Barbaresco, bitte mehr davon! Wer Barbaresco noch nicht so am Radar hat, dem sei dieser hier ans Herz gelegt. Schöner und eleganter kann man in die Nebbiolo-Welt nicht einsteigen. Winzer/Weingut: Elvio Cogno, Novello/Cuneo, Italien. Lage/Herkunft: Von Weinbergen im Ortsteil Ravera. Allgemeines: In der Ortschaft Novello, die zu den elf Gemeinden in der Provinz Cuneo gehört, […]
Stichwort: Weinverkostung
ACHTUNG! Gemischter Satz 2011
Kino für Kenner.
Schafft es bravourös sich fruchtig und würzig gleichzeitig zu zeigen. Ein Wein der in Balance ist und Kennern ein Lächeln ins Gesicht zaubert.
Winzer/Weingut: Fred Loimer, Kamptal/Niederösterreich, Österreich.
Lage/Herkunft: Von der Lage Eichelberg am rechten Kampufer bei Zöbing.
Flasche/Etikett: Wie es sich anhört wenn polynesische Fruchtbarkeitsgötter ACHTUNG! schreien weiss ich nicht. Dass sie es aber tun kann man auf dem naturweissen Etikett das auf der Flasche klebt sehr gut sehen. Mit einem grossen Trichter vor dem Mund brüllt der kleine Gott mit Inbrunst in selbigen hinein und schreit hinaus, dass man gefälligst achtgeben soll. Irgendwie hat der kleine polynesiche Marktschreier eine gewisse Ähnlichkeit mit Lui alias La Linea. Wer das kleine Quasselmonster kennt, der weiss was hier gemeint ist. Unterhalb der lustigen Illustration dann das ‘echte’ Loimer-Logo und am Rand, ganz unten, in orange Achtung! Gemischter Satz sowie in schwarz der Jahrgang 2011. Am Rückenetikett ganz oben Achtung! und in der Mitte das Siegel der Traditionsweingüter Österreichs. Ebenso der Hinweis, dass dieser Gemischte Satz ein Wein aus der Umstellung auf biologische Landwirtschaft ist. Landwein, trocken, 14%vol. liest man als Zusatzinformation. Bevor der gute Tropfen aber angetrunken wird, darf er für eine volle Stunde ein paar Runden in der grossen Karaffe drehen.
Im Glas: Leuchtendes Orange strahlt aus dem Glas heraus, kräftig, mit saftigen gelben und bernsteinfarbigen Begleitnoten. Ein fetter Film fliesst an der Glaswand langsam ab.
Traminer ‘Alte Reben’ 2011
Bekömmlichkeit rezeptfrei.
Wer säureempfindlich ist, dem sei dieser Wein als rezeptfreie Medizin ans Herz gelegt. Viel milder, weicher und bekömmlicher geht es fast nicht mehr.
Winzer/Weingut: Weingut Schellmann (Fred Loimer), Gumpoldskirchen, Österreich.
Lage/Herkunft: Von fast 80 Jahre alten Rebstöcken der Hanglage Weinführer.
Flasche/Etikett: Nach dem bunten Auftakt dieser Verkostungsrunde mit grünen, gelben, orangen und roten Etiketten, steht diese Burgunderflasche mit einem schlichten, in gedecktem weiss gehaltenen Etikett am Tisch der Wahrheit. In gewohnt reduziertem Design tanzt in der Mitte das polynesische Männchen in Gold seinen Fruchtbarkeitstanz über dem Namen LOIMER und am unteren Rand steht in fett Traminer und Gumpoldskirchen, sowie der Jahrgang und ‘Alte Reben’ etwas schlanker auf dem Stück Papier. Damit ist das ‘Kunstwerk’ auch schon fertig. Am Rückenetikett oben das Symbol und Traminer Alte Reben 2011 Niederösterreich. Unterhalb das Siegel der Traditionsweingüter Österreichs und jenes der Interessensgemeinschaft respekt. 14%vol. kündigen ein etwas kraftvolleres Weinerlebnis an. Damit sich der Traminer so richtig ‘in Schale’ werfen kann, kommt er für eine Stunde in die Karaffe um Sauerstoff zu tanken. Dann kommt er in den Becher.
Im Glas: Im Glas zieht der Traminer in hellem strohgelb seine Kreise.
Sopron 2007 Cabernet Franc
Frech und lustig wie der Joker.
Cabernet Franc zum Verlieben. Einer der pures, erdig-fruchtwürziges Vergnügen bereitet und für grössten Trinkspass sorgt.
Winzer/Weingut: Weingut Weninger, Balf/Sopron, Ungarn.
Lage/Herkunft: Von 12 Jahre alten Reben die auf Braunerde mit Schieferstein der Lage Frettner in Sopron stehen.
Flasche/Etikett: Unten dunkelgrün und oben weiss ist das hohe Etikett, das auf der dunklen Bordeauxflasche klebt. Im oberen weissen Teil steht der Name weninger in Kleinbuchstaben sowie die Herkunft Sopron und Balf. Im unteren dunkelgrünen Teil der Weinbeklebung ist Cabernet Franc und Sopron sowie der Jahrgang in weiss eingedruckt. Ein insgesamt unaufgeregtes Design, aufs Wesentliche beschränkt. Einzig eine geschwungene Linie in partieller Lackierung peppt das einfache Etikett ein wenig auf.
Ein Rückenetikett sucht man vergeblich, einzig ein kleiner weisser Kleber informiert in englisch darüber, dass es sich um Trauben aus der Umstellung auf biologischen Anbau handelt (seit 2006 sind die Weingärten des Weingut Weninger zertifiziert). Nachdem der Sopron in der Karaffe ‘beatmet’ und auf Temperatur gebracht wurde, kommt er jetzt ins frisch polierte Glas um etwas Pusztastimmung in die Hütte zu zaubern.
Im Glas: In sattem kirschrot steht der Cabernet Franc im Glas. Sehr klar und zum Rand hin leicht aufgehellt.
Radikal 2012
Radikal wie eine Shelby Cobra.
Auf die Spitze getriebener Grüner Veltliner, der so brutal betörend und radikal rasant wie die Fahrt mit einer Shelby Cobra ist.
Winzer/Weingut: Herbert Zillinger, Ebenthal/Weinviertel, Österreich.
Lage/Herkunft: Von den ‘Ebenthaler Lagen’ im niederösterreichischen Weinviertel.
Flasche/Etikett: Mit dem strahlend weissen Etikett in gewohnt brillanter Erscheinung, steht die Burgunderflasche am Tisch der Wahrheit. Ein Meisterwerk in Sachen Grafikdesign. Umrankt von unzähligen in sich verschlungenen Ornamenten sowie dem grossen dunkelschwarzen Z steht RADIKAL in kupferfarbigen Lettern in der Mitte. Das Etikett wieder gezackt, wie eine Briefmarke, im unteren Teil ebenso in Kupfer Grüner Veltliner in Kapitalen. Jedesmal wenn ich dieses grosse Z sehe muss ich unweigerlich an Zorro denken. So kann man aufgrund eines einzigen Buchstabens konditioniert sein. Am weissen Rückenetikett liest man zuerst Weinviertel DAC Reserve und erfährt dann auch ein wenig über die Edition Z, sowie der Philosophie dahinter. Zu erwähnen sind noch die 13,5 PS sowie dass es ein unfiltrierter Wein ist. Und weil Herbert Zillinger auch explizit darauf hinweist, dass sein Radikal ein Wein ist der sich über Zeit freut und selbige entschleunigt, kommt der gute Tropfen für eine Stunde in die Karaffe, um im Anschluss über den ganzen Tag hinweg verkostet zu werden.
Im Glas: In radikalem dunkelgoldgelb dreht gleichnamiger Tropfen seine Runden im Glas. Wie Öl sieht es im Becher aus.
Grüner Veltliner ‘Weintalried’ 2013 (Fassprobe)
Pure Lust im Mund.
Grüner Veltliner für Fortgeschrittene. Einer, der richtig was zu erzählen hat und in ein paar Jahren ein ganz Grosser sein wird.
Winzer/Weingut: Herbert Zillinger, Ebenthal/Niederösterreich, Österreich.
Lage/Herkunft: Von kalkreichen Lössböden der Lage Weintalried.
Flasche/Etikett: Auf der klassischen Burgunderflasche klebt wieder das mit üppigen Ornamenten versehene weisse Etikett mit dem grossen Z für Zillinger. Weintalried steht in kupferfarbiger Typo in der Mitte, was auf die Abstammung des Weines hinweist. Oben und unten ist das Stück Papier gezackt wie eine Briefmarke. Über das ganze Teil ist wieder die in sich verwobenen Grafik aufgebracht, welche das Design sehr feminin und auch verspielt erscheinen lässt. Am unteren Rand steht wieder in kupferfarbiger Schrift Grüner Veltliner Lagenselektion und Weingut Herbert Zillinger. Das war´s dann auch mit Weinbeklebung. Da es sich bei diesem Wein um eine Fassprobe handelt, gibt es noch kein Rückenetikett wo auch der für den Verkauf notwendige Rest drauf stehen muss und würde. Aufgrund der ersten Verkostung weiss ich bereits, dass der Wein erst an der Luft so richtig aufgeht und deshalb kommt er, nachdem er von seinem Schraubverschluss befreit wurde, für eine Stunde in die Karaffe bevor er neuerlich ins Glas kommt.
Im Glas: Goldgelb fliesst der Weintalried ins Glas und schon da ahnt man aufgrund der kräftigen Konsistenz was auf einen zukommt.
Sankt Laurent ‘Zagersdorf’ 2008
Sankt Laurent aus einer anderen Welt.
Wein den man jeden Tag im Glas haben will und wer noch einmal sagt, dass Sankt Laurent unnötig ist, dem möge die Zunge abfaulen.
Winzer/Weingut: Rosi Schuster, St. Margarethen, Burgenland, Österreich.
Lage/Herkunft: Von alte Reben die auf schweren Lehmböden der Lage Zagersdorf stehen.
Flasche/Etikett: Vanillegelb ist das Stück Papier, das auf der dunkelbraunen Burgunderflasche klebt. Ebenso unspektakulär wie das des Gemischten Satzes, beschränkt man sich auch hier auf das Wesentliche. Oben wieder das Schild mit einem Löwen abgebildet und unterhalb steht in grossen Lettern ZAGERSDORF in schwarz darauf. Unterhalb in weinrot Sankt Laurent, sowie in der Mitte alles Nötige was drauf sein muss. Ganz unten steht dann ROSI SCHUSTER Burgenland und fertig ist die Weinbeklebung. Strukturell wirkt das Design an jenes der Moric-Weine Roland Velichs angelehnt (nur wird dabei auf die Ornamente verzichtet). Dass sich Hannes Schuster bei Roland Velich Tipps für seine eigenen Weine holt, lässt diese Vermutung irgendwie schlüssig und nachvollziehbar erscheinen. Einfach aber elegant wirkt das Ensemble und wird durch eine weinrote Halsmanschette abgerundet. Am Flaschenhals ein kleines Etikett auf dem der Jahrgang eingedruckt ist und fertig ist die ‘Flaschenbekleidung’. Auf ein Rückenetikett verzichtet man. Der Zagersdorf will Luft und die bekommt er auch. Er darf für eine halbe Stunde in der Karaffe Sauerstoff aufnehmen.
Im Glas: Sehr klar und hell leuchtet sattes rubinrot aus dem Kelch heraus. Leichte violette Reflexe blitzen auf.
Hausmarke 2010 Moric
Geschmacklicher Grenzgang.
Man verlässt die gepflasterte Strasse und verabschiedet sich in unbefestigtes wie unwirtliches Gelände, um in eine völlig andere Weinwelt vorzudringen.
Winzer/Weingut: Moric (Roland Velich), Grosshöflein, Burgenland, Österreich.
Lage/Herkunft: Von Schieferböden aus Lagen rund um Grosshöflein im Burgenland.
Flasche/Etikett: Auf der braunen Burgunderflasche klebt ein ‘typisches’ Moric-Etikett. Markant gestaltet, auf weissem Untergrund ein hellgraues Muster von Ornamenten aufgedruckt sowie mit schwarzer Beschriftung in einfacher Typo. HAUSMARKE nimmt den grössten Platz am Etikett ein, darunter die enthaltenen Rebsorten sowie alle relevanten und nötigen Informationen die angeführt sein müssen. Am unteren Rand MORIC wieder etwas grösser. Einfach und doch mit grossem Wiedererkennungswert. Die hellgrauen Ornamente erscheinen auf den ersten Blick wie ein Paisleymuster, entpuppen sich aber auf den zweiten eher als Blattwerk aus dem Weingarten. Auf ein Rückenetikett wird verzichtet, braucht man nicht und entspricht auch Roland Velichs Philosophie. Weniger ist mehr und was nicht benötigt wird ist deshalb auch entbehrlich. Zur Belüftung kommt die Hausmarke für eine halbe Stunde in die Karaffe um sich ein wenig mit Sauerstoff anzureichern.
Im Glas: Helles strohgelb zieht seine Kreise im Glas. Leichter goldgrüner Schimmer ergänzt das Farbenspiel der Hausmarke.
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