Stichwort: K&U

Reuilly blanc 2010

Zitrone in Basilikum-Mäntelchen.

Wer sich der Gefahr aussetzen möchte süchtig nach mehr von diesem Wein zu werden, der sollte diesem Reuilly eine Chance geben.

Winzer/Weingut: Denis Jamain, Domaine de Reuilly, Reuilly, Frankreich.

Lage/Herkunft: Aus der kleinen Appellation Reuilly an der Loire, einer Weinbaugemeinde südwestlich von Sancerre.

Flasche/Etikett: “Ich bin aus Reuilly”. Das muss doch reichen, oder? Das steht nämlich auf dem weissen Etikett. Kein Name wie man annehmen möchte, einzig der Name woher dieser Sauvignon Blanc stammt; nämlich aus Reuilly. Das nennt man regionalen Stolz.

Und sonst? Vollgepackt mit allem was so drauf muss auf das gute Stück Papier. Grün und Gold ist immer gut und Gott sei Dank ist der Name, pardon, die Herkunft derart gross und prominent platziert, dass man den Rest getrost vergessen kann. Ach ja, ein Wappen ist auch noch drauf. Wappen sind immer gut und untermauern die Verbundenheit zur Region. Es ist ein klassisches Etikett ohne Anspruch auf Design und Eigenständigkeit. Hier geht es um den Wein und das sollte letztlich die alleinige Entscheidungshilfe sein. Aber ein wenig schön ist es ja doch. So man grün und gold mag.

Im Glas: Richtig blass ist das was hier im Glas ist und es sieht fast albinoweissgelb aus, so es diese Farbe überhaupt gibt. Jedenfalls ist sie sehr hell, die Farbe, und lässt einen tief ein- und auch durchblicken.

1. März 2012 | 0 Kommentare ...alles

Apremont ‘Gastronomique’ 2009 – Vin de Savoie

Wenn Zitronen pikant schmecken.

Sie glauben das geht nicht? Dann lassen Sie sich von diesem leckeren Tropfen davon überzeugen. Ein tolles Geschmackserlebnis für Entdecker.

Winzer/Weingut: Jean Perrier et Fils, Le Marches, Savoie, Frankreich.

Lage/Herkunft: Aus der Nähe von Chambery bei Le Marches in der Weinbauregion Rhône-Alpes am Fuße der Savoyer Alpen.

Flasche/Etikett: Auf dem ‘aristokratisch’ anmutenden Etikett wird mächtig was geboten. Das Wappen von Savoyen auf der ‘Halskrause’ und natürlich auch am grossen Etikett. Eingedruckt in ein funkelndes Knallgrün, umrahmt von goldenen Rändern und Rahmen. Vin de Savoie in goldener, klassischer Schreibschrift drauf. Der Name Apremont natürlich ebenso, welcher auf die Gemeinde in Savoyen hinweist.

Die Flasche selbst geprägt mit dem Wappen und dem Namen der Region. Insgesamt ein opulenter, aber auch beeindruckender Auftritt welcher einen an frühere Zeiten erinnert, als man noch zur Sommerfrische und nicht einfach nur auf Urlaub fuhr. Man denkt an Nobelkurort und mondänen Chic, nicht an Coolness und Event-Location. Man fühlt sich um Jahrzente zurückversetzt. Sympathisch, ein wenig verklärt und herrlich nostalgisch.

Im Glas: Strohgelb steht der Wein im Glas, nichts funkelt an den Rändern. Eine dichte aber klare Farbe die sich zeigt.

29. Februar 2012 | 0 Kommentare ...alles

Sancerre rouge 2007 – Vacheron

Ein Traum von einem Spätburgunder.

Ein Spätburgunder der vornehmen Art. Leise und ganz auf sich selbst konzentriert. Ein Tropfen für Leute die guten Stoff zu schätzen wissen.

Winzer/Weingut: Jean-Laurent and Jean-Dominique Vacheron, Sancerre, Frankreich.

Lage/Herkunft: Von Kalk- und Silexböden aus biodynamisch geführten Weingärten in Sancerre im Département Cher in Zentralfrankreich.

Flasche/Etikett: Die Burgunderflasche ziert ein sehr nobles und edles Etikett. Ganz in weiss gehalten, mit einer Handschrift ähnlicher Typo ist der Name Sancerre, der Jahrgang und das Weingut aufgedruckt. Der Rest in klarer Schrift. Keine Grafik, kein Firlefanz, kein unnötiges Detail findet sich auf diesem Etikett. Klarer kann man sich nicht präsentieren.

Es ist eines dieser typischen Etiketten die nicht Aufsehen um sich selbst machen und mehr vorgaukeln als dann wirklich geboten wird. Es ist ein schlichtes, einfaches, zurückhaltendes und doch höchst edles Stück Papier das auf dieser Flasche klebt. Wer wissen will was in der Flasche ist der hat zwei Möglichkeiten. Entweder er weiss bereits was in Sancerre so ‘hergestellt’ wird, oder er kann raten. Eine Information dazu wird er auf dem Etikett vergeblich suchen. Es steht nämlich nicht drauf. Wozu auch?

Im Glas: Nach 30 Minuten in der Karaffe kommt der Pinot Noir in den grossen Burgunderkelch. Dort zeigt sich der Sancerre von seiner elegantesten Seite in einem schönen, ganz leicht orange-bräunlichem Rot mit ganz tiefer Einsicht. Der Wein ist sehr klar, fast transparent und lässt den Blick tief ins Glas kippen.

27. Januar 2012 | 0 Kommentare ...alles

Bourgueil ‘Cassiopée’ 2009

Ein echter Stern geht auf.

Wenn ein Wein nach einem der 48 Sternbilder der antiken Astronomie benannt ist, dann kann es sich dabei nur um einen himmlischen Tropfen handeln.

Winzer/Weingut: Familie Caslot, Domaine de la Chevalerie, Restigné, Frankreich.

Lage/Herkunft: Vom 400 Jahre alten Familienbetrieb der Familie Caslot aus Restigné im Département Indre-et-Loire.

Flasche/Etikett: Auf der Burgunderflasche prangt ein Plakat von Etikett wie man es nur selten zu Gesicht bekommt. Von so beeindruckender Farbfülle wie auch Gestaltung. Die Bildsprache erinnert fast ein wenig an Pieter Bruegels ‘Bauernhochzeit’. Es ist detailverliebt und opulent. Ein Etikett in welches man sich einfach verlieben muss. Am blauen Himmel das schon erwähnte Sternbild der Kassiopeia, unten der reich gedeckte Tisch.

Ich weiss man sollte nie nach dem Etikett kaufen, aber nach einer Flasche mit so einem Kunstwerk drauf muss man einfach greifen. Man muss ja schliesslich auch einmal riskieren um Neues entdecken zu können. Dieser Wein gehört allein schon wegen seines Etiketts ins Regal oder in den Keller. Ach übrigens, wenn Sie den Jahrgang suchen sollten Sie gute Augen oder eine Lupe zur Hand haben.

Im Glas: Sechzig Minuten in der Karaffe sollten dem ‘Cassiopee’ gut getan haben und so kommt er dann auch ins Glas. In dunkelbeerigem Rot funkelt es aus dem Kelch und es sieht höchst saftig darin aus.

26. Januar 2012 | 0 Kommentare ...alles

‘Chavignol’ Sancerre 2010

Sauvignon Blanc kann so herrlich anders schmecken.

Kein metallisches und kaltes Gebrüll in Nase und Gaumen, vielmehr ein sanfter Faserschmeichler, der mit Rasse und Finesse überzeugt.

Winzer/Weingut: Pierre Martin, Yves et Pierre Martin, Sancerre, Frankreich.

Lage/Herkunft: Aus Chavignol, einem kleinen Dorf in der Nähe von Sancerre, wo Pierres Vater, Yves Martin, einen renommierten bäuerlichen Winzerbetrieb leitet.

Flasche/Etikett: Auf der Burgunderflasche klebt ein sehr verhaltenes, farblich gedecktes Etikett. Kein grosses Aufsehen, einfach das Wichtigste klar erkennbar angeführt. Chavignol in einer edlen Typo und die Applellation Sancerre in gold. Wer die Rebsorte sucht der wird keine finden. Entweder weiss man was in der Flasche ist oder man lässt sich überraschen. Was wieder zeigt, dass in Frankreich die Herkunft das Wichtigste ist. Andererseits gefällt mir soviel ‘Regionales Selbstbewusstsein’ auch schon wieder.

Im Glas: Sehr hell und blassgelb zeigt sich der ‘Chavignol’ im Glas und vermittelt einen leichtfüssigen Eindruck. Eine ganz feine Perlage am Grund des Glases kündigt einen frischen Wein an.

In der Nase: Und dann ist er wieder da, dieser Duft ‘Langsamen Weines’. Wer sich erst einmal an die Buketts dieser gewöhnt hat, der will nie mehr etwas anderes riechen. Ich jedenfalls bin bereits vollständig verzaubert davon. Es ist so anders, nicht laut und brüllend wie das von Massenweinen, es ist vornehmer, leiser und in diesem Fall sehr animierend. Es riecht nach Zitrusfüchten ohne zu brennen, nach Mineralität ohne hart zu wirken und es riecht nach Frühling pur. Die Nase ist eine Wucht und erfrischt mit Finesse und Reinheit was das Zusammenspiel von Zitrusfrucht und Mineralität angeht.

23. Dezember 2011 | 0 Kommentare ...alles

Pouilly Fumé ‘Les Vallons’ 2010

Ein Gedicht von einem Sauvignon.

Expressiv, charmant, gesittet und vor allem individuell. Das sind nur einige Attribute eines durch und durch gelungenen Sauvignons von der Loire.

Winzer/Weingut: Michel & David Bailly, Pouilly-sur-Loire, Frankreich.

Lage/Herkunft: Aus Pouilly- und Tracy-sur-Loire aus der berühmten Appellation Pouilly Fumé, Frankreich.

Flasche/Etikett: Der Inhalt der Burgunderflasche könnte genauso gut medizinischer Natur wie auch sonst was sein. Irgendwie an Apotheke erinnert das crémefarbene Etikett welches diese Flasche ziert. Nach dem Motto ‘Name und Adresse’ steht gerade mal der Name des Weins und sein Erzeuger gut sichtbar drauf. Nebensächlichkeiten wie Alkoholgehalt und sonstiges ‘Verpflichtendes’ sind an den Rand gepappt weil sie mal drauf stehen müssen. Im Grunde genommen eine gute Wahl, da es in erster Linie um den Wein und um sonst nichts geht. Ein Etikett das französischer nicht sein kann.

Im Glas: Ein schönes, reifes Strohgelb zeigt sich im Glas und blitzt mit leicht grünlichen Reflexen. Die Kirchenfenster des ‘Les Vallons’ signalisieren Gehalt und Körper.

In der Nase: Aus dem Glas springt einem nicht das typisch laute grüne Bukett entgegen, es duftet verhalten, aber trotzdem expressiv, fruchtig und auch blumig. Trotz der Zurückhaltung riecht es vollreif und schwer und nicht so brüllend wie man es von ‘herkömmlichen’ Sauvignon Blancs gewohnt ist. Typisch ‘langsam’. Dieses Bukett trieft vor gelber blumiger Fülle in der Nase und fordert einen förmlich auf ganz tief durch zu atmen. Es machen sich typisch grasige Noten bemerkbar, bleiben aber zugunsten der Fruchtaromen dezent im Hintergrund und sorgen so für ein sehr ausgewogenes und geschmeidiges Bukett.

22. Dezember 2011 | 0 Kommentare ...alles

Blaufränkisch ‘Eisenberg’ 2009

Rassig, animierend, nicht von dieser Welt.

Ein Blaufränkisch der einen zwingt, sein altes Weltbild über diese Rebsorte über Bord zu werfen und es endgültig neu zu überdenken.

Winzer/Weingut: Uwe Schiefer, Welgersdorf/Burgenland, Österreich.

Lage/Herkunft: Lage Eisenberg, in der Nähe von Eisenstadt im Südburgenland, unweit der ungarischen Grenze.

Flasche/Etikett: In der Burgunderflasche steht er also da, der ‘Eisenberg’, und zeigt sich in seinem schönsten Gewand. Ein kunstvoll gestaltetes Etikett, das Raum für Interpretationen lässt. ‘schiefer‘ steht drauf und schlicht und einfach eisenberg und blaufränkisch. Dominiert von einem dunkelroten Klecks der mich persönlich an einen blutenden Daumenabdruck erinnert. Meine Phantasie ist schräg, ich weiss.

Im Glas: Nachdem der Wein eine knappe Stunde in der Karaffe zugebracht hat ist es an der Zeit ihn ins Glas zu entlassen. Dort funkelt er in einem schönen, nicht zu dichten Rot mit leicht violetten Reflexen an den Rändern. Von oben ins Glas geschaut gibt der ‘Eisenberg’ tiefe Einlicke frei und lässt einen auf den Grund des Glases sehen. Die Kirchenfenster lassen auf einen gehaltvollen Wein schliessen, die klare Farbe jedoch auf einen eher leichteren Vertreter seiner Art. Auf jeden Fall steigt die Spannung vor dem ersten Schluck.

In der Nase: Kaum die Nase ins Glas gesteckt weiss man bereits eines in der Sekunde; man will sie nicht mehr heraus nehmen. Es riecht komplett anders als alles was ich bisher von Blaufränkisch gerochen habe. Hier kommt nicht die Fruchtkeule aus dem Glas, vielmehr vernimmt man eine saftige Würze, etwas kräutriges und viel Mineralität. Leise, nicht laut riecht der ‘Eisenberg’ und ganz sanft strömen seine Aromen aus dem Glas. Ein wildes und gleichzeitig edles Bukett das hier die Nase verwöhnt. Einzigartig, aufregend, verzaubernd.

28. November 2011 | 0 Kommentare ...alles