Wein über den Gaumen und Leute die etwas heikel auf Säure reagieren finden hier ihr Seelenheil. Gleich einem pharmazeutischen Magenschoner läuft der Manhartsberg die Kehle runter.

Resümee: Faszinierend zu beobachten ist, wie sich der Wein mit zunehmender Temperatur verändert. Zwei Grad mehr oder weniger verändern seine komplette Charakteristik. Er verändert sich auf der Zunge hin zu breiterer Textur, zu noch milderer Konsistenz und zu einem richtig rauchigen Spektakel. Birnen übernehmen das Kommando, feine grüne Nuss steht Spalier und alles wirkt wie Lippenbalsam. Säure ist vorhanden, jedoch so tief eingepackt, dass man sie bestenfalls als kurzen Lichtblitz wahrnimmt. Der Manhartsberg ist dicht, füllig, niemals schwer, rauchig, mineralisch und doch mit einem eleganten wie saftigen Schuss Frucht bestückt. Alles ummantelt von birnig-rauchiger Mineralität. Ich mag den ‘Hügelwein’, weil er süffig und anschmiegsam ist, etwas Speck an den Hüften hat und nicht wie ein modisch korrekter Hungerhaken daherkommt. Um ca. 12 Euro macht er auch gehörig Spass am Mittagstisch.

Tipp: 1 Stunde sollte er Luft bekommen, zwei sind besser. Bei 12-14º zeigt er was er kann. Passt zu Fisch und Meeresfrüchten ebenso, wie zu Geflügel, Schweinefleisch und zur Gemüseküche. Als Solist ein entschleunigter Zeitgenosse der viel Freude macht.

Einen Bericht über den Am Manhartsberg lesen Sie auch hier.

Verkostet wurde ein Am Manhartsberg 2012 von Fred Loimer aus Langenlois/Niederösterreich, Österreich.

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Kategorie: Loimer, Verkostet

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