Stichwort: Loire

‘Chavignol’ Sancerre 2010

Sauvignon Blanc kann so herrlich anders schmecken.

Kein metallisches und kaltes Gebrüll in Nase und Gaumen, vielmehr ein sanfter Faserschmeichler, der mit Rasse und Finesse überzeugt.

Winzer/Weingut: Pierre Martin, Yves et Pierre Martin, Sancerre, Frankreich.

Lage/Herkunft: Aus Chavignol, einem kleinen Dorf in der Nähe von Sancerre, wo Pierres Vater, Yves Martin, einen renommierten bäuerlichen Winzerbetrieb leitet.

Flasche/Etikett: Auf der Burgunderflasche klebt ein sehr verhaltenes, farblich gedecktes Etikett. Kein grosses Aufsehen, einfach das Wichtigste klar erkennbar angeführt. Chavignol in einer edlen Typo und die Applellation Sancerre in gold. Wer die Rebsorte sucht der wird keine finden. Entweder weiss man was in der Flasche ist oder man lässt sich überraschen. Was wieder zeigt, dass in Frankreich die Herkunft das Wichtigste ist. Andererseits gefällt mir soviel ‘Regionales Selbstbewusstsein’ auch schon wieder.

Im Glas: Sehr hell und blassgelb zeigt sich der ‘Chavignol’ im Glas und vermittelt einen leichtfüssigen Eindruck. Eine ganz feine Perlage am Grund des Glases kündigt einen frischen Wein an.

In der Nase: Und dann ist er wieder da, dieser Duft ‘Langsamen Weines’. Wer sich erst einmal an die Buketts dieser gewöhnt hat, der will nie mehr etwas anderes riechen. Ich jedenfalls bin bereits vollständig verzaubert davon. Es ist so anders, nicht laut und brüllend wie das von Massenweinen, es ist vornehmer, leiser und in diesem Fall sehr animierend. Es riecht nach Zitrusfüchten ohne zu brennen, nach Mineralität ohne hart zu wirken und es riecht nach Frühling pur. Die Nase ist eine Wucht und erfrischt mit Finesse und Reinheit was das Zusammenspiel von Zitrusfrucht und Mineralität angeht.

23. Dezember 2011 | 0 Kommentare ...alles

Pouilly Fumé ‘Les Vallons’ 2010

Ein Gedicht von einem Sauvignon.

Expressiv, charmant, gesittet und vor allem individuell. Das sind nur einige Attribute eines durch und durch gelungenen Sauvignons von der Loire.

Winzer/Weingut: Michel & David Bailly, Pouilly-sur-Loire, Frankreich.

Lage/Herkunft: Aus Pouilly- und Tracy-sur-Loire aus der berühmten Appellation Pouilly Fumé, Frankreich.

Flasche/Etikett: Der Inhalt der Burgunderflasche könnte genauso gut medizinischer Natur wie auch sonst was sein. Irgendwie an Apotheke erinnert das crémefarbene Etikett welches diese Flasche ziert. Nach dem Motto ‘Name und Adresse’ steht gerade mal der Name des Weins und sein Erzeuger gut sichtbar drauf. Nebensächlichkeiten wie Alkoholgehalt und sonstiges ‘Verpflichtendes’ sind an den Rand gepappt weil sie mal drauf stehen müssen. Im Grunde genommen eine gute Wahl, da es in erster Linie um den Wein und um sonst nichts geht. Ein Etikett das französischer nicht sein kann.

Im Glas: Ein schönes, reifes Strohgelb zeigt sich im Glas und blitzt mit leicht grünlichen Reflexen. Die Kirchenfenster des ‘Les Vallons’ signalisieren Gehalt und Körper.

In der Nase: Aus dem Glas springt einem nicht das typisch laute grüne Bukett entgegen, es duftet verhalten, aber trotzdem expressiv, fruchtig und auch blumig. Trotz der Zurückhaltung riecht es vollreif und schwer und nicht so brüllend wie man es von ‘herkömmlichen’ Sauvignon Blancs gewohnt ist. Typisch ‘langsam’. Dieses Bukett trieft vor gelber blumiger Fülle in der Nase und fordert einen förmlich auf ganz tief durch zu atmen. Es machen sich typisch grasige Noten bemerkbar, bleiben aber zugunsten der Fruchtaromen dezent im Hintergrund und sorgen so für ein sehr ausgewogenes und geschmeidiges Bukett.

22. Dezember 2011 | 0 Kommentare ...alles

Touraine Rosé ‘Pineau d´Aunis’ AOC 2009

Das hässliche Entlein.

Wer in einem so banalen und fürchterlichen ‘Gewand’ daherkommt muss mit schiefen Blicken rechnen. Umso erfreulicher wenn sich die Ente dann zum Schwan entpuppt.

Winzer/Weingut: Veronique und Dominique Barbous, ‘Domaine des Corbillières’, Oisly an der Loire, Frankreich.

Lage/Herkunft: Aus der Touraine, einer historischen Provinz Frankreichs. Ein weitläufiges Weinbaugebiet mit dem Status einer Appellation d’Origine Contrôlée (AOC).

Flasche/Etikett: Dieser Rosé ist insofern bemerkenswert, als er entgegen den typischen vom Marketing gesteuerten Auftritten mit einem Etikett daherkommt, das schlimmer nicht sein könnte. Es ist dermassen ‘neben der Spur’, dass es schon wieder exzellent und aussergewöhnlich ist.

Es hat den Anschein, dass man gerade mal was drauf schreibt weil es unbedingt sein muss. Mit einem kleinen und vor allem klischeehaften französischen Männchen drauf und fertig. Es würde nicht wundern wenn der Mann am Etikett Dominique Barbous persönlich wäre. Genau das macht den Wein aber schon wieder sympathisch und interessant. Weil es hier den Anschein hat, dass es wichtiger ist die optische Erscheinung so weit wie möglich auszublenden und dafür den Fokus ausschliesslich auf den Inhalt zu lenken.

Im Glas: Im Glas steht dann eine sehr schöne, ganz helle und zarte rosa Farbe. Sie erinnert ein wenig an Himbeersaft mit zu wenig Sirup drin. Sehr klar und vornehm strahlt sie aus dem Kelch.

28. September 2011 | 0 Kommentare ...alles