Alta Mora 2014 Etna bianco

| 1. Juni 2016 ...alles

Grandioser Zaubertrank vom Ätna

Wer auch nur ansatzweise italophil ist, muss nach Sizilien zum Ätna und Weine wie diesen Carricante trinken. Zauberstoff. Einfach genial.

Winzer/Weingut: Cusumano Vini, Partinico, Palermo, Sizilien.

Lage/Herkunft: Von Weinbergen auf 600 Metern Seehöhe rund um Milo.

Alta Mora 2014 Allgemeines: Wer an Sizilien denkt, dem kommt auch unweigerlich Palermo und die Mafia in den Sinn. Kein Klischee ist schöner und hartnäckiger. Was heute bei mir am Tisch der Wahrheit antritt ist allerdings kein Mafiosi, sondern ein Wein aus der Region um ein Dorf namens Milo am Osthang des Ätna-Vulkans, das so schön und kitschig ist, dass es schon weh tut. Die Brüder Alberto und Diego Cusumano haben das Weingut im Sinne alter Tradition gekonnt mit der Moderne verschmolzen und gehören heute zu den Referenzweingütern Siziliens. Cusumano, der Löwe von Sizilien. So wird das Weingut auch genannt und das spiegelt sich auch im Firmenlogo wieder, das aus halb Sonne und halb Löwe besteht. Viel interessanter aber ist der Wein der heute vom Löwen Siziliens aus der Flasche gelassen wird, der Alta Mora Etna bianco 2014, ein Wein aus 100% Carricante, der autochthonen Hauptrebsorte im DOC-Weißwein Etna bianco. Ausgebaut wurde der Alta Mora im Stahltank, lag 4 Monate auf der Feinhefe und jetzt wird er von seinem Kork befreit auf dass er endlich in das Glas darf. Karaffe kann, muss nicht sein.

Im Glas: In einem intensiven goldgelb steht der Alta Mora eindrucksvoll im Glas und leuchtet vor sich hin.

In der Nase: Dichte, konzentrierte Aromen von gelben Blüten und und reifen, saftigen Zitronen drängen die Nase hoch, fühlen sich ungemein kompakt an. Dahinter etwas leicht Grünes, frisches Gras, eine ungeheure mineralische Note von sprödem Stein und eine überraschend klare Frische. Es ist sehr “duftig”, mehr nach Blüten als nach Früchten, gelb und weiss und mit einem feinen, herbwürzigen Touch versehen. Hoher Schüffelfaktor.

Im Mund: Oh ja! Das macht Spass! Relativ fein und leicht strömt der Alta Mora in den Mund. Man spürt, dass er Körper hat, doch hat er so gut wie kein Gewicht. Das ist fein, das ist leicht und herb und würzig und steinig und weiss. So steht er auf der Zunge, intensiv, dicht und voll und dabei doch sehr frisch und kühl. Reife Zitrone, saftig, rund, weich und tief, harmoniert wunderbar mit einer gelben Blütenaromatik. Als würde man einen Tropfen der Zitrone auf eine Butterblume träufeln. Quitte sorgt für Saft, die Zitrone für Frische und der Blumenstrauss für eine äusserst elegante, sehr feine herbe Note. Am Gaumen mineralisch, weiss und mit zartem Grip, der sich trotz aller Dichte sehr trocken anfühlt. Der Abgang mineralisch-floral, der Nachhall weiss und edelst herb. Ich mag den Alta Mora, weil er so übehaupt kein Fruchtbomber und vor allem weder heiss noch fett ist. Schön.

Kaum steht der Alta Mora eine Stunde in der geöffneten Flasche, entwickelt er eine wunderbar weissherbe Charakteristik. Er wandelt sich praktisch im Mund von gelb zu weiss hin, wird immer griffiger auf der Zunge und am Gaumen und man spürt wie sich feiner Blütenstaub anfühlt. Die Quitte bildet den Unterbau, eine gewisse Pikanz kommt zum Vorschein, etwas salziger Stein mit einem leicht dunklen Hauch ist dabei. Ungemein frisch der Auftritt im Mund, kein Gramm Fett, nur herrlich leichte aber doch kraftvolle Präsenz. Ein Geschmack der sich schwer gezielt einordnen lässt, am ehesten noch bei den floralen weissen Südfranzosen Anschluss findet, nur mit einem Tick mehr Frucht. Sehr sehr fein ist auch die Säureader, die so tief in diesem dichten Körper eingebunden ist, dass sie bestenfalls als belebendes Beiwerk wahrgenommen wird. Und auch wenn es verboten ist, der Alta Mora ist bekömmlich und für jeden der etwas empfindlich ist was Säure angeht, bestens geeignet. Wenn dann auch floral und mineralisch noch gemocht wird, dann ist das der Wein der Stunde.

Ich bin hin und weg von diesem Trank. Der hat soviel Frische im Mund, ist gleichzeitig kompakt ohne wirklich Druck zu machen und verzaubert mit einer wunderbaren Kombination von dezenter Frucht und herbfloraler Würze. Da steht sich nichts im Weg, das harmoniert, das ist mit sich im Reinen. Während man auf der Zunge diese saftig-herb-trockene Essenz schmeckt und spürt, ist der Gaumen voll auf trockene Würze konzentriert und geniesst diese Weissblütigkeit.

Resümee: Wer auch nur im Ansatz italophil ist, der muss nach Sizilien, der muss zu den Weinbergen rund um den Ätna, der muss einfach Weine aus Sizilien trinken. Und zwar Carricante. Einen wie diesen hier. Der ist der Hammer schlechthin. Auch wenn ich mich in letzter Zeit intensiv mit Rieslingen beschäftigt und einige wirklich aussergewöhnliche entdeckt habe, für den Alta Mora lass ich jeden davon stehen. Ich liebe diesen Wein und hoffe, dass der Ätna da die nächsten tausend Jahre nicht dazwischen funkt. Was für ein grandioser Zaubertrank!

Tipp: Muss nicht, kann aber eine Stunde in der Karaffe vertragen. Mit 10-12º geniessen. Mediterrane Gemüseküche mag er, Fischgerichte sowieso, Salate und auch gut gewürzte nordafrikanische Küche. Als Solist ein Wein für Leute die gerne mal was anderes erleben wollen. Grosser Stoff vom Vulkan.

Einen Bericht über den Alta Mora lesen Sie auch hier.

Verkostet wurde ein Alta Mora Etna bianco 2014 von Cusumano Vini in Partinico, Palermo, Sizilien. Bezugsquelle: Pinard de Picard, Saarwellingen.

Tags: , , , , , , , ,

Kategorie: Pinard de Picard, Verkostet

Keine Kommentare erlaubt