Stichwort: Veneto

Porcobrut

Spumante für Truckerfahrer.

KEIN Sprudel für die Bussi-Bussi-Vormittags-Spumante-Runde. Das ist Blubb für Truckerfahrer, nicht für Ökoradler. Eine Naturgewalt mit Blasen.

Winzer/Weingut: Zio Porco Wines di Marco Giovanni Zanetti, San Michele di Bassano del Grappa (VI), Italien.

Lage/Herkunft: Aus Bassano in der Region Venetien.

Porcobrut Flasche/Etikett: IN MARZEMINO WE TRUST. Das Leitmotiv von Zio Porco Wines steht in dicken fetten Kapitalen ganz oben auf dem weissen Etikett. PORCOBRUT in der Mitte und darunter BEASTIE BUBBLES, was wohl auf ein richtig schweinisches heftiges Vergnügen schon im Vorfeld hinweisen soll. Ganz unten erfährt man, dass der Sprudel nach der Metodo Classico gemacht ist. Wie schon beim Procosporco, der “rosa Drecksau”, stapft auch am PORCOBRUT der wilde Eber von rechts ins Bild und zeigt voll Stolz seine Hauer. Getrennt wird das Etikettendesign wieder durch das im rechten Teil über die ganze Höhe stehende X, diesmal in schlammolive und silbergrau. Am Hintern der Wildsau Zio Porco Wines und am rechten äusseren Rand wieder alles was auf einem Etikett so angeführt sein muss. Was auffällt sind die 14 PS die der PORCOBRUT hat und woraus sich dann wohl auch der Hinweis BEASTIE BUBBLES ableiten lässt. Der Sprudel blubbert nicht nur, der hat auch mächtig Dampf unter der Motorhaube. Ich zieh mir jetzt die Gummistiefel an und werd’ die Sau dann mal aus dem Gehege lassen.

Im Glas: Mehr dunkelviolettrot geht nicht. Dann wäre es nämlich schwarz. So steht der Porcobrut im Glas und perlt leise vor sich hin.

29. September 2014 | 0 Kommentare ...alles

Porcosporco 2013 Rosato

Möge das Schwein mit dir sein.

Wenn agile Säure sich mit der Trockenheit von Britischem Humor verbindet, dann geht ein italienischer Rosé glatt als echter Südfranzose durch.

Winzer/Weingut: Zio Porco Wines di Marco Giovanni Zanetti, San Michele di Bassano del Grappa (VI), Italien.

Lage/Herkunft: Aus Bassano in der Region Venetien.

Porcosporco Flasche/Etikett: MAY THE PORC BE WITH YOU. So steht es ganz oben auf dem weissen Etikett, welches so auffällig wie aussergewöhnlich gestaltet ist. Wenn das mal keine Ansage ist. Ein ausgewachsener Eber stapft von rechts ins Bild hinein und stellt sich dort in Kapitalen als PORCOSPORCO vor. Unter seinem Namen hat er DIRTY TASTY JUICE stehen, was wohl seine hervorstechendsten Eigenschaften ankündigen soll. Damit man gleich weiss was auf einen zukommt und nicht überrascht wird von der Wildsau. Ganz unten ist der Jahrgang sowie VENETO ROSATO IGT eingedruckt. Der rechte Rand wird durch ein über die gesamte Höhe gehendes rotes X getrennt in dem das Weingut Zio Porco Wines steht und ist den allgemein vorgeschriebenen Informationen vorbehalten. Auf ein Rückenetikett wird verzichtet, es würde dem schweinischen Blickfang nicht gerecht werden und nur vom Hauptdarsteller ablenken. Verschlossen ist der Wein mit einem silbernen Schraubverschuss. Das muss als Schutzvorkehrung für die Wildsau reichen und so kommt der Eber Porcosporco auch ohne weitere Streicheleinheiten ins Glas.

Im Glas: So lachsorange wie unabhängiger schottischer Wildlachs steht der Porcosporco kristallkar mit einem guten Schuss von rosa nun im Kelch.

In der Nase: Eine interessante Aromatik steigt die Nase hoch. Man riecht Rhabarber, etwas Erdbeere, ganz viel Hagebutte und auch florale Noten sind dabei. Maiglöckchen? Oder doch Löwenzahn? Frisch ist es und auch eine gute Portion weisser Pfeffer ist ins Glas gestreut. “Möge das Schwein mit mir sein” denke ich und rieche eine wunderbar ausgeprägte Würze die dem Glas entsteigt. Da ist nichts süss und freundlich, es ist eher maskulin und hat Pfiff im Gatter.

Im Mund: Rosé wie ich ihn mag. Und nicht einmal aus Südfrankreich! Mit einer höchst erfrischenden Säureader zieht der Porcosporco ganz im Stile einer Wildsau seine erste Spur auf die Zunge. Sowas mag ich. Dazu ist der Tropfen auch noch richtig saftig, trocken wie britischer Humor und vereint eine deftige Würze gekonnt mit einer ebenso kräftigen Fruchtspur. Als würde der Saft aus ihr herausgepresst und augenblicklich mit dem Pfeffferstreuer bedient werden. Da ist Druck dahinter, am Gaumen wunderbar herbfruchtig, lang anhaltend und ewig ‘nachbrennend’ mit einem ganzen Rexglas Rhabarberkompott mit weissen Pfefferkörnern. Der Porcosporco hat Charakter und den zeigt er im gesamten Mundraum.

Was ungemein gut zur kräftigen Würze des Porcosporco passt ist seine Fleischigkeit. Die Sau Der Wein hat Körper und präsentiert diesen nicht in banaler Fruchtlastigkeit, er schafft es durch seine Würze und die erfrischende Säureader mächtig Leben auf die Zunge wie auf den Gaumen zu bringen. Blind geht der Stoff glatt als Südfranzose durch. Auch wenn ich weiss, dass zum grössten Teil Pinot Nero, mit einem Teil Marzemino und andere Rebsorten in der Cuvée von Marco drin sind, würde ich glatt Mourvèdre, Grenache und Cinsault darin vermuten. Was natürlich völlig falsch ist weil der Wein aus dem Veneto kommt. Über den Zungenrand fliesst der Porcosporco trocken mit feiner Würzigkeit ab, am Gaumen steht er mit ultrafeinen Gerbstoffen lang und frisch wie eine Eins und auch im Abgang ist er ein Erlebnis. Für mich schon jetzt einer der erwähnenswertesten wie auch erfreulichsten italienischen Rosés die ich getrunken habe.

Porcosporco & Tabouleh Und weil ich, wie eingangs bereits erwähnt, Marco versprochen habe zu seinen Weinen aufzukochen, habe ich mich an seine Empfehlung gehalten und rasch einen Taboulé Salat gebastelt. Mit frischer Petersilie und ebenso frischer Minze. Was soll ich sagen? Ein GEDICHT. Unglaublich was Petersilie und Minze aus der Wildsau machen. Das rockt so derartig, dass man mit der Zunge schnalzt und am liebesten eine zweite Flasche öfnnen würde. Wenn denn eine da wäre. Oder einen zweiten Teller füllt um mehr trinken zu können.

Resümee: Zu dem Salat aus Bulgur mit Tomaten, Gurken, Zwiebeln, Petersilie und Minze erreicht der Porcosporco eine Durchflussgeschwindigkeit, die den Schleusen des Hoover-Damms alle Ehre macht. Tabouleh con Rosé. Köstlicher und genialer kann eine Fest/Flüssigstoff-Kombination nicht sein. Kauftipp für Rosé-Freunde. Ich jedenfalls werde die “rosa Drecksau” in mein Programm für artgerechte Wildschweinhaltung aufnehmen.

Tipp: Die Sau vom Schraubverschluss befreien und mit 10-12º Grad geniessen. Nicht zu kühl trinken! Passt perfekt zu Taboulé-Salat, zu Cous-Cous, gegrilltem Fisch, Meeresfrüchten und vielem mehr. Als Solist ein Wein der mächtig Eindruck schindet und das Potential zum absoluten Lieblings-Rosé hat.

Einen Bericht über den Porcosporco lesen Sie auch hier.

Und weil nur die richtige Musik das Verkostungsprogramm perfekt abrundet, gibt’s von den Stranglers Pfirsiche zum Nachtisch.

Verkostet wurde ein Porcosporco 2013 Rosato von ZIO PORCO WINES, San Michele di Bassano del Grappa (VI), Italien.

28. September 2014 | 0 Kommentare ...alles

‘Ravazzol’ 2009 Valpolicella Classico Superiore

Ein Fall für den Jungbauern-Kalender.

Jung, spritzig, knackig und lebendig. Nichts dickes oder weichgespültes, sondern urig-nackter Trinkspass. Pur und unverfälscht.

Winzer/Weingut: Cá La Bionda, Valgatara di Marano, Veneto, Italien.

Lage/Herkunft: Von 30 bis 50 Jahre alten Corvina-Reben auf steilen kargen Kalk- und Lössterrassen.

Valpolicella Ca la Bionda Flasche/Etikett: Ein relativ klassisch wie auch elegant wirkendes Etikett klebt auf der Bordeauxflasche des berühmten Valpolicellas. Crémefarbig ist der Untergrund, ganz oben steht in Kapitalen CÁ LA BIONDA, unterhalb der Jahrgang und in der Mitte weist Vigneti di Ravazzol, Valpolicella Classico Superiore auf die Herkunft des Inhalts hin. Unterhalb ein grosser scharlachroter Buchstabe B. Nicht der ‘bekannte’ aus dem Mittelalter, sondern jener welcher für BIONDA steht. Das ganze Etikett ist von einem grauen Rand eingefasst. Insgesamt ein einfaches Stück Papier das kein grosses Aufsehen um sich macht. Eine rote Halsmanschette komplettiert das elegante Erscheinungsbild. Am kleinen Rückenetikett erfährt der Weinfreund in englisch und italienisch einiges über den Weinberg auf dem der Wein wächst, die Gegend und die Herstellung. Sehr informativ für alle, die gern ein wenig mehr erfahren wollen bevor sie die Flasche öffnen. Für eine halbe Stunde darf der Ravazzol ein wenig Wiener Frischluft schnuppern bevor er zur Verkostung in die polierten Gläser kommt.

Im Glas: Relativ transparent steht der Ravazzol in hellem Rubinrot im Glas. Fast geht er sogar ein wenig ins Bräunliche zum Rand hin.

25. April 2014 | 0 Kommentare ...alles

‘Vecchie Viti’ Prosecco 2010 Spumante Brut

Edelblubberer mit viel Charakter.

Kein ordinärer Bussi Bussi-Sprudel für das Fussvolk, sondern feinster Stoff aus bestem Traubenmaterial. Edler und eleganter geht Spumante fast nicht.

Winzer/Weingut: Ruggeri & Cie, Valdobbiadene, Treviso/Veneto, Italien.

Lage/Herkunft: Von 80-100 Jaher alten Reben aus dem besten Teil des Prosecco-Anbaugebietes in Venetien.

Vecchie Viti Flasche/Etikett: Auf der dicken, bulligen, grossbauchigen Flasche mit schwarzroter ‘Halskrause’ klebt ein achteckiges crémefarbiges Etikett über welches sich ein alter Rebstock schlängelt. In noblem dunkelrot der Name des Blubberers aufgedruckt und in gold darunter Ruggeri in Kapitalen. Ein sehr edles Stück Papier, das der dicken Flasche Eleganz verleiht. Am Rückenetikett erfährt der Interessierte alles über diesen Edelspumante und es wird auch die limitierte Menge angeführt. Das Wichtigste wie Valdobbiadene und Spumante Superior wird ganz vornehm in gold kommuniziert.

Wie es sich gehört kommt unser edler Sprudel dann auch nicht in die banale Schampusflöte, sondern darf sich in seiner vollsten Pracht im Weissweinglas präsentieren. Kenner wissen ja bereits, dass sich in Flöten die Aromen bei weitem nicht so gut erkennen lassen wie in grösseren Gläsern. Und sie wissen auch, dass darin die Kohlensäure in den Hintergrund tritt und einen so den Sprudel geschmacklich weitaus intensiver und facettenreicher erleben lässt.

31. Januar 2013 | 0 Kommentare ...alles

Bardolino ‘Chiaretto’ 2010 – Gianni Piccoli

Zwischen den Winden des Gardasees.

Eine Rosé-Cuvée umweht von der Ora und der Peler. Ein Stoff aus dem Sommerträume sind.

Winzer/Weingut: Gianni Piccoli ‘Azienda Corte Gardoni’, Valeggio sul Mincio, Italien.

Lage/Herkunft: Der Bardolino ‘Chiaretto’ kommt aus Valeggio sul Mincio, südlich des Gardasees in Italien.

Flasche/Etikett: Ein blasses Rosa leuchtet in der Bordeauxflasche. Ein grosses und ein kleines Etikett in weinrot teilen sich den Platz für Informationen. Das grosse ziert eine grafisch gestaltete Figur die andeutet die Sonne anzubeten und der Name des Weinguts. Ein frisches und kunstvolles Etikett. Am kleinen dann was in der Flasche drin ist. Durch die Teilung wird verhindert, dass das künstlerisch gestaltete Etikett “verschandelt” wird.

Im Glas: Eine wunderschöne Mischung aus lachs- und himbeerrosa. Sehr hell und sehr klar. Fast wie Muttis Himbeersaft aus frühen Tagen. Als mit dem Sirup noch gespart und das Wasser bestenfalls ein wenig eingefärbt wurde. Auch dieser Rosé prickelt sich erst einmal aus und deutet somit seine Frische unübersehbar an.

In der Nase: Die Nase ist eher zurückhaltend, nicht laut, aber sehr angenehm fruchtig. Sie wirkt spritzig, unterlegt von einer feinen Würze. Als herb-fruchtig würde ich sie bezeichnen. Und als ausdrucksstark.

31. August 2011 | 0 Kommentare ...alles