Archiv für Oktober, 2012

Viña Pedrosa ‘Crianza’ 2008 Ribera del Duero

Megasüffiger Spasswein.

Eine megasüffige ‘Crianza’ die es locker mit einigen ‘Reservas’ aufnimmt und einige davon völlig humorlos in den Schatten stellen würde.

Winzer/Weingut: José Manuel Pérez, Bodegas Hnos. Pérez Pascuas, Pedrosa de Duero, Spanien.

Lage/Herkunft: Von den Hängen des Duero, die auf einer Hochebene zwischen 500 und 800 m hoch liegen und extremen Witterungsschwankungen ausgesetzt sind.

Flasche/Etikett: Auf der langen schlanken Flasche klebt ein ebenso langes und schlankes, in weiss gehaltenes Etikett. Irgendwie sieht es ‘typisch spanisch’ aus, kennt man die Art dieses Designs, der klassischen Typografie und der irgendwie schlichten, unaufgeregten und leicht verstaubt wirkenden Gesamtgestaltung. Ein Etikett wie ein Klischee, mit elegant geschwungenem Namen in der Mitte, die Qualitätsbezeichnung als Bestandteil dessen und auch was Herkunft und Produzent angeht und somit nichts wirklich Neues in der Welt der Weinbeklebungen. Einzig der am Flaschenhals aufgeprägte Name der Crianza sorgt für etwas Abwechslung.

Das Rückenlabel ist in spanisch abgefasst, weist auf die rigorose Selektion des Leseguts und den 18-monatigen Barriqueausbau hin und darunter, auf einem eigenen kleinen Streifen noch der Hinweis, dass es sich um einen Wein aus dem ‘Herzen des Duero’ handelt. Bevor die Crianza in die Gläser kommt wird sie im Dekanter etwas Sauerstoff aufnehmen und nach einer Stunde darf sie dann zeigen was sie kann.

31. Oktober 2012 | 0 Kommentare ...alles

Muret Azul tinto 2008

Bäuerlicher Okkultismus.

Dunkelwürzig riecht er, dunkelwürzig schmeckt er und erdig, rustikal und bäuerlich fühlt er sich an. Konzentrierte Grenache für ‘echte Männer’.

Winzer/Weingut: Bodega Vinae Mureri, Murero/Saragossa, Spanien.

Lage/Herkunft: Von 80-100 Jahre alten Reben, die auf steilen Schiefer-Lagen auf einem 800 und 1000 m hohen Plateau in Aragon stehen.

Flasche/Etikett: Rank und schlank steht die Bordeauxflasche auf dem Tisch und auf ihr klebt ein in äusserst unüblichem blau gehaltenes, turmhohes Etikett. Eine farbliche Wohltat unter dem gewohnten Einerlei. Auch der geschichtliche Hintergrund des Namens ist insoferne interessant als sich der Name Muret auf die Schlacht um Muret bezieht, als das Languedoc noch unter der Lehnsherrschaft des Königreiches von Aragonien stand. Was den Beinamen Azul angeht heisst zwar auch eine brasilianische Billigfluggesellschaft so, in diesem Fall aber steht er wohl eher für die blaue Farbe der Beklebung auf der Flasche. Graphisch anspruchsvoll gestaltet ‘fliegt’ die Schrift fast auf dem blau schimmernden Etikett. Am Rückenetikett Wissenswertes in spanisch, interessant dabei die Angaben über die Reifung von 14 Monaten, die optimale Reife, die Trinkempfehlung von 2010 bis 2015 und die Trinktemperatur von 14º. Wir halten uns daran und giessen den Wein, nachdem er eine Weile im Dekanter Luft geschnappt hat, entsprechend kühl in unsere Gläser.

Im Glas: In leuchtendem dunkelkirschrot dreht der Muret Azul seine Kreise im Glas und lässt trotz seiner Dichte noch einen tiefen Einblick in den Kern zu. Die Glaswand wird vollflächig von einem kräftigen Film benetzt und deutet entsprechend Gehalt im Kelch an.

30. Oktober 2012 | 0 Kommentare ...alles

Petite Arvine AOC 2011

Herbstwein mit Profil.

Weinerlebnis für ‘Aufgeschlossene’. Im Sommer sorgt er für lebendige Erfrischung und im Herbst für wohlig weichen und milden Trinkspass.

Winzer/Weingut: Madeleine Gay ‘Collection Chandra Kurt’, Wallis, Schweiz.

Lage/Herkunft: Aus dem schweizerischen Kanton Wallis.

Flasche/Etikett: Nicht mehr eingehend beschreiben muss man das bereits bekannte, voll auf regionale Nostalgie gestrickte Etikett, welches auch diese dunkelbraune Flasche ziert. Vielmehr interessant ist zum heutigen Zeitpunkt die Tatsache, dass das Verpackungsdesign für die Weine der Collection Chandra Kurt in der Zwischenzeit bei der grossen red dot-Gala in Berlin mit dem begehrten red dot-design award ausgezeichnet wurde. Eine schöne Bestätigung für die Agentur clear of clouds, die dafür verantwortlich zeichnet. Wer sich näher darüber informieren will, wir haben hier darüber ausführlich berichtet. Und weil damit auch schon das Wichtigste zum allgemeinen Design gesagt ist wird der Petite Arvine jetzt aufgemacht und eingegossen. Belüftung ist nicht zwingend nötig und so kommt der Weinschatz direkt in die Gläser.

Im Glas: Ein kräftiges, helles strohgelb leuchtet uns aus dem Glas entgegen. Dunkler und satter wird die Farbe zu den Rändern hin.

29. Oktober 2012 | 0 Kommentare ...alles

‘A Coroa’ 2011 Godello

Von der New York Times zum besten seiner Art gewählt.

Gleich einer Fatamorgana kommt und geht der Tropfen. Ein Weinerlebnis das sogar die New York Times zu Lobeshymnen hinreisst.

Winzer/Weingut: Adega A Coroa, Valdeorras, Spanien.

Lage/Herkunft: Von den hügeligen Weingärten im Valdeorras-Tal im Zentralterritorium Gigurri.

Flasche/Etikett: In der langen, schlanken Bordeauxflasche steht der Godello nun vor uns und ein einfaches und übersichtliches Etikett klebt auf ihr. In weiss gehalten ist das Stück Papier, mit dem Namen der Adega, was auf portugiesisch soviel wie Weinkeller heisst, und einer aufgestanzten Krone drauf. Deshalb auch der Name Coroa, der ebenfalls aus dem portugiesischen stammt, weil Valdeorras nämlich ganz nahe an der Grenze zu Portugal liegt.

Am Ende des Etiketts das illustrierte Weingut wie es wirklich aussieht. Ein simples aber umso wirkungsvolleres Design. Am Rückenetikett erfährt man alles was man wissen muss. Spanischkenntnisse vorausgesetzt. Und weil der A Coroa etwas ganz besonderes ist, darf er bevor er zuerst einmal österreichische Luft schnuppern und kommt dazu für eine halbe Stunde in die Karaffe.

Im Glas: Grünlich gelb leuchtet der Godello aus dem Glas. Sehr hell und klar ist seine Farbe und die Innenwand des Glases benetzt er vollflächig mit einem feinen Film.

29. Oktober 2012 | 0 Kommentare ...alles

Sauvignon ‘Grüne Libelle’ 2010

Vom Kampfjet zum Passagierflugzeug.

Ein Wein der abhebt wie ein Kampfjet und im sich Laufe seines Fluges zu einem komfortablen Passagierflugzeug verwandelt.

Winzer/Weingut: Weingut Andreas Tscheppe, Leutschach/Steiermark, Österreich.

Lage/Herkunft: Von der Terrassenlage Krebskogel am höchsten Punkt des Langeggerberges in der Steiermark nahe der slowenischen Grenze.

Flasche/Etikett: Wie oben bereits erwähnt sind die Weine nicht nur nach ausgewählten Nützlingen benannt, auch die Flaschen ziert ein grafisch eindrucksvoll gestaltetes Etikett die einen dieser Nützlinge, in diesem Fall eine grüne Libelle, zeigen. Sehr schön illustriert und ein echter Blickfang auf dem in beige gehaltenen Etikett. Auch die Typo passt perfekt dazu, ist einfach, äuserst fein und sehr zurückhaltend eingesetzt. Die Art und Weise der Information im Stile eines Lexikoneintrages hat Witz, weist Andreas Tscheppe als ‘der Weinbauer’ aus und verzichtet auf alles was von der Libelle ablenken könnte. Was wichtig ist steht am Rückenetikett und gibt Auskunft über alles was den Wein betrifft.

Wie alle bisher verkosteten Naturweine der Wertegemeinschaft Schmecke das Leben wird auch die ‘Grüne Libelle’ erstmal für zwei Stunden in den grossen Bottich umgefüllt und darf sich dort an ihre neue Umgebung gewöhnen. Die Burgunderkelche sind poliert und warten geduldig auf ihre Füllung.

Im Glas: GOLD! möchte man schreien wenn man die Libelle, die ‘grüne’, im Glas ihre Runden drehen sieht. So schaut es nämlich aus im grossen Becher und es strahlt und strotzt vor intensiver Farbe drin. Richtig saftig steht der Wein im Glas und man kann fast spüren was da auf einen zukommt.

27. Oktober 2012 | 0 Kommentare ...alles

Orange 1 Jahrgang 2008

Mittelding zwischen Wein und Sherry.

Man tut sich schwer sich für eines zu entscheiden. Am Ende nimmt man beides weil es so aussergewöhnlich anders ist.

Winzer/Weingut: Wein & Sektmanufaktur Strohmeier, Steiermark, Österreich.

Lage/Herkunft: Die Trauben stammen von den verschiedenen Rieden des Weinguts in der Weststeiermark.

Flasche/Etikett: Das Erste was an der dunkelbraunen Burgunderflasche auffällt ist ihr ‘Häubchen’ aus Papier, das mit einem schlichten Stück Spagat festgebunden ist. Dieses Stück Papier ist aufgeklappt kreisrund mit gewelltem Rand und enthält zahlreiche Informationen über die Linie ‘Trauben, Liebe und Zeit’ in deutsch wie auch englisch. Ein interessanter Ansatz um ein wenig mehr über die Philosophie des Weines mitzuteilen. Gedruckt ist alles auf einer Art von Conqueror-Papier. Das Etikett selbst in ebensolcher rund-gewellten Ausführung in cremefarbigem Papier auf der Flasche aufgebracht, mit allem was den Wein betrifft in einem Papyrus-Font. Am Rückenetikett findet man alles über den Wein, den Rebsortenateil sowie Empfehlungen zu Trinktemperatur und der Hinweis, dass der Wein am besten aus dem Burgunderglas genossen werden sollte. Daran halten wir uns selbstverständlich, füllen den Wein in die grosse Karaffe um und geben ihm erst mal zwei Stunden um sich auf seinen Auftritt vorbereiten zu können.

26. Oktober 2012 | 0 Kommentare ...alles

Riesling ‘Hugel’ Jubilee 2007

Brutal direkt wie eine echte Diva.

Ein Edeltropfen der etwas ‘störrisch’ ist, weil er brutal direkt ist was den Einsatz seiner ‘Waffen’ angeht.

Winzer/Weingut: Hugel & Fils, Riquewihr, Elsass, Frankreich.

Lage/Herkunft: Selektiertes Lesegut aus den besten Parzellen der Grand Cru-Lage Schoenenbourg in Riquewihr.

Flasche/Etikett: Knallgelb, wie üblich, klebt das Etikett auf der grünen Schlegelfache. ALSACE in rot und grossen Lettern oben, Riesling Hugel wie gehabt in schwarz unter den in goldenem Geflecht eingefassten Initialen der Familie Hugel. Der ‘Dreiberg’ wieder stilisiert und nur die goldene Bordüre am oberen Rand weist darauf hin, dass dieser Wein der ‘gehobenen Klasse’ angehört. Jubilee Hugel in weiss eingedruckt kündigt seine Exklusivität an.

Im Glas: Grünlich gelb schimmert der Edel-Riesling im Glas. Oder ist es gelblich grün? Schwer zu sagen. Auf jeden Fall leuchtet der Wein fröhlich vor sich hin und sieht sehr klar im Glas aus.

In der Nase: Die Nase zieht eine raffinierte mineralische Note hoch und das erste Aroma das sich in den Vordergrund drängt ist Petroleum. Mag sich für den einen oder anderen verwirrend anhören, ist aber ein durchaus üblicher ‘Duft’ und hat seinen ganz besonderen Reiz. Etwas Zitroniges steht daneben und auch Stachelbeeren treiben sich im Glas herum. Es riecht frisch, animierend und sogar ein wenig ‘wild’ obwohl hier kein Benzin im Glas ist sondern reinster Lagenriesling.

25. Oktober 2012 | 0 Kommentare ...alles